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Beitrag  Zeitglas Mo Okt 29, 2012 5:05 pm

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Zeitglas
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Beitrag  Yggi Mo Okt 29, 2012 5:05 pm

Morgen. 7 Uhr. Genau richtig. Wenigstens an ihrem ersten Schultag hier wollte sie pünktlich sein. Nun ragte vor ihr der Betonklotz in den Himmel, in dem sie fortan wohl mehr als die Hälfte ihrer Tage verbringen durfte. Na klasse. Es war nicht so, dass sie Schule an sich hasste, ihr gefiel nur die Vorstellung nicht, alles noch einmal von neuem beginnen zu müssen. Vor kurzem waren ihre Eltern umgezogen, geschäftliche gründe, wie sie ihr sagten. Herausgerissen mitten aus ihrer alten Schule, mitten im Jahr. Geschäftliche gründe duldeten wohl keinen Aufschub. Und genau deshalb, deshalb war sie jetzt hier.

Sie fuhr durch die Gänge, zog neugierige Blicke auf sich. Das kleine Rollimädchen auf großer Fahrt. Ein paar der Leute, die an ihr vorbeigingen, musterten sie skeptisch. Es war nur zu deutlich, dass sie ihr nicht zutrauten, hier, auf diese Schule zu gehen. Behinderte Menschen hatten auf die Sonderschule, oder besser noch, die Lebenshilfe, zu gehen, nicht hierher! Oh wie sie diese Vorurteile doch hasste… Aber so waren sie eben, ihre Mitmenschen, und es würde lange dauern, bis sie auch hier alle überzeugt hätte dass sie ganz normal war, nur eben nicht laufen konnte. Nicht mehr.

Endlich hatte sie den Aufzug gefunden. Sah schon besser aus als der an ihrer alten Schule. Wenigstens etwas. Sie streckte sich etwas, um den Aufzugknopf zu erreichen. Wieso waren die Dinger eigentlich immer auf einer Höhe angebracht dass nur ja kein Rollstuhlfahrer sie erreichen konnte? Eines der vielen Mysterien, auf die sie in ihrer Zeit als das Rollimädchen gestoßen war. Hinter ihr schlossen sich die Stahltüren, mit einem leisen, fast menschlich klingenden Seufzer setzte sich der Stahlkasten in Bewegung, lieferte sie am gewünschten Stockwerk ab. Wo sie fast von einem Haufen Schüler überrannt wurde. Kurz sah sie sich um, las ein paar Zimmernummern ehe sie die Orientierung wieder gefunden hatte und sich auf den Weg zu ihrem Klassenzimmer begeben konnte. Vor der Zimmertür stand schon die Klasse, ihre zukünftige Klasse, wartete darauf, dass jemand ihnen aufschloss.

Ein kurzes Lächeln stahl sich auf das Gesicht der jungen Frau. Es war doch überall das selbe, hier wie in ihrer alten Schule. Lehrer kamen immer zu spät. Die ersten ihrer zukünftigen Klassenkameraden drehten sich schon um, versuchten, sie möglichst unauffällig zu beobachten. Sie war die Neue, das unbekannte Wesen. Sie schenkte den Gaffern ein kurzes grinsen ehe sie rückwärts an die Wand ranchierte und ihr Gefährt auf zwei Rädern gekippt an die Wand lehnte. Jetzt ging das Getuschel los. Sie versuchte erst gar nicht, etwas zu verstehen, strich sich mit einer hand eine der schwarzen Strähnen beiseite, die ihr in die Augen gefallen war und musterte ihrerseits ihre neuen Kameraden. Wie lange es wohl brauchen würde, bis sie für sie nicht mehr das behinderte Etwas war, sondern einfach nur das Mädchen, das nicht laufen kann?

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Beitrag  Carina Mo Okt 29, 2012 5:06 pm

Der tollwütige Aufschrei eines jungen Mannes, tief und verärgert hallte durch den Gang. Um die Ecke geschossen kam eine zaundürre, schlaksige Gestalt geschossen, deren kurze braune Locken bei diesem Höllenlauf vergnügt auf und absprangen. Ein leises kichern, entfuhr der hoch gewachsenen Gestalt die einen sehr burschikosen Körper hatte, als sie hinter sich einen dumpfen Aufschlag hörte. Irgendjemand hatte dem hünenhaften Footballspieler ein Bein gestellt. Einen kurzen Moment hatte sie im Lauf gestockt, zwinkerte einer Gruppe Mädchen, verdächtig nahe des Gefallenen stehend und sie anlächelnd zu und setzte ihr übliches Grinsen auf.

„Du… MISTSTÜCK!“, knurrte er das letzte Wort durch das halbe Schulhaus brüllend. „Huch… es lebt“ die braunhaarige die man leicht mit einem gutaussehenden Jungen verwechseln konnte, zuckte nichts ahnend mit den Schultern und machte dann auf dem Absatz kehrt um weiter zu rennen, ehe dieser ungeschlachte Kerl aufgestanden war und sie zu Mousse au Maij verarbeiten konnte.

Sie schoss um die nächste Ecke, ließ es dabei nicht aus einen weiteren von diesen Kraftpaketen vom Footballplatz mit der Schulter anzurempeln und blickte sich um. „huuuiiiii…“, lachte sie, „ohoh… nein Maya du Vollidiot…“ murmelte sie grinsend aber mit zusammengebissenen Zähnen hervor als die Gruppe Kerle aufschoss. Hinter der jungen Frau war ein ganzes Rudel breitschultriger Kerle, die seit jeher einen Hass gegen Maij hegten. Schließlich war es Gang und Gebe, dass nur die hübschesten Mädchen der Schule Cheerleader wurden. Und es war normalerweise an den Schulen auch für üblich so, dass nur die Footballspieler jene Mädchen abbekamen. Normalerweise. Nicht an dieser Schule, denn der überaus begehrte und unangefochtene Frauenschwarm der Schule war dieses schlaksige Mädchen, das mit einer ganzen Meute im Nacken durch das Schulhaus rannte.

„AH! Meine Rettung!!“, rief sie erleichtert aus ihrer warmen aber etwas nach Raucher klingenden kratzigen Frauenstimme. Die überaus gutaussehende ~leider verheiratete~ junge Lehrerin drehte sich um und wurde geradezu von der jungen braunhaarigen Umgesprungen, als diese ihr ohne mit der Wimper zu zucken um ihren Hals fiel und sich eng an sie drückte. „Die töten mich!“ In anbetracht der unmittelbar skeptisch blickenden Lehrerin, machte die Truppe Männer schnaufend halt. „Gibt es hier irgendein Problem?“, fragte die engelsgleiche Gestalt fast schon mit erschreckend herrischer Autorität. Grummelnd drehten sich die Kerle mit ein paar weiteren Drohungen um und verschwanden wieder.

„Oh danke, danke, danke! Ich würde sie ja am liebsten umknutschen Mrs. Mason“, sagte Maij, die die Arme immer noch um den Hals der Lehrerin gelegt hatte und setzte das für sie typische Lächeln auf. „Untersteh dich…“, knurrte diese nur unfreundlich und schob Mayas Arme hinunter. Von dieser Reaktion ließ sich die junge Frau aber keineswegs irritieren, schnappte sich nur die Umhängetasche vom Gang, warf sie sich über und begann wieder zu reden. „Also für das, dass sie mein sagenumwobener Retter in höchster Not sind, hätte ich eher eine romantische Szene erwartet in der sie, ganz in heldenhafter Manier auf die Knie fallen und mit Ernsthaftigkeit sagen: ‚Oh meine holde Maid, ich musste zu deiner Rettung eilen, denn niiiieeee hätte ich es mir verziehen wenn du…’“ doch Maij konnte nicht aussprechen, denn als die Lehrerin gerade entnervt die Augen verdrehend die Zimmertür aufsperrte brach die Klasse in schallendes Lachen, aus, da sie die Sterbender-Schwan-Pose eingenommen hatte.

Dass am Rand eine Neue war, hatte die stets gut gelaunte in all der Hektik gar nicht mitbekommen, und war noch dabei der Lehrerin in den Ausschnitt zu schauen während sie einen Block und einen Stift, die einzigsten Utensilien die sie für nötig mitzunehmen hielt, auspackte. Mittlerweile hatten die Lehrer es aufgegeben, ihr Nachsitzen um Nachsitzen aufzubrummen sowie Mahnungen nach Hause zu schicken. Maya wohnte alleine mit ihrem verrückten großen Bruder zusammen. Die Eltern der beiden waren von je her unfähig gewesen und damals war ihr Bruder zu seiner Volljährigkeit abgehauen. Kein halbes Jahr hatte es gedauert, bis Maij seinem Beispiel gefolgt war und zu ihm flüchtete.

Es waren ein paar nervenaufreibende Wochen gefolgt, biss die Eltern schließlich eingewilligt hatten, das Sorgerecht auf ihren Bruder zu überschreiben. Monatlich kam das Geld für Miete, Wasser und Strom. Den Rest knauserten sich die Geschwister mit Gelegenheitsjobs zusammen. Nun im Falle ihres großen Bruders eher mit Wetten. Er war ein riesiger Kerl, sehr eigensinnig und oft auch grantig. Vielleicht hatte er einfach das Wesen des Vaters übernommen, denn sein Gemüt war einerseits eiskalt auf der anderen Seite heißblütig aufbrausend. Die Wetten die er einging gewann er meistens – er war Streetfighter. Und als solcher im Untergrund von den schönen Frauen begehrt, wie die Footballspieler von den Cheerleadern (abgesehen natürlich von dieser Schule), war er nicht oft Zuhause.

Erst jetzt bemerkte sie das hübsche Mädchen mit den blondschwarzen Haaren. „Hey duda!“ Sofort drehten sich alle Blicke zu ihr um, denn im Regelfall wusste sie alle Namen oder sprach einfach alle Mädchen mit ‚Schatz’ an, also wussten sie sofort wer gemeint war, und das allgemeine Interesse war geweckt. Sie grinste über beide Ohren. Was zum Teufel sollte denn das jetzt werden, dachten sich die Lehrerin als auch die anderen Schüler. Maij klopfte mit der Hand auf die freie Tischseite neben sich. „Du bist meine Rettung! Die Lehrer haben immer alle von mir weg gesetzt aber jetzt ist das der letzte freie Platz. Geile Sache oder?“ Sie warf einen kurzen Blick auf den Rolli des Mädchens schien zu überlegen und schob dann kurzerhand, ihren Tisch, der normalerweise außen Stand an den Mittelgang und den ihrer Banknachbarinnen nach außen.

