Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.

Fanfictions

2 verfasser

Nach unten

Fanfictions Empty Fanfictions

Beitrag  Zeitglas Fr Okt 26, 2012 4:16 pm

...

Zeitglas
Admin

Anzahl der Beiträge : 62
Anmeldedatum : 24.10.12
Alter : 32

https://tintenblut.forumieren.com

Nach oben Nach unten

Fanfictions Empty Re: Fanfictions

Beitrag  Carina Di Okt 01, 2013 2:31 pm

Prolog


Die Zukunft hat viele Namen:
Für Schwache ist sie das Unerreichbare,
Für die Furchtsamen das Unbekannte,
Für die Mutigen die Chance.
Victor Hugo








3 Monate bevor Isabella Swan nach Forks, Washington zog.

Eine dünne Schicht von Wasserkristallen, hoch über dem Boden, zog sich wie ein Film über alle Bäume,.legte sich über deren raue Rinde und grüne Blätter. Sanft reflektierten sie das Licht des vollen Mondes und der Sterne. Silber schwarz glänzte der Fluss im Tal, doch sein Rauschen war nur als fernes Geräusch wahrnehmbar. Und im glorreichen Licht des Mondes, badeten die Kreaturen der Nacht. Kleine Käfer krabbelten durchs Geäst. Ein Uhu saß regungslos in den Baumwipfeln. Keine Bewegung außer der seiner Augen war zu erkennen, wie er lauernd nach Beute Ausschau hielt. So lange bis das zu ergreifende Ziel vorbeigeflogen kam, er sich auf es hinunterstürzen konnte und mit den kräftigen Schlägen seiner Schwingen jagen und schließlich erlegen würde.

Und in diesem Königreich der Dunkelheit, saß wie ein verstei-nerter Gargoyle eine Kreatur inmitten der Äste. Keinen Millime-ter bewegte sie sich. Mit einer Haut, kälter als die frostige Nacht und härter als jedes Material. Schwarze Edelsteine, hungrig und wild, waren dessen Augen. Gleichzeitig kühl und geheimnisvoll starrten sie vor sich, beobachteten den Lauf der Natur. Leben und Sterben. Fressen und gefressen werden. Ein ewiger Kreis-lauf, in dem die Stärksten überlebten. So bewegungslos das ge-fährlichste Raubtier der Nacht war, so unscheinbarer war sein Schemen in den Schatten. Eine Spinne, selbst ein Jäger, nutzte die wie erstarrte Kreatur als Windschutz und begann in den schwarzen Zacken der Haare an, ihr Netz zu spinnen. Faden um Faden erstreckte sich zwischen den Bäumen und dem Wesen.

Als bereits die ersten Sonnenstrahlen in rot gleißendem Licht über die Wipfel der entfernten Berge krochen, hatte die Spinne ihr Werk vollendet und nahm in der Mitte des Geflechts platz um nun ihrerseits auf die Beute zu warten. All die anderen Tiere, Fledermäuse und Käfer, Eulen und das restliche Leben der Nacht, spürten die aufkommende Dämmerung und zogen sich sich in ihre Bauten, Nester und Höhlen zurück um den Wesen des Tages Platz zu machen.

Erst in diesem Moment schien Leben in die Kreatur zu kommen, die all die Stunden in der Baumkrone saß ohne sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Als wäre sie ein in Stein gehaue-nes Monument. Doch wäre ein Betrachter da gewesen, so käme es ihm mit Sicherheit so vor, als würde nicht das Wesen zum Leben erwachen, sondern als wäre die Zeit angehalten worden und würde jetzt erst beginnen weiter zu ticken.

Behände richtete sich die Gestalt auf, griff an die Äste über sich und hangelte sich behände in Richtung der Baumspitze. Die Arbeit der Spinne zerriss. Wenn keine Äste, die Halt boten in erreichbarer Nähe waren, gruben sich die Hände des Wesen wie Messerscharfes Eisen, das durch Butter dringt, in die Rinde des Baumes. Kein Mensch wäre dazu ohne die nötige Kletterausrüs-tung in der Lage gewesen.

Ganz oben angekommen, mit einer 360 Grad Sicht über das ganze Gebiet, das naheliegende kleine Forks, Seattle und Port Angeles, setzte sich die Kreatur auf einem Ast nieder und wirkte dabei wie ein Herrscher auf seinem Thron. Und den roten Son-nenaufgang genießend, der den riesigen Berg und dem Baum auf dem sie saß und die umliegende Umgebung in ein Panorama des Feuers verzauberte, genießend, vergingen abermals die Stunden.

Dann zog das Wesen ein dickes in Leder gebundenes Buch aus der kleinen mitgeführten Tasche heraus, das aussah als hätte es schon mehrere Jahrzehnte überdauert. In goldenen Lettern prangte auf der Vorderseite „Meine Reise“, sonst nichts. Die zarten Finger, denen man keinerlei Kraft zutrauen würde, zogen Behände das blaue Band herunter, welches das Buch verschloss, bevor sie auch einen Füller mit schwarzer Tinte befüllt heraus zauberte. Ein weiteres Band, diesmal von roter Farbe, innerhalb der Seiten markierte die Stelle an der der letzte Eintrag gemacht worden war. Die Kreatur schlug es auf. In femininer filigraner Schrift reihten sich dort Buchstaben aneinander. Die Sätze pass-ten sich haargenau den horizontalen Buchrändern an obwohl die Blätter unliniert waren.

Einen Moment zögerte die Kreatur und begann dann in dersel-ben feinen Handschrift an neue Buchstaben hinzu zu fügen.

„Liebe Reise,

Seines, war das aller erste Gesicht das ich je sah. Und ich wuss-te, wenn