„So… jetzt können wir uns in Ruhe vergnügen“, meinte sie lachend und zwinkerte der unheimlich gutaussehenden jungen Frau zu. Von ihr könnte sich ruhig einmal die ein oder andere viel zu dick geschminkte, wenn auch schöne Tussi eine Scheibe abschneiden. „Schön das du meinen Job übernimmst Maij, aber jetzt setzt dich hin und sei still, ich glaube hier möchte sich jemand vorstellen.“ Schließlich kam die ganze Klasse zur Ruhe setzte sich hin und blickte nun gespannt nach vorne. Die einzige die irgendwie immer noch in einer anderen Welt zu hängen schien, und sich über die Situation des Mädchens gar nicht wunderte war Maij. Lässig war sie tief an der Lehne hinabgerutscht und saß in der knallengen dunklen Hose etwas breitbeinig an ihrem Tisch und malte mit dem Bleistift auf der Bank herum und blickte nur hin und wieder nach vorne in Richtung Tafel, wo die Lehrerin und die neue gutaussehende waren.

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Beitrag  Yggi Mo Okt 29, 2012 5:07 pm

Wow! Nicht schlecht. Sie hatte in ihrem Leben schon einiges gesehen, einiges erlebt, aber das… \„Hätte ja nicht gedacht, dass mich gleich der Theaterclub empfängt!\“ Mit einem breiten Grinsen beobachtete sie das Schauspiel. Hey, vielleicht würde es hier ja doch nicht so langweilig wie sie es befürchtet hatte! Einen Jungen, der sich spontan an eine Lehrerin warf, so was hatte es an ihrer alten Schule nicht gegeben, geschweige denn dass jemand dann eine Spontaninterpretation irgendeines Theaterstücks hinlegte... Ihr Grinsen wurde noch einen Tick breiter, wenngleich sie nicht in schallendes Gelächter ausbrach wie ihre zukünftigen Kameraden. Ja, hier schien es sich aushalten zu lassen!

Die Lehrerin schien das ganze nicht ganz so spassig zu finden, wenngleich Nadja etwas verwirrt war, mit welcher Gelassenheit sie das alles hinnahm. Wenn an ihrer alten Schule jemand so eine Aktion gebracht hätte hätte es wahrscheinlich mit einem Verweis geendet, aber diese Lehrerin –ihre neue Lehrerin?- schien das etwas lockerer zu sehen… Oder war sie es gewohnt? Hier schien echt einiges anders zu laufen. Während Nadja damit beschäftigt war, sich auszumalen wie hier wohl ein ‚normaler’ Schultag aussehen mochte wenn alles schon mit so etwas begann hatte die Lehrerin ihr Anhängsel endgültig abgeschüttelt und die Klasse ins Zimmer gelassen.

Sofort stürmte der Pulk in das Verlies, in dem er den restlichen Vormittag verbringen durfte. Sie hatte es nicht so eilig, sah den Schülern zu wie sie sich ihre Plätze suchten. Den Jungen hatte sie aus den Augen verloren. Mit einem leisen seufzen lehnt sie sich etwas vor, woraufhin der Stuhl das Gleichgewicht verlor und mit einem lauten Scheppern wieder zurück auf alle vier Räder kam. Die letzten, die noch nicht im Zimmer verschwunden waren, drehten sich um, wollten dem armen hilflosen Mädchen, das da aus dem Rollstuhl gefallen war, zu Hilfe eilen. Sie schenkte ihnen ein kurzes Lächeln, fuhr mit einer Seelenruhe an den verdutzten Schülern vorbei und sah sich im Klassenzimmer um.

Die meisten Tische waren schon belegt, und die wenigen, die noch frei waren, wurden soeben von den Nachzüglern angesteuert. Na klasse. Das Mädchen sah sich schon irgendwo hinten im Eck an einem eigens für sie hereingeholten Tisch versauern, alleine und zu Tode gelangweilt, doch dann traf ihr Blick wieder auf diesen Jungen von vorhin. Auch er schien sie bemerkt zu haben, ihre Blicke trafen sich. Er lächelte, nein, er lächelte nicht, er grinste. Das zufriedenste Grinsen, das sie je gesehen hatte. “Ich deine Rettung?“ Sie grinste zurück, legte den Kopf etwas schief als würde sie angestrengt nachdenken., wobei ihr wieder einige Strähnen ins Gesicht rutschten. “Okay, aber dafür musst du mich auch vor der Langeweile retten, Deal?“ Dem Grinsen nach stand der Handel wohl.

Nadja schnippte kurz die Haare, die vor die Augen geglitten waren, beiseite, überlegte sich gerade, wie sie wohl am günstigsten durch das Labyrinth aus Stühlen, Schülern, tischen und umgekippten Büchertaschen manövrieren sollte, als der Junge aufstand und seinen Tisch an den Mittelgang schob. Gut, das vereinfachte die Sache deutlich. Sie schenkte ihm ein Lächeln, nickte ihm freundlich zu und wollte gerade an seine Seite fahren, als die Lehrerin das Wort ergriff und sie nach vorne beorderte. Das mit dem ‚in Ruhe vergnügen’ musste wohl noch warten.

Nadja erwiderte noch einmal kurz das Zuzwinkern, ehe sie der Lehrerin gehorsam vor die Tafel folgte. Die gesamte Klasse starrte sie an, die gesamte Klasse, bis auf diesen Jungen, der das ganze eher gelassen nahm. Sie mochte ihn jetzt schon. Nicht nur, dass er sie, das Rollstuhlmädchen, scheinbar ohne jegliche Vorurteile aufnahm, er war einfach erfrischend anders. Für alles offen. Sie hoffte, in ihm schon die erste Freundschaft an dieser Schule gefunden zu haben, und hey, für den ersten Tag war das doch eine gute Ausbeute, oder? Nun stand –nein, wohl eher saß- sie hier vor der Klasse und überlegte fieberhaft, was sie jetzt sagen sollte.

“Äh, ja, ich bin die Neue hier. Heiße Nadja Vehian, bin vor ein paar Tagen hierher gezogen und werde hier wohl auch in die Schule gehen.“ Sie wartete kurz, hoffte, die Lehrerin würde sie erlösen bevor die Fragenflut über sie hereinbrach, aber diesen gefallen tat sie ihr nicht. “Wie ihr vielleicht schon gemerkt habt kann ich nicht laufen.“ Ein Murmeln ging durch die Klasse. Jetzt war sie wohl an dem Punkt angelangt, der sie interessierte. "Hab mich als kleines Kind mit nem Auto angelegt, und, na ja, das Auto hat eben leider gewonnen. Seitdem muss ich auch immer meine vier Räder dabei haben.“ Wieder so eine Pause, schweigen.

Nadjas Finger spielten nervös mit dem kleinen Glöckchen, das an dem seidenen schwarzen band um ihren Hals hing. Das Schmuckstück hatte ihr vor langer Zeit ein Freund geschenkt, sie trug es eigentlich jeden Tag. Vor allem jetzt, da sie ihn wohl kaum so bald wieder sehen würde. Endlich hatte die Lehrerin erbarmen, bedankte sich förmlich und schickte sie auf ihren Platz.

Leise quietschten die Gummireifen, als sie eine kleine Slalomeinlage zwischen den umgekippten Büchertaschen hinlegte um an den Tisch des Jungen zu kommen, was gar nicht einmal so einfach war ohne irgendwelche Schulbücher zusammenzufahren, doch schließlich hatte sie es doch geschafft, parkte vorsichtig neben ihm ein, lächelte ihn freundlich an. „So, vielen Dank noch mal für den Platz!“ Sie lächelte ihn freundlich an während ihre Hand die kleine Tasche durchsuchte, die an einer der beiden Schiebestangen hing.

Seltsam… jetzt, so aus der Nähe betrachtet… Der Junge, er hatte irgendwie doch etwas feminines…sie gab sich mühe, ihn –oder sie?!?- nicht allzu auffällig zu mustern. Und tatsächlich, es kamen ihr immer mehr Zweifel, ob ihr vermeintlicher neuer Freund nicht doch eine Freundin war… Schlank, hoch gewachsen… auf eine ganz besondere Art wunderschön… verdammt, wenn es ein Junge wäre könnte sie sich verlieben… Vielleicht war es auch dieser hauch von Weiblichkeit, der ihn so interessant, machte… Sie musste es wissen, jetzt. Und eigentlich… gab es ja auch eine ganz einfache Methode, es herauszufinden! “jetzt weißt du meinen Namen… Darf ich dich nach deinem Fragen?"

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Beitrag  Carina Mo Okt 29, 2012 5:07 pm

Unförmige Symbole und Gesichter, die alle eher der Hand eines Erstklässlers zu entspringen schienen, statt einem Oberschüler, zierten bereits die komplette Tischhälfte von der jungen Frau. Nun vielleicht ein bisschen mehr. Viel mehr. Nur noch ein kleiner Spalt war auf der Seite übrig geblieben, der einfach nicht in den Radius ihrer zerstörerisch zeichnenden, konnte man bereits sagen, Hand fiel.

Während der Rest der Klasse leicht betroffen und unsicher vor sich hin murmelte, lachte Maij leise vor sich hin. ‚…und das Auto hat gewonnen’, war ein Satz den man zur Unterhaltung von Göttern hätte anbringen können. Nicht das Maij in geringster Weise schadenfroh war, nein vielmehr fand sie die Art, über sich selbst zu reden äußerst beeindruckend.

Kaum war die Wunderschöne neben ihr angelangt, legte sie los. Das war sozusagen ihre zukünftige Beute. „Kein Problem“, sagte sie aufgrund des Platzes und fügte dann noch hinzu: „… zu dem mit vorhin und dem gegenseitigen vertrösten in langweiligen Stunden: ich denke wir kommen ins Geschäft.“ Gerade streckte sie ihr grinsend die Hand fürs Einschlagen hin als ein unheimlicher Schmerz knapp über ihrem Auge aufzuckte und sie sich dann die Hand aufs Gesicht schlug.

Ein schrecklicher Laut war ihren Lippen entfahren und sofort erblickte sie mit dem noch freien Auge, den Übeltäter der Schmerzbereitung. Auf ihrem Tisch lag der kümmerliche Reststummel einer Tafelkreide und grinste sie bösartig an. Wieder die herrische Stimme der Lehrerin, doch diesmal nicht so gefasst wie vorhin durch das Zimmer ertönte und alle Tuscheleien sofort zum Schweigen brachte, obwohl sich die Zornesäußerung nur an eine richtete: „Maij Vittorio!!! Ich bin es Leid mit dir.“

Vorsichtig tastete die eben Gescholtene über den Knochen, knapp über dem Auge, auf dem sich eine kleine Beule gebildet hatte. „Sie dominantes Weibsstück. Ich werde sie verklagen – sie können doch nicht einfach Schüler mit Kreide abknallen. Sind wir hier beim Militär oder was?!“, rief sie empört aus, doch jeder konnte den Schalk im Nacken der fröhlich winkte unterhalb ihrer kurz geschorenen Haare und über dem Rücken sehen. Die Lehrerin hob skeptisch eine Augenbraue, nahm die restliche Packung Kreide und hob sie drohend hoch. „Ich hab noch unendlich Munition, falls du danach fragen wolltest“, quittierte sie Mayas Drohung mit einem gelinden hämischen Lächeln auf den Lippen.

Die Schüler wieherte bereits aufgrund des Wortgefechtes und kaum war ein Moment kurzer Stille eingetreten setzte die Lehrerin einen oben drauf: „… außerdem könnte ich dich wegen sexueller Belästigung von Autoritätspersonen verklagen. Thema beendet.“ Maij war für einen Moment die Kinnlade hinunter geklappt ehe sie dann zu Grinsen begann. Diese Lehrerin war eine wahre Meisterin der Ausdruckskunst. Wer hatte wohl noch seine Zunge so gut im Griff, wie sie? Ein schrecklich perverser Gedanke kam Maij und sie musste sich ein Lachen verkneifen, wandte sich stattdessen mit einem sprühenden Grinsen auf dem Gesicht zurück an ihre neue Banknachbarin und zückte wieder ihren Bleistift der nach der heimtückischen Attacke der Klassleitung zu Boden gefallen war. „Maij Vittorio – wie du mitbekommen hast“ kritzelte sie in ihrer schrecklich schlampigen und eckigen Schrift auf den Tisch.

Von den kleinen Zweifeln die gerade Nadjas Geist plagten bekam sie nicht viel mit, doch spürte sie den Blick der über ihren Körper und ihr Gesicht wanderte und war sich absolut klar, dass ihre Nachbarin nicht wusste ob sie ein Junge oder ein Mädchen war – nichts Neues. Maij war flach wie ein Brett, hatte nicht einmal den Ansatz einer Hüftkurve aber auch keine für Männer typischen breiten Schultern. Sie war einfach nur, das was viele Frisör an Frisuren schätzten: Unisex. Genauso androgyn wie ihr aussehen war auch der Name. Maij konnte man einen Jungen als auch ein Mädchen nennen und so würde das ihrer Banknachbarin nicht viel Aufschluss auf ihr Geschlecht geben.

Mit einem letzten kurzen Lächeln heftete sie dann still schweigend den Blick an die Tafel, malte abwechselnd auf ihrem Block und dem Tisch herum, während die Worte der Lehrerin aber nicht wirklich an ihr Ohr drangen. Manchmal fragte sie sich überhaupt wie sie es geschafft hatte bis in die Oberstufe vorzurücken. Es war ihr erstes Jahr nach der Mittelstufe und die Prüfungen zum Ende des Jahres – Himmel! Wenn sie daran dachte, schlich sich ein Grinsen auf ihr Gesicht, denn sie hatte gelernt wie noch nie in ihrem Leben zuvor.

Nun es war wohl eher folgende Szene: Maij lag, eine ihrer neuen Errungenschaften im Arm, unten am Strand und turtelte mit dieser quietschvergnügt vor sich hin, als eine Schulfreundin von ihr den langen Schatten auf das Pärchen warf. „Darf ich fragen was du hier machst? Morgen fangen die Prüfungen an, du solltest gefälligst lernen!“ Ein panischer Blick, große Augen. „MORGEN?! Oh mein Gott!“ Wahrscheinlich hatte Maij an diesem Nachmittag den 2000-m-Frauen-Weltrekord im Sprinten gebrochen, als sie nach Hause rannte, doch das ist nur eine Vermutung.

Eben jenes Mädchen, das ihr damals die Prüfungstermine unterbreitet hatte, lehnte sich jetzt von der anderen Seite hinüber und legte ihr einen Arm um die Schultern während sie skeptisch die Kinderzeichnungen auf der Bank betrachtete. „Mein Liebling… sag mal wie hast du es gleich in die Oberstufe geschafft?“ Maij lachte auf, „ich hab gerade an genau das selbe gedacht!“ Sie lehnte sich zu Nadja hinüber: „du musst wissen, diesen Sommer…“ doch konnte sie nicht fertig reden, denn Julia, ihre Banknachbarin unterbrach sie: „…hat unser Schulprinz 200 Frauen gevögelt, am Tag der ersten Prüfungen mich, und danach hab ich meine Süße nie wieder anfassen dürfen.“

Schelmisch girnste sie Julia, ebenfalls wie Maij brünett, an. „Glaub ihr kein Wort, Nadja. Ich bin der anständigste Kerl, den du auf diesem Planeten findest.“ Erst jetzt bemerkte sie, wie sie ihre Banknachbarin, die ja noch immer nicht wirklich wusste was Maij nun wirklich war, mit diesen ständigen geschlechtswechselnden Begriffen verwirrte.

Gerade als sie sich erklären wollte, ging diesmal eine ganze Kreiden-Salve auf die Bankreihe nieder. „Und da wundert sich einer, dass laufend die Schulgebühren wegen Materialverschleiß erhöht werden“, murmelte Maij mehr zu sich selbst als zu jemand anderem.

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Beitrag  Yggi Mo Okt 29, 2012 5:08 pm

Na ganz klasse. Sie hatte es also mal wieder geschafft, das Gesprächsthema Nummer 1 zu werden, wie jedes mal, wenn neue Schüler in ihrer Klasse waren. Sie wusste nur zu gut, was jetzt kommen würde, hatte Mühe, nicht die Augen zu verdrehen. Die eine Partei würde anfangen, sie zu bemuttern, schließlich musste man dem armen Ding im Rollstuhl ja helfen, und die andere Partei würde sie als Freak abstempeln und sie ignorieren.

Zu ihrer Verwunderung und Freude schien ihr Banknachbar- oder eben Banknachbarin? sich keiner der beiden Parteien anzuschließen, und, wie ihr auffiel, war er der Einzige, der sich traute, sich offen über ihren kleinen Euphemismus zu amüsieren. Er akzeptierte sie einfach, wie sie war, und damit Ende.

“Es war mir eine Freude, mit Ihnen Geschäfte zu machen.“ Es viel ihr nicht sonderlich schwer, die distanzier-höfliche Floskel authentisch herüberzubringen, schließlich hörte sie ihren Vater das täglich mehrmals am Handy sagen, nur ihr Gesichtsausdruck passte noch nicht ganz, wohnte doch ein fettes Grinsen auf ihren Lippen Und gerade, als sie, wie es unter Handelspartnern üblich war, den Handel mit Handschlag bekräftigen wollten, sah sie eine Bewegung aus den Augenwinkeln.

Im nächsten Augenblick zuckte die Hand des Jungen weg. Nadja wusste im ersten Moment nicht wirklich, was passiert war, doch das auf dem –im Übrigen wunderbar verziertem- Tisch tanzende Kreidestückchen sprach Bände. Also war ihre alte Schule nicht die einzige, in der die weißen Geschoße tief flogen. Und dieses Exemplar hier hatte wohl ihren Nachbarn erwischt, direkt über dem Auge. Dann meldete sich die Lehrerin wieder zu Wort, und zwar mit einer Lautstärke, dass es Nadja fast rückwärts aus dem Stuhl gefegt hätte.

Okay, gut, sie hatte nach dem Namen gefragt, aber sie hätte nie gedacht, ihn so zu erfahren… Gerade überlegte sie sich, ob es sinnvoll wäre, sich zu melden und Maij zu verteidigen, immerhin hatte ér das Geschoss abbekommen und nicht geworfen, als sie zu ihrem Schrecken feststellen musste, wer die Kreide wirklich geworfen hatte. Okay, DAS war ihr neu. Lehrer, die Schüler unter Kreidebergen begraben wollten…? Verkehrte Welt. Und der Reaktion der Klasse nach zu urteilen war das auch nicht das erste mal, dass so etwas passierte, kleinere Kreidescharmützel zwischen Lehrern und Schülern… Normal?

Auch Maij nahm es gelassen, konnte sie doch deutlich unter der harten Anklage die Belustigung heraushören. Bei dem darauf folgenden Wortgefecht saß sie einfach nur mit großen Augen da, sah zwischen Maij und der Lehrkraft hin und her. Unglauben. Sie hatte schon Maijs Aktion auf dem Gang als Selbstmord beurteilt, aber das jetzt… Sexuelle Belästigung von Autoritätspersonen?

Mit jeder Sekunde, die sie in dieser Schule verbrachte, wuchs ihr Gefühl, dass es ihr hier nicht so schnell langweilig werden würde… Und das dürfte nicht zuletzt an ihrem Banknachbarn liegen. Dieser hatte bei dieser Anschuldigung zwar sehr wohl gezuckt, jedoch bei weitem nicht in die Verzweiflung ausgebrochen, die man bei SO einer Anschuldigung erwarten konnte. Und, schlimmer noch, er hatte die Anschuldigung nicht zurückgewiesen, nicht bestritten, niemals. Entweder war das hier eine Art Insider zwischen Schüler und Lehrer –was an sich beängstigend genug wäre-, oder aber sie saß hier neben einer echt faszinierenden und mutigen Person, im Guten wie im Schlechten. Aber das Schlechte ließ sich locker ausblenden in Anbetracht der Langeweile, die einen anderweitig befallen könnte.

“Maij… Maij Vittorio“ Sie murmelte den Namen einige male leise vor sich hin um sich ihn einzuprägen. Ein ungewöhnlicher Name. Ein ungewöhnlicher Name für eine ungewöhnliche Person, wie passend! Allerdings… wurde sie aus dem Namen auch nicht schlauer, ob sie jetzt einen Jungen oder ein Mädchen vor –beziehungsweiße neben- sich hatte. Und auch vom Aussehen… Hoffnungslos, auf das Geschlecht zu tippen, es war fast, als würden für beides die Merkmale fehlen… Wie bei einer Puppe, androgyn, aber wunderschön…

Gerne hätte sie sich noch mehr mit Maij unterhalten, jedoch begann die Lehrerin den Unterricht, und nach der Aktion mit der kreide wollte sie sich diese Person nicht zum Feind machen, zumindest nicht schon am ersten Tag… Also fischte sie noch einmal in der kleinen Tasche ehe sie ein Schlampermäppchen und einen Block gefunden hatte. Mehr hatte sie heute nicht dabei, sie würde sich nachher bei der Lehrerin erkundigen müssen, was sie brauchte.

Bei Maij, das hatte sie schon erkannt, würde diese frage wenig Früchte tragen. Nun saß sie hier, schrieb halb mit, zeichnete halb auf dem Rand ihres Blockes, bis sie einsah, dass sie vom Stoff ohne etwas Nachhilfe eh nichts verstehen würde, die Seite ausriss und begann, auf der neuen Seite irgendwelche Kritzeleien. Maij sollte nicht der einzige Künstler im Raum bleiben. Nach und nach vertiefte sie sich immer mehr in ihre Arbeit, eine kleine Skizze der Lehrerin, daneben eine improvisierte Kreideschleuder…

Schon in ihrer alten Schule hatte sie gerne kleine Zeichnungen an Heftränder angefertigt, die den Tagesverlauf dokumentierten… unter der Lehrerin entstand ein kleines, ebenso improvisiertes Porträt von Maij, daneben ein kleines Selbstporträt, darunter in geschwungener Schrift die Frage ‚Freunde?’ gerade, als sie auch diese Seite ausreißen und zu Maij hinüberschieben wollte mischte sich eine andere Schülerin ein, stellte die Frage, die sich Nadja angesichts der künstlerischen Betätigung auf dem gesamten Tisch auch schon gefragt hatte, jedoch wollte sie auf diese Frage nicht wirklich eingehen.

Das nächste Thema war dafür um so interessanter. Schulprinz? 200 Frauen gevögelt? Gut, zusammen mit der Aussage der Lehrerin komplettierte das das Bild in ihrem kopf, Maij war definitiv ein Junge, und schien das auch gerne jedem beliebigen Mädchen tatkräftig zu beweißen. Interessanter Fang für den ersten tag, wirklich. Ob sie als eine unter vielen enden würde? Oder als die exotische Frucht? Schließlich waren Rollstuhlmädchen schwerer zu finden als normale. Auch die Aussage mit dem ‚in ruhe vergnügen’ klang jetzt schon anders als zuvor…

Maijs Einwurf klang dagegen wie Hohn. Und die ganze Zeit hatte Nadja gegrinst, dämlich gegrinst, denn immer wieder schoss ihr der Gedanke durch den kopf, um wie viel interessanter hier der Unterricht doch war. Dafür nahm sie es auch gerne in kauf, neben einem Schürzenjäger zu sitzen. “Danke für die Warnungen!“ Sie musste sich das Lachen verkneifen, was ihr nur mit Mühe gelang. “Werde mich dann wohl hüten müssen vor dem großen bösen Vergewaltiger, wie?“ Kurz, ganz kurz schoss ihr der Gedanke durch den kopf, dieser dumme Gedanke, dass sie nicht einmal SO viel dagegen hätte mit diesem Jungen im Bett zu landen… nett, gut aussehend… Nur das mit dem Casanova spielen gefiel ihr nicht so recht, eine unter vielen, das war nicht ihr ding.

Und gerade, als der Gedanke vorüber geflogen war, tat das auch die erste Kreide, schlug hinter ihr am Boden auf. “Ou shit!“ mehr brachte sie nicht mehr heraus ehe die nächste kreide, dieses mal präziser, sie direkt an der Stirn traf, ihr einen kurzen, Aber heftigen Schmerz durch den Körper jagte und anschließend, als wäre nichts gewesen, einfach herunterfiel. Und genau in ihrem Ausschnitt landete.

Nur mit Mühe konnte sie einen weiteren Fluch unterdrücken, sie hatte jetzt wichtigeres zu tun, nämlich ihr nacktes Leben zu retten! Die nächsten Kreiden galten zum Glück nicht ihr, vielleicht war das der Rollibonus, vielleicht einfach Glück, aber mehr bekam sie fürs erste nicht ab. Vielleicht sollte sie doch lieber weiterzeichnen als sich lautstark zu unterhalten… Endlich hatte sich die Lehrerin wieder der Arbeit an der Tafel zugewandt.

Nadja nutzte die Gelegenheit, um Maij mit einem schiefen Lächeln ihren Zettel vor die Nase zu schieben, während sie fieberhaft überlegte, wie sie die Kreide aus dem Ausschnitt bekam ohne dabei besonders komisch auszusehen…

Yggi

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Beitrag  Carina Mo Okt 29, 2012 5:09 pm

Maij die das Geschoss sehr wohl mitbekommen hatte, lehnte sich hinüber und zog den Ausschnitt des Mädchens ein Stück nach vorne um hinein sehen zu können. „Aha! Da haben wir den Übeltäter!“ Und ohne das geringste Zögern, langte ihre Hand hinein und fischte das kleine Kreidestück heraus, dass sich über dem Bügel festgesetzt hatte. „Netter Ausblick. Einblick. Wie auch immer du es nennen magst“, grinste sie schelmisch.

Dann ging die ganze Reihe schreiend unter Büchern und Heften in Deckung, denn es waren keine großbögigen Flugparabeln, die die Geschosse der Lehrerin beschrieben, sondern zielgerichtete direkt auf die Schüler zugeworfene Kreiden. Das würde mehrere blaue Flecken hinterlassen. Als der schwere Beschuss schließlich endete, zog Nadja ihren Block vom Kopf und sogleich regnete ein Dutzend kleiner Kreidestummeln zu Boden. „Was sich liebt, das L…“ der Buchstabe ging in einem vorgetäuschten kurzen aber dafür umso lauteren Hustenreiz unter: „…neckt sich. Den Spruch kennen sie doch Mrs. Mason?“

Ein paar wenige die den kurzen Buchstabendreher mitbekommen und verstanden hatten, kicherten leise. Als dann jedoch die Lehrerin mit vor der Brust verschränkten Armen ihren herrischen Blick auf Maij fallen ließ, bekam diese ein wenig Bammel. Selten war die Lehrerin so ruhig aber, dann mit den Augen, derartig brennend, als würde die Stunde der Vollstreckung nahe sein, und sie der bösartige Exekuteur, daraufhin zu seiner Genugtuung kommen. Also hatte SIE den Buchstabendreher unter Garantie mitbekommen: „Nachsitzen.“

Julia neben ihr lachte gespielt verwundert und ach ein bisschen neckisch auf: „oho, Mrs. Mason?!“ Maij beendete schließlich ihren Satz: „… nach einem solchen Kommentar um ein Date zu bitten! Was soll ich armer Kerl nur davon halten? Und das ganze auch noch richtig offiziell vor der ganzen Klasse! Sind sie sicher das sie zu der Sache stehen können?“ Maijs Worte, vor Ironie triefend, spielten nicht nur darauf an, dass es sich in so einem Fall um eine verbotene Lehrer-Schüler-Beziehung handelte, sondern auch noch darauf, dass Maij ein Mädchen war.

Das letzte Kreidegeschoss für diese Stunde, traf die junge braunhaarige unsanft am anderen Auge. ~scheisse die wird immer besser~ Für den Rest der Doppelstunde war schließlich Schweigen eingekehrt und die Schüler mussten sich mit den von Lehrern tolerierten, geschriebenen kleinen Zetteln abfinden.

Erst jetzt, sah die hoch gewachsene Nadjas Zeichnung, krallte sich sofort unbefragt den Zettel und kritzelte unter die schöne von ihr ein ‚Klaro’. Jetzt im direkten Vergleich zu der ihrer Banknachbarin, war Maijs Schrift einfach nur eine groteske Krankheit für das Auge. Die Skizze die sie darunter setzte war nicht viel besser.Völlig falsche Proportionen, keine Schattierungen und zu allem Überfluss auch noch viel zu lichte Haare. Nun wenigstens waren es die Haare, die bei den beiden Gesichtern Vermutungen über die Vorlagen der Skizze aufkeimen lassen könnten. Das Gesicht mit 5 in verschiedene Richtungen stehenden Löckchen, krauser Nase und schelmisch zusammen gekniffenen Augen leckte dem zweiten Gesicht, mit hell gezeichneter längerer Haarpracht und ein paar schwarzen Strähnen gemein über die Lippen.

Maij setzte ein ‚nah wie wärs mit uns zwei? Oder uns drei?’ In Klammern fügte sie noch schnell ein Gesicht hinzu, das eine Brille trug, streng schaute und folglich wahrscheinlich Mrs. Mason sein konnte. Dann setzte sie noch in der schrecklich schwer zu entziffernden Schrift ein ‚(Frag bitte nicht warum ich im Kunstzweig bin, und wie ich es so weit geschafft habe, außerdem – wenn du das Gekrakel entziffern kannst, kriegst du unter Vorlage dieses Wisches wahrscheinlich problemlos ein Stipendium für ein Archäologiestudium)’, hinzu.

Wieder mal, stellte Maij fest, dass sie außer dummen, halbstarken Sprüchen ziehen, und betörend auf Frauen wirken, nicht viel konnte. ~Die Besten Talente für eine rosige Berufszukunft…~ Der Gedanke daran, langweilte sie furchtbar. Natürlich gab es ein paar Dinge die sie konnte – schließlich hatte jeder ein paar Gaben. Nur das es sich bei ihr entweder um perverses handelte oder anderweitige Sportarten dessen Ziel daran bestand, sich nicht von dem Freund, einer kürzlich beglückten Errungenschaft totschlagen zu lassen.

Vielleicht war es ja auch keine Gabe sondern einfach der Fakt, dass die junge Frau in solchen Hinsichten wohl mehr Lebenserfahrung als in allen anderen Bereichen zusammen hatte. ~deprimierend~

Als der Gong zur nächsten Stunde läutete, und alle von Kunst zu Mathe umräumten, packte Maij hastig ihre Sachen zusammen. „Ehr Julia…?“, setzte sie mit wenn auch ein bisschen unsicherer Schmusekaterstimme an. Diese verdrehte nur die Augen „jah jah natürlich – wie immer“ Maij atmete erleichtert auf, stand schließlich mit der Tasche über der Schulter auf und hauchte ihrer Banknachbarin Julia einen Kuss auf die Wange die sofort errötete. Kaum war sie um den Tisch herum gekommen winkte sie Nadja zu „Mathe is’ nichts für mich. Bei den Doppelstunden lass ich mich immer krank schreiben.“

Gerade als sie sich zum gehen gewandt hatte drehte sie sich dann aber doch noch mal um und ließ ihre weichen Lippen die Backe der Neuen streifen. „Nicht das du mir noch eifersüchtig wirst – wurde sowieso mal Zeit das wieder ein hübsches Mädchen auftaucht und Julia Konkurrenz macht.“ Sie zwinkerte beiden verschwörerisch zu und Julia, die von solchen Wörtern wie ‚Konkurrenz’ nichts hielt, lachte nur. „Mach dir nichts draus“, flüsterte sie ungehört von Maijs Ohren zu Nadja. „Bei Maij hat sowieso niemand eine Chance auf mehrere Male. Konkurrenz gibt’s folglich keine.“

Von der anderen Seite kam noch von einer anderen ein neckischer Kommentar als sie schon halb auf dem Gang war. „Und was ist mit dem Rest? Wir kriegen keinen Kuss?“ Maij winkte lachend ab: „Euch muss ich leider vertagen, ihr wisst ja: Prioritäten und so.“ Ohne sich umzudrehen hatte sie die Hand ein wenig gehoben und winkte der Klasse die nun lachte, und nicht einmal zu einem viertel mit Jungs bestückt war, mit dem Handrücken zu, ehe sie auf den Gang verschwunden war.

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Beitrag  Yggi Mo Okt 29, 2012 5:10 pm

Egal, wie sehr sie auch kämpfte, das verdammte kleine Kreidestück wollte und wollte nicht wieder herauskommen, im Gegenteil, es rutschte eher noch weiter in die Gegenden, wo sie es am wenigsten gebrauchen konnte. Aber… Was sollte sie machen? Die einzige Möglichkeit, es herauszukriegen, war jetzt wohl ein beherzter Griff in Richtung der delikateren Körperstellen, aber sie… Sie konnte sich doch nicht vor der gesamten Klasse an die Brüste grapschen! Selbst wenn sie wusste, dass es die einzige Möglichkeit war, es nicht die ganze Stunde an der vermaledeitesten –na gut, zweitvermaledeitesten- Stelle, die sie sich vorstellen konnte, zu haben! Sie konnte es einfach nicht!

Wie gut, dass es Maij ihr abnahm. Bevor Nadja auch nur irgendetwas sagen konnte hatte ihr Nachbar ihr den Ausschnitt weit aufgezogen und ließ seinen Blick unter den Stoff gleiten. Ohne dass sie etwas dagegen tun konnte entsprang ihrer kehle ein erschrockenes Fiepen während sich die Röte sofort aufmachte, ihren Kopf einen neuen Teint zu verpassen.

Verdammt, das war nicht sein Ernst oder? Er konnte doch nicht –noch viel weniger als sie es gekonnt hatte-, er konnte, DURFTE doch nicht einfach…! Er tat es trotzdem. Die Röte hatte den Kampf um die Vorherrschaft in ihrem Gesicht sofort gewonnen als die Finger ihres Nachbarn sich schnell und zielstrebig zu den Bereichen ihres Körpers vorarbeiten, die bis jetzt nur ihr Freund und –zugegebenermaßen- auch sie selbst berührt hatten. Die Berührungen, auch wenn sie nur Sekundenbruchteile dauerten, die Berührungen seiner Finger auf ihrer nackten Haut jagten einen ebenso kurzen, aber doch wohligen Schauer durch ihren Körper.

Verdammt, war sie schon so verkommen dass sie sich an den Berührungen eines ihr fast fremden Jungen aufgeilte? Ja, so weit war sie wohl schon, wie sie sich eingestehen musste, was der Röte in ihrem Gesicht noch einmal einen Aufschwung bescherte. Verdammt! Seine Finger waren schon längst wieder aus der Gefahrenzone, hatten die Wurzel alles Übels schon längst entfernt, und trotzdem, fast bildete sie sich ein, diese Berührung, diesen Hautkontakt, immer noch zu spüren. Angenehm. Ganz anders als bei Kai, ihr Freund und vielleicht Lebensgefährte in Spee. Nicht, dass sie seine Streicheleinheiten im Bett nicht genossen hätte, aber… Das hier war einfach ganz anders! Maijs Fingern fehlten diese Zärtlichkeit, mit der Kai sie immer berührt hatte, das gefühlvolle. Dafür… waren sie um Längen geschickter gewesen…

Wie Maij sich wohl im Bett… MOMENT MAL?!? Wo dachte se da hin?!? Am liebsten hätte sie sich selber eine geknallt, aber dann hätte sie der Rest der Klasse wahrscheinlich noch schiefer angeschaut als er es eh schon tat! Sie war so etwas wie vergeben! Da konnte sie doch nicht einfach… Solche Gedanken haben! Gnah! Sie biss sich mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, auf die Lippe, A, um diese Gedanken los zu werden, und B, um ihrem Körper endlich klarzumachen, dass da nichts war! Als sie ihre Gedanken gerade wieder EINIGERMAßEN auf einen Punkt gerichtet hatte, der nicht in die Schublade FSK 18 gehörte, schüttelte sie kurz ihren kopf, sodass ihre langen blonden haare sie kurz umspielten und sich anschließend wie ein Vorhang über ihr Gesicht legten.

Wie dankbar war sie, nicht wie sonst dieses kleine Stirnband zu tragen, das eben genau das verhindert hätte. Sie wollte nicht, dass irgendjemand, und allen voran Maij, ihren tomatenroten Kopf sah. Obwohl es gegen alle ihre Prinzipien ging, auf Maijs Beurteilung fiel ihr einfach kein bissiger Kommentar ein, die Schreibmaschine in ihrem Hirn schien Ladehemmung zu haben, und der Schreiberling da oben war mit den Gedanken ohnehin wo ganz anderes.

So grinste sie nur über beide Ohren und hoffte, dass Maij es nicht falsch –okay, eigentlich eher richtig- interpretierte und sich Chancen ausrechnete. Zu ihrem Glück unterbrach die Lehrerin diesen doch so romantischen Moment, ein erneuter Hagelschauer aus der Kreideschachtel peitschte über die Bank. Maij und Kollegen ergriffen reflexartig ihre Kreideabwehrschilde –oder, wie sie der Volksmund nannte, Hefte- und suchten dahinter Schutz, doch Nadja, die Angriffe aus dieser Richtung beim besten Willen nicht gewohnt war, bekam schon wieder eine volle Breitseite ab. Ein leises “Treffer, versenkt!“, mehr geknurrt als gesprochen, kam aus ihrem nun nicht mehr ganz so breit grinsenden Mund während sie sich die Stirn rieb. Schon wieder.

Sie sah es kommen, am Nächsten tag würde sie mit Fahrradhelm kommen! Aber wenigstens hatte der Dumpfe Schlag gegen die Schläfe die dreckigen Gedanken wieder zurück in ein dunkleres Eck ihres Verstandes gestoßen, wo sie hoffentlich auch mal blieben… Und hey, auch das Kreidestück hatte dieses mal den Anstand, einfach zu Boden zu fallen ohne einen Zwischenstopp an einem wärmeren Ort einzulegen. Also alles wieder in normalen Bahnen.

Bis eben dieser Versprecher kam. Sofort brachen Gedanken ganz neuer Perversität in ihr Oberstübchen ein, das Grinsen wurde wieder breiter, und dieses mal konnte auch sie sich das Lachen nicht mehr verkneifen. Vor allem, weil sie Maij nach allem, was sie bis jetzt von ihm gehört, gesehen und vor allem gespürt hatte, das durchaus als Freudschen Versprecher zutraute. Trotz allem, ein vernichtender Blick seitens der Lehrerin brachte ihr Lachen zu einem abrupten Verstummen, auch wenn sie sich selbst ausnahmsweise keiner Schuld bewusst war. Nachsitzen? Bei diesem Blick hatte sie eher ein Erschießungskommando erwartet. Vielleicht mit Kreiden, aber erschossen hätte es Maij garantiert. Spätestens nach dem darauf folgenden Kommentar ihres Nachbarn.

Und, zu allem Überfluss, schien die Schreibmaschine in ihrem Hirn nun auch wieder angesprungen zu sein, ein dummer Kommentar nach dem anderen wollte ihren mund verlassen. Letztlich entschied sie sich für den vielleicht noch harmlosesten. “Ein Date mit dir? Hey, ich wird’ neidisch, Maij!“ Bei der Flut kranker Gedanken war es ihr letztlich ziemlich egal, dass man das auch als Aufforderung verstehen konnte, wenn man nur –sei es absichtlich oder unabsichtlich, - die Ironie überhörte.

Das nächste Geschoss traf dieses mal Maij so sauber wie es die Vorherigen mit ihr getan hatten. “Also doch Erschießungskommando. Keine Panik, Maij, wenn sie trifft. Ich bin seit 2 Jahren mit einem Blinden befreundet, da krieg ich dich auch noch irgendwie wieder auf die Beine!“

Danach kam das große Schweigen, keine wollte der Nächste sein, dem ein Geschoss zwischen oder in die Augen befördert wurde. Nur zu verständlich. Also widmete sie sich wieder ihren kleinen Zeichnungen, die nächste Seite des Blocks füllte sich mit einer Skizze eines Kreide verschießenden Maschinengewehrs in der Hand der Lehrerin. Auch, wenn in ihrem kopf ganz andere Bilder am entstehen waren, aber nicht alles, beziehungsweiße gar nichts, davon konnte sie guten Gewissens auf einem Schulblock verewigen.

Maij machte sich daweil an ihrem kleinen Freundschaftsangebot zu schaffen, schob es nach getaner Arbeit wieder zu ihr zurück. In einer wilden Schrift –man konnte es auch als Geschmier bezeichnen- stand die Zusage ‚Klaro’ unter ihrer Frage. Darunter noch ein kleines Bild, ebenso wild wie Maijs Schrift. Doch der Zeichenstil verblasste angesichts der Aussage des Bildes. Okay, das war wohl mehr als eine Zusage, sofort bekamen die schmutzigen Gedanken weiteren Aufwind. Und… irgendwie würde sie das Abgebildete ja fast am liebsten… Verdammt! Sie würde heute an nichts anderes mehr denken können! Maij 1, Gewissen 0. Na ganz klasse. An sich wäre sie wohl glücklich mit der Situation, immerhin, und das musste sie wohl offen zugeben, hatte sie sich schon etwas in den frechen Jungen neben ihr verschaut.

Das Problem Kai blieb. Wie sollte sie ihm die Situation erklären? Kaum war sie einen Tag fort machte sie in Gedanken schon wieder mit einem Anderen rum? Nicht unbedingt das Image, das sie von sich haben wollte. Und, das noch viel größere Problem: Sie liebte Kai immer noch! So etwas konnte sie ihm doch nicht antun! Seit zwei Jahren waren sie so etwas wie das Außenseiterpaar ihrer Schule gewesen, der Blinde und das Rollimädchen, hatten viel Spott ertragen müssen, aber das war ihnen egal gewesen. Aus der Freundschaft war schließlich Liebe geworden, das Band, das zwischen ihnen war, sie hatte es immer für unzerreißbar gehalten, und jetzt, jetzt sehnte sich ihr Körper schon nach einem Anderen?

Sie fühlte sich so dreckig wie noch nie. Der Gong. Nadja schreckte aus ihren dunklen Gedankengängen hoch, zuckte kurz zusammen als wäre das durchdringende Geräusch direkt durch ihren Körper gefahren. Das Glöckchen an ihrem Hals bimmelte leise, sie bettete es schnell in ihrer Hand und brachte es zum Schweigen. Das war das letzte, was sie gebraucht hatte um ihre Situation zu verschlimmern. Das Glöckchen, das Kai ihr geschenkt hatte als Zeichen ihrer Freundschaft, und wohl auch aus dem rein praktischen Grund, dass er sie so jederzeit fand wenn ihre Reifen lautlos über die Schulflure glitten, erinnerte sie nur zu sehr an ihren Freund und wie sie ihm jetzt schon in gewisser weiße die Treue brach. Verdammt, verdammt, VERDAMMT!

Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, als dieses mal Maijs stimme sie wieder in das hier und jetzt zurückholte - wer wollte schließlich mit einer deprimierten Rollstuhlfahrerin befreundet sein-, hörte ihm und Julia einfach schweigend und dämlich grinsend zu. “Schwänzen, wie?“ Sie grinste zu Maij hoch, der im Stand fast doppelt so hoch war wie sie, beobachtete den Kuss mit gemischten Gefühlen. Eifersucht? War da Eifersucht? Das durfte doch einfach nicht wahr sein! Sie hatte doch schon gehört, was für ein Casanova Maij war, und jetzt wurde SIE, die neue, die ihn kaum eine Stunde kannte, eifersüchtig, weil er eine Andere küsste?

Erschießen hätte sie sich können! Und gerade, als dieser Gedanke fertig gedacht war, berührten Maijs Lippen ihre Wange. Sie, trotz aller Bemühungen, wurde genau wie Julia sofort wieder rot, hauchte jedoch auf Maijs Begründung ein kaum hörbares “Gedankenleser!“, hoffte jedoch sobald sie realisierte, was sie da grade gesagt hatte, dass er es nicht gehört hatte. Allein, um ein anderes Thema anzuschlagen, warf sie spontan den Satz “ich bin nicht hübsch.“ in den Raum ehe sie das zwinkern erwiderte.

Julias Worte dagegen gaben ihr wieder ernsthaft zu denken. Es würde also nur ein One-night-stand? Konnte sie das vor Kai verantworten? Vielleicht. Und dann kam ihr ein ganz idiotischer Gedanke. Schnell kämpfte sie sich durch die Bänkereihen nach vorne, blieb vor der verdutzten Lehrerin stehen.

“Entschuldigen sie? Wie ich hörte behandeln Sie in Mathe im Moment die Stochastik…“ Die Lehrerin nickte. “Wäre es dann möglich, dass Sie mich für diese Doppelstunde entschuldigen? Stochastik hatte ich schon in meiner alten Schule, wenn sie wollen löse ich ihnen nächste Stunde alle Aufgaben, die Ihnen einfallen, damit Sie mir glauben. Der springende Punkt ist, ich müsste noch einige Dinge an der Schule klären, beispielsweiße…“ ihre Stimme wurde leiser, fast verschwörerisch. “Die Sanitärsituation. Wissen sie, wenn man im Rollstuhl sitzt…“ Die Lehrerin nickte verständnisvoll, was hätte sie sonst tun sollen? “ich hatte in der Früh nicht die Zeit, mir das hier alles genauer anzusehen, also könnte ich vielleicht jetzt diese Doppelstunde nutzen, um…“ Wieder nickte die Lehrerin. Treffer, versenkt, fast so vernichtend wie mit der Kreide. “Vielen Dank, Frau Lehrerin!“

Sie hatte den Satz noch nicht fertig gesprochen als sie schon mit einem eleganten Schwung ihr Vehikel wendete und durch die Tür verschwand. Noch einmal kurz angehalten, die Türe zugeworfen, um dann mit quietschenden Reifen Maij einzuholen. “Halt, warte mal kurz, bitte!“ jetzt, wo sie ihn eingeholt hatte, bemerkte sie, dass sie sich gar keine Gedanken gemacht hatte, was sie ihm eigentlich sagen wollte… Und nun stand sie da, mit leicht schiefgelegtem Kopf sah sie zu ihm hoch, suchte irgendeinen Anfang. “Darf ich mitkommen? Möchte mit dir reden…“

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Beitrag  Carina Mo Okt 29, 2012 5:10 pm

Dass ihre Banknachbarin bei ihrer etwas anderen Art von heldenhafter Rettung errötete, war Maij keineswegs entgangen. Außer einem zufriedenen Grinsen, das man Situationsbedingt auch auf das Kreidenscharmützel im Zimmer beziehen konnte, ließ sie sich doch nichts anmerken. Schon wieder eine neue Fast-Eroberung.

Manchmal fragte sich Maij, ob, wenn es denn wohl einen Gott gäbe, dieser absichtlich derartig viel Charisma in ihren Körper gestopft hatte. Unwillkürlich kam ihr ein Bild, eines weiß gewandeten, ergrauten Herrn… – Moment mal! Das war nicht ihre Lebenseinstellung! – also das Bild einer weißgewandeten, ergrauten Dame, die mit einem Klemmbrett in der Hand skeptisch über den Rand ihrer Brille hinweg, auf einen lockenköpfigen, dumm schauenden Säugling, der noch reine Hardware war, blickte und Punkte abzuarbeiten schien.

(Das jene Lichtgestalt der äußerst hübschen – verheirateten – Kunstlehrerin zum verwechseln ähnlich sah, viel Maij bei dem Gedankengang im übrigen nicht auf.) Langsam kratzte der Stift über das Brett und fügte jedem Stichpunkt ein paar Notizen hinzu: Aussehen: „Rockstarpotenzial“, Charisma: „voll“, Intelligenz – „genügend“, Fleiß: „nein“, besondere Talente: „nein“, Schrift: „Schrift? Hieroglyphen!“, Zielstrebigkeit: „nicht mal Ansätze“, rethorische Gewandtheit: „nur im negativen“, Ordnung: „Fremdwort“, sportliche Fähigkeiten: „Wegrennen“, Einsicht: „gleich Null“, Beständigkeit „nein“, musikalische Talente: „3-Stimmig singen: laut, falsch und mit Begeisterung“ So ging das mit den Negativ-Eigenschaften die restlichen 3 Seiten weiter.

Ein skeptischer Blick über das Klemmbrett und dann ein leises Kichern, begleitet von dem Gedanken: Was für eine Schöpfung von mir… du arme Sau. (Also haben wir die Bestätigung: Götter sind Schweine). Keine 3 Stunden später, ein paar hundert Meilen tiefer, kam ein kleiner Lockenkopf zur Welt. ~Welch ein Werdegang~ Maij, von ihren eigenen Gedanken amüsiert, zwang die kleine Fantasieschöpfung in ihrem Hirn dazu, sich wieder vom Acker zu machen, und konzentrierte sich wieder voll und ganz auf den Unterricht, na ja, besser gesagt die Lehrerin. In welchem Sinne, möge an dieser Stelle einmal ungeklärt bleiben.

Und während Maij noch voll in ihren lüsternen kleinen Fantasien hing, schlug der Gong zur nächsten Stunde. Als eben jenes kleine Geplinker mit der Klasse vorbei war und sie in den Gang entschwunden war, hörte sie die Tür ein weiteres mal zu fallen. ~und wen darf ich heute beglücken?~ Eine kleine Diashow sämtlicher hübscher Mädchen (wie oberflächlich Maij doch war) zuckten an ihrem inneren Auge vorbei. Sie drehte sich um und…

„ehr, Nadja?“ Einen Moment perplex, kehrte sofort das Grinsen, ihr besonderes Merkmal, das Maya-Grinsen auf ihr Gesicht zurück. Es gab wohl niemanden der einen derartig dreist frechen, arroganten aber gleichzeitig so charmanten Ausdruck in sein Gesicht legen konnte. „das ging schnell. Was kann ich für dich tun?“ ~Hoffentlich irgendetwas, das in die Schublade FSK Maij fällt.~ „… du kannst es mir aber gerne unterwegs erzählen – ich muss ins Sekretariat.“ Sie verzog einen Moment schmerzverzerrt das Gesicht, hielt sich den Bauch und presste dann mit angespannter Stimme hervor: „… solche.. Bauchschmerzen. Ich sterbe.“ Keine Sekunde später stand sie wieder ganz gerade und schob sich breit Grinsend die Daumen in den Bund der knallengen Hose.

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Beitrag  Yggi Mo Okt 29, 2012 5:11 pm

Mist, verdammter Mist! Wieso rannte –beziehungsweiße fuhr- sie eigentlich immer in irgendwelche Situationen rein ohne davor darüber nachzudenken? Musste wohl ein Geburtsfehler sein. Naja, wenigstens hatte sie auch die Gabe von ihrem Vater geerbt, sehr schnell irgendetwas zusammen zu improvisieren und immer eine Antwort auf alles zu haben.

Und so auch dieses mal. „Tun? Einiges. Aber eher nicht hier.“ Irgendwie musste sie die unsauberen Gedanken loswerden, bevor sie ZU eindeutig wurde! Aber diese dummen Dinger wollten und wollten einfach nicht mehr aus ihrem Kopf. Was machte sie sich eigentlich für Illusionen? Sie, die Neue, die auch noch im Rolli sitzt, bekommt auf Anhieb den Jungen, den sie haben will? Den Jungen, der, was sie durchaus schon bemerkt hatte, wohl nicht nur ihr heimliches Ziel war? Ha, schön dumm war sie! Allein diese –wie war gleich noch mal ihr Name? Julia?- Dieses Mädchen jedenfalls, das neben Maij auf der anderen Seite saß! Die hatte vielleicht eine Chance, so wie sie gebaut war, aber garantiert nicht das kleine Rollimädchen.

Schon alleine wegen der Klapperkiste, die sie ihre Beine nannte! Und als wäre das nicht schon genug… Sie erwischte sich dabei, kurz an sich heruntergeschaut zu haben um ihre Oberweite mit der von Julia zu vergleichen. Alles andere als eine glorreiche Niederlage. Wo bei Julia Berge waren, waren bei ihr… nun ja, Hügel. Keines Gipfelkreuzes würdig, und somit auch keiner Besteigung.

Schnell wendete sie ihren Blick wieder von dieser deprimierenden Angelegenheit ab, sah wieder zu Maij hoch, die gerade wieder ihre Eignung zum Theaterclub bewies. „Wenn es dir so dreckig geht werde ich wohl aus dem Stuhl springen müssen und ihn dir überlassen, wie?“ Sie erwiderte das freche Grinsen so gut sie es hinbekam während ihre Hand in einer der Taschen ihrer Stoffhose verschwand und eine Packung Kaugummi hervorkramte. “Doktor Vehians geheime Anti-Magen- und Schulschmerztabletten. Einnahme aber nur nach erfolgreicher Krankschreibung im Sekretariat. Zu Risiken und Geschmacksrichtungen fragen sie ihre Banknachbarin oder die nächste Rollstuhlfahrerin. Brauchst du welche?“

Den ganzen Weg über zum Raum der Entscheidung, wie sie das Sekretariat in ihrer alten Schule gerne genannt hatten, umtanzten ihre Gedanken Maij, zogen ihn förmlich aus. Irgendwie musste sie es schaffen, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen… Aber wie? Aussehen? nein, Charakter?… vielleicht, und alles andere konnte sie eh vergessen. Sie bemühte sich, ihre Augen nicht die ganze Zeit auf ihn gerichtet zu halten, zeigte gespieltes Interesse an den diversen Pflanzen der Schulgänge… Oh wie langweilig war eine neue Schule, wenn man neben so etwas wie Maij herrollen konnte!

Und wieder, als wäre es eine höhere Macht, wieder bimmelte das kleine Glöckchen an ihrem Halsband. Erinnerte sie wieder an Kai. Ihr Blick verließ mit einem leisen seufzen zum ersten mal seit sie losgegangen waren wirklich seinen Körper und heftete sich starr auf den Boden vor ihr. Sie konnte nicht…! Das war wie mit dem Kreidestück im Ausschnitt, nur, das Maij das Problem dieses mal nicht so einfach lösen können würde… So sehr ihr Körper, und ja, mittlerweile auch ihr Geist, danach drängten, das Objekt der Begierde möglichst schnell in irgend ein Bett zu befördern, letztendlich war Zeit das, was sie wirklich brauchte. Sich mit Kai aussprechen. Mit Maij unverfänglich flirten… Unverfänglich. Und genau da lag das Problem.

Wie konnte man Unverfänglich sein wenn im Kopf die wahrscheinlich verfänglichsten Gedanken schwirrten die man haben konnte? Letztendlich würde sie wohl alles von Maij abhängig machen müssen. Wenn er wollte, nun, sie würde ihn nicht warten lassen. Trotz Kai. Sie würde ihm das doch wohl irgendwie erklären können! Und wenn Maij nicht wollte, dann… Nun ja, dann würde sich alles weitere wohl irgendwie ergeben. Auch, wenn der erste Schritt unbestrittenermaßen von ihr kommen musste. “Sag mal…“ Dank längerer Übung konnte sie die Unsicherheit in ihrer Stimme einigermaßen überspielen. “Das mit dem Bild… War das ein Angebot?“ Holzhammermethode. Aber was soll’s, manchmal war der direkte Weg eben doch der Beste, und zur Not konnte man so etwas auch noch unter ‚lol’ abhaken.

Also alles Bestens. Hoffentlich. Währenddessen hatten die Beiden das Sekretariat erreicht, Nadja beschloss, lieber draußen zu warten. Wenn man einem Kranken Begleitung mitgab, so doch eher nicht die Neue, die dazu noch im Rollstuhl saß, oder? “Geh schon mal rein, ich warte hier auf dich… Natürlich nur, wenn du mich nicht loshaben willst!“ Das fette Grinsen in ihrem Gesicht zeigte überdeutlich, für wie wahrscheinlich sie diesen Fall einschätzte.

Während Maij ach so ehrenhaft seiner Verpflichtung im Sekretariat nachging kippte Nadja aus purer Gewohnheit ihren Stuhl wieder auf zwei Räder, balancierte etwas, während in ihrem Kopf immer noch das Chaos tobte. Maij gegen Kai, sie gegen den Rest der Klasse.

Und dann kam ihr eine Idee. Ihr Vater, seines Zeichens Anwalt, wäre wohl stolz auf sie, wenn er wüsste, was sie sich da ausgedacht hätte, aber sie würde es ihm wohl besser nicht verraten, so prüde er in solchen Dingen war. Wie eigentlich ihre gesamte Familie. Ein Töchterchen, das sich spontan mal an den ersten Jungen ranwirft den sie sieht, das passte wohl einfach nicht zum Image einer edlen Familie wie die, für die ihre Eltern sich hielten. Schon bei Kai hatte sie Monate gebraucht, ihre Eltern zu überzeugen, dass er in Ordnung war, sie nicht nur zum Spaß rumkriegen wollte und so weiter und so fort…

Wenn nun SIE diejenige war, die einfach mal mit jemanden ins Bett wollte, sie war sich sicher, würden sie sie umbringen. Langsam und qualvoll… Unschöne Vorstellung. Also würden sie es wahrscheinlich nie erfahren… Endlich schien Maij fertig zu sein. Nadja ließ ihren Rollstuhl wieder zurück auf alle vier Räder fallen, nickte ihm freundlich zu. “Und? Wie war’s in der Höhle des Löwen? Habe mir übrigens eine Kleinigkeit für dich ausgedacht…“ Und ihr Grinsen wurde noch einen Tick breiter.

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Beitrag  Carina Mo Okt 29, 2012 5:11 pm

Gespannt wartete Maij auf eine Antwort. „Das es eine Menge ist, war mir fast klar. Fängt wahrscheinlich bei FSK Maij an und endet auch wieder bei FSK Maij. Wahrscheinlich ist das nur Wunschdenken aber hey… wer weiß. Ich dachte du könntest vielleicht etwas spezifischer werden.“ Sie drehte sich mit den Schultern zuckend um, grinste breit und steckte die Hände in die Hosentasche.

Auf dem Weg ins Sekretariat erweckte eine leergetrunkene Coladose schließlich ihre Aufmerksamkeit und Maij kickte das blecherne Geschoss immer wieder leicht kleppernd über den Schulflur vor sich her. Eigentlich ein Wunder, dass noch kein Lehrer mit erhobenem Finger aus einem der Klassenzimmer herausgestürmt war, bei dem Krach den sie da veranstaltete.

Im Sekretariat, warf die Dame bereits Verdacht erhaschend einen Blick auf ihren Stundenplan und die kleine Tabelle die befüllt war mit Terminen in denen sie Mathestunde hatte. Sie legte zwar eine geniale wirklich glaubwürdige Showeinlage hin, aber das ihr die Sekretärin das nicht abkaufte war ja nach dieser Nachforschung wohl klar. Maij seufzte und sagte schließlich ganz vorsichtig: „Bitte?“ Dackelblick gepaart mit freundlichem Lächeln und einem zuckersüßen Unterton. „Das letzte mal“, flüsterte de Frau aus dem Sekretariat verschwörerisch und fügte dann hinzu: „ich konnte Mathe auch nie Leiden. Und bei so einem Lehrer kein Wunder.“

Dankend nahm Maij den kleinen weißen Zettel, ging zurück auf den Gang und wedelte damit hin und her. „Von wegen dich nicht dabei haben wollen.“ Auf die Frage die Nadja stellte musste sie erst einmal ein wenig überlegen. Ob das ernst gemeint war? Natürlich war es das. Sonst wäre sie ja schließlich nicht die Person die sie war. „Ja, eigentlich schon“ Schnell ein Blick nach rechts und nach links, sie beugte sich nach vorne und war keine zwei Hand breit mehr von Nadjas Gesicht entfernt. Am liebsten hätte sie das Mädchen gleich hier auf dem Gang vernascht, doch das würde eine ziemliche Katastrophe geben, wo doch das Lehrerzimmer direkt nebenan war.

„Wieso? Interesse?“ Schon war das Gesicht wieder weg und Maij zog ihren Stundenplan heraus. „… was treibst du jetzt? Also ich für meinen Teil sollte mich mal vom Acker machen. Nicht das noch jemand mitkriegt, dass ich wirklich blau mache.“ Bei den letzten Worten, war ihre Stimme unheimlich leise geworden und klang mehr nach Verschwörung gegen den Staat, als einem Bagatelldelikt, den sie hier beging. Aber das tat ja nichts zur Sache – Maij war einfach der geborene Künstler für ein Stück in Shakespeares Dramen und ließ das auch mal gut und gerne mit einer Einlage raushängen.

Nur die sogenannten Negativdramen, wie sie diese bei sich selbst schimpfte verabscheute sie. Frauen die eine Szene machten oder sonst etwas konnte sie überhaupt nicht ab haben. Nur leider gab es diese in ihrem Leben Dutzendweise. Ob das wohl mitunter eine Planung von ganz oben war?

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Beitrag  Yggi Mo Okt 29, 2012 5:12 pm

Nach diesem Tag hatte sie Maij die ganze restliche Woche nicht mehr gesehen. War er wirklich krank geworden? Oder hatte er beschlossen, die gesamte Woche blau zu machen? … Verdammt. Wieso ausgerechnet jetzt? Sie hatte ihn fast so weit gehabt…! Und dann musste er verschwinden.

Jetzt war es Sonntag Abend, Nadja saß an ihrem kleinen Schreibtisch, kritzelte in einem kleinen Büchlein herum. Sie hatte sich angewöhnt, so etwas wie ein Tagebuch zu schreiben, wenngleich sie keine Zeile mit irgendwelchen blumigen Formulierungen a la ‚Liebes Tagebuch, …’, das war einfach nicht ihr Stil. Vielmehr fanden sich auf den Seiten fein säuberlich aufgelistet alle ihre Erlebnisse, Pläne, vorhaben… Und seit 7 Seiten fast nur noch Maij. Dieser verdammte Junge! Wieso hatte er ihr so den Kopf verdreht? Doch nur, weil er ihr in den Ausschnitt gegrabscht hatte! Jedem anderen wäre sie bei nächster Gelegenheit in die Hacken gefahren dass er sie am nächsten Tag als Lehrerin fürs Rollstuhlfahren gebraucht hätte, aber nein, in IHN musste sie sich natürlich verlieben. Manchmal war Fortuna schon eine Bitch.

Ein kurzer Blick auf ihren neuen Eintrag, neben dem gerade ein kleines Bildchen von Maij Gestalt annahm, mit genau diesem verschmitzten Grinsen, das sie in der kurzen zeit, in der sie sich kennen gelernt hatten, so lieben gelernt hatte. Der Körper bestand noch aus nur wenigen angedeuteten Strichen. Noch überlegte sie, was sie ihm anziehen sollte. Ihr Blick wanderte weiter über den Schreibtisch, den wohl auch ein Messie noch als chaotisch beschrieben hätte, über die kleine Lampe, die den Raum in dämmriges Licht tauchte…

Kurz, ihr war langweilig. Eine Woche lang hatte sie Pläne geschmiedet, um Maij ins Bett zu kriegen, hatte jeden dieser Pläne im Kopf durchgegangen, hunderte Male, hatte sich alles im Kopf zurechtgelegt… Aber was brachten all diese Pläne, wenn das Objekt der Begierde nicht erreichbar war? Sie hätte sich ins Knie schießen können! Hätte sie ihn doch schon am ersten Tag nach der Handynummer gefragt! Aber nein, der Anstand, dieser verfluchte Anstand, den ihre Eltern ihr unbedingt anerziehen hatten müssen… Was hatte er ihr bis jetzt gebracht? Nichts, GAR nichts. Wahrscheinlich lebt es sich als böses Mädchen doch wirklich leichter…

Ein leises Knarren riss sie aus ihren Gedanken, ihr Vater schien sein Arbeitszimmer verlassen zu haben. Nadja sah auf die kleine Standuhr. Hey, erst Mitternacht, und er war schon fertig? So etwas wie ein neuer Rekord für ihren arbeitswütigen Vater! Schnell wendete sie sich wieder ihrer Kritzelei zu, verpasste Maij eine mehr als knappe, etwas auf halbmast hängende Hose mit offenem Gürtel. Obenrum bekam er nichts mehr. Mit einem zufriedenen Lächeln begutachtete sie ihr Werk. Ja, so hätte sie ihn gerne mal in Real vor sich! Aber zumindest so lange er nicht in die Schule kam blieb es wohl beim Wunschdenken…Mit einem leisen Seufzer schlug sie ihr Buch zu, verstaute es in ihrer kleinen, abschließbaren Schublade.

Die Einträge über Maij waren wirklich nicht für die Augen ihrer Familie gedacht. Nach verrichteter Arbeit beschloss sie, es ihrem Vater gleich zu tun und den Tag für heute abzuschließen. Immerhin war morgen wieder Schule, und vielleicht, vielleicht war Maij ja wieder da! Und vor ihm wollte sie nicht gerade mit Augenringen aufkreuzen! Kurz quietschten ihre Reifen auf, dann stand sie schon im Bad. Zähneputzen, umziehen. Dann ab ins Bett. Und dann… wieder an Maij denken. Noch mal alle Pläne durchgehen. Eigentlich sollte alles funktionieren! Sie hatte sich mit Kai abgesprochen, er wusste jetzt zumindest einmal, dass sie hier schon einen Freund gefunden hatte. Das mit den Bettgeschichten, das würde er noch früh genug erfahren, wie sie fand, und ihr gewissen war damit zumindest einmal teilweiße befriedigt.

Aber der weitaus größere Schritt… würde noch kommen. Ihr Masterplan. Ihre kleine Überraschung für Maij. Nach tagelanger, schweißtreibender Arbeit hatte sie es geschafft, die Kreidewurfmaschine, Verzeihung, die gute Misses Mason, davon zu überzeugen, auf einen kleinen Deal einzugehen. Maij würde das Nachsitzen erlassen, wenn er sich dafür fortan um das kleine, hilflose Rollimädchen kümmern würde und ihr in ein paar Nachhilfe-schäfer?-stündchen in etwa den Stoff, den sie hier an der Schule schon gemacht hatten, näher bringen würde.

Immerhin müsse sich Maij dann ja auch mit dem Schulstoff rumplagen, zudem hätten einige wissenschaftliche Studien –die Meisten von ihr erfunden, eine Echte jedoch vorsichtshalber ausgedruckt- eindeutig bewiesen, dass bei der Übermittlung von Lehrinhalten mehr hängen bliebe als beim einfachen Studieren aus Büchern, und, zu guter letzt war Maij ja offensichtlich der Schüler, mit den sie bereits am besten kannte, also wäre eindeutig er am besten geeignet… Und so weiter und sofort.

War, wie gesagt, eine menge arbeit, aber es würde sich für Alle rentieren. Maij hatte das langweilige Nachsitzen gegen ein paar Stunden in netter Gesellschaft eingetauscht, sie hatte Maij und die Mason ihre Autorität. Alle glücklich. Manchmal war es eben doch ganz praktisch, einen wahren Meister der Rednerkunst seinen Dad nennen zu können.

Schlaflos wälzte sie sich im Bett herum. Morgen, morgen MUSSTE er einfach wieder da sein! Ihre Hände fanden ein Kissen, drückten es eng an ihren Körper. Wenn das doch nur Maij wäre…

Nächster Morgen. Schnell war sie aufgestanden, hatte sich des Schlabberschlafanzuges entledigt, hatte sich in ihren Schrank gestürzt. An sich war sie niemand, der so auf ihr Äußeres achtete, aber für Maij wollte sie sich doch mal schön machen. Heute musste er doch einfach wieder da sein…! Zuerst ein mehr oder weniger beliebiger BH, so weit würde es heute wohl auch nicht kommen als dass sie sich DARÜBER gedanken machen musste.

Nach einiger Sucherei und etlichen verschiedenen Oberteilen, die auf dem Holzfußboden verstreut lagen, hatte sie sich dann auch für ein einfaches,rosa-lila-undefinierbar gefärbtes Shirt mit einem kleinen Abschnitt Schachbrettmuster auf der Brust entschieden. Für ihre Verhältnisse das engste und figurbetonteste, was sie auf die schnelle auftreiben konnte. Vielleicht würde es Maij gefallen. Schnell wurden die auserwählten Klamotten übergezogen, wieder zurück ins Bett, Schlafanzughose irgendwo in ein Eck geworfen, Höschen angezogen, schwarze Jogginghose drüber, fertig. Im Bad ein kurzer Blick in den Spiegel, ein paar Striche mit dem Kamm um das Chaos auf dem Kopf einigermaßen in Form zu bringen, und der Tag konnte beginnen. Das Frühstück verlief ohne besondere Zwischenfälle, ebenso der Schulweg… Doch in der Schule sollten wieder Abenteuer warten…

Yggi

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Beitrag  Carina Mo Okt 29, 2012 5:12 pm

Maij schüttelte den Kopf. Was für ein letzter Tag das gewesen war. Erst diese Hetzjagd mit den verrückten Muskelklötzen und dann auch noch die süße Neue. Ein wirklich putziges Mädchen, um nicht GEIL sagen zu müssen. Sie gähnte herzhaft und lehnte sich in dem Stuhl zurück. Sie hatte in den letzten Tagen einfach blau gemacht. Nun ja einfach nicht. Sie hatte ihren Bruder gefragt, ihr einen Zettel auf Magen-Darm-Grippe zu unterscheiden. Und so lange sie ihn nicht bei der Polizei wegen seinen Schlägereien die er ständig anzettelte, verpfiff, so war auch er gewillt ihr jeden Wisch zu unterschreiben. Es war gerade zu einfach einmal nicht zur Schule zu erscheinen.

Die Woche war schnell verstrichen. Ausschlafen (vor allem das) Nach neuen Schuhen sehen. Sie hatte einen Sportschuhfetisch, muss man wissen und ein paar gemütliche Stunden am Strand verbringen. Heute musste sie wieder in die Schule. Wenn sie noch länger fehlte würde sie ein ärztliches Attest brauchen. Aber der Gang zu ihrem Lieblingsarzt, der ihr ebenfalls alles unterschrieb, war ihr zu teuer. Lieber ein paar neue Schuhe und diese Woche oder vielleicht auch nur für zwei drei Tage Unterricht. Außerdem würde sie dann die süße Blonde mit den schwarzen Strähnen wiedersehen!

Sie sah in den Spiegel. Gab es eine Möglichkeit, dass eine Magen-Darm-Grippe einen Sonnenbrand im Gesicht auslöste? Die Haut war leicht gerötet und man sah, dass es Sonnenbrand war. ~Verflucht. Naja. Ich sage einfach am Samstag ging es mir besser, also bin ich am Tag drauf zum Strand. Basta~ Die Lehrer würden sowieso nicht mehr fragen. Maij hatte die ultimative Technik entwickelt. Für zu spät kommen. Fehlen. Vergessene Hausaufgaben. Und die ging folgendermaßen: Man redete und redete. Erklärte und das alles pausenlos und in Höchstgeschwindigkeit. Dabei sollte man möglichst noch versuchen einen derartig verschachtelten Satzbau hinzubekommen, dass der Lehrer spätestens nach 15 Worten nicht mehr mitbekommt. Dazu noch Wild Gestikulieren und ein paar sehr dramatische Mienen ziehen und der Lehrer verzweifelt an Reizüberflutung. Es endet immer gleich: „schon in Ordnung setz dich hin. Ist okay, hol deine Sachen raus.“

Sie packte ihre Sachen zusammen und machte sich auf den Weg zur Schule. Naja Sachen war so eine Sache. Genauer genommen packte sie sich ihren Geldbeutel mit Fahrkarte und jeder Menge Kleinzeug sowie etwas Barem ein, steckte den Schlüssel dazu und ihren Notizblock sowie einen Bleistift und Radiergummi. ~Oh eigentlich müsste doch jetzt das Nachsitzen wieder dran sein~, so kam es ihr, als sie ihr silbernes Fahrrad packte, an dem sie selbst herumgebastelt hatte (jeder Fahrradmechaniker würde sofort sagen: ‚GEBASTELT ist eindeutig das richtige Wort) Das konnte ja heiter werden. Aber alleine mit dieser Frau in einem Zimmer. Sie verschob die dreckigen Gedanken als sie in den Straßenverkehr ausscherte und mit allem was ihre Beine hergaben in die Pedale trat. Einmal war sie sogar geblitzt worden! Aber woher sollte ein Fahrradfahrer auch wissen wie schnell er fuhr?

Sie warf an der Ampel einen kurzen Blick auf die Uhr. Verdammt. Fünf vor Acht. Sie würde zu spät kommen. Okay jetzt gab es nur noch eine Möglichkeit, wenn sie keinen Verweis bekommen wollte (sie war wirklich schon so oft zu spät gekommen, dass die Lehrer beschlossen hatten sie mit einer solchen Verwarnung zurecht zu Weisen), obwohl diese… nun ja, auch nicht wirklich eine Lösung war: Direkt durchs Einkaufszentrum. Sie seufzte. Es half nichts. Also fuhr sie von der Straße und auf der anderen Seite direkt in die Fußgängerladen gegend. Außen rum fahren würde sie 5 Minuten länger dauern! Sie konnte das so also schaffen. Leute fluchten. Maij entschuldigte sich laut rufend, klingelte wie eine Wahnsinnige und fuhr auf die große Türe des Einkaufshauses zu. Dort die Rolltreppe die zum Glück gerade leer war hinunter. Der Keller war auf der anderen Seite des Kaufhauses sozusagen das Erdgeschoss. „TUT MIR LEEEEEID!“, rief sie einer alten Frau zu, die erschrocken zurück gesprungen war, als Maij mit Vollspeed an einem Tante-Emma Laden über den gefliesten Boden vorbeirutschte, weil sie um die Kurve gefahren war.

7:59 Fahrrad hinwerfen, absperren. RENNEN! Sie spürte wie ihr die Seiten begannen zu stachen und rannte die Gänge entlang. 8.00 Oh Ihre Schritte halten laut als sie um die letzte Ecke geschossen kam. ~Oh nein!~ Dort vorne war die Lehrerin die gerade die Türklinke zum Klassenzimmer geöffnet hatte, aber noch nicht eingetreten war. „FRAU MASON! VORSICHT NICHT!!!!!!“ Drinnen verstummten die Gespräche der Schüler eine Tür von einem anderen Klassenzimmer wurde geöffnet. Die Lehrerin zuckte völlig erschrocken zurück und sah Maij an. Diese hob die Hände: „nicht bewegen. Sie dürfen sich auf keinen Fall bewegen, vertrauen sie mir“, sagte Maij mit wahrer Panik in der Stimme. Dann huschte sie an der Lehrerin vorbei ins Klassenzimmer.

Frau Mason kam mit hochrotem Kopf hinterher. „Maij Vittorio. Du bist zu spät. Verweis.“ Maij setzte sich grinsend an ihren Platz. „Ich war vor der Lehrerin im Klassenzimmer. Ich kann nicht zu spät sein. Etwas ähnliches haben sie einmal gesagt, als unser Klassenstreber um 10 nach 8 in den Unterricht kam.“ Die Lehrerin kam einen noch röteren Kopf, als sie sich geschlagen geben musste. Eine Autoritätsperson derartig auszutricksen – na gut eine Unverschämtheit. ABER es hatte funktioniert.

Sie grinste ihre Banknachbarin, die pflichtbewusst gekommen war schelmisch an. Immer noch war sie völlig aus der Puste. „Ich würde dich ja zur Begrüßung knuddeln, aber ich hatte gerade eine wahnsinns Action hinter mir, ich bin also ziemlihc verschwitzt. Fühl dich also einfach geknuddelt.“, sagte sie und zog ihre Schultunterlagen heraus.

Carina

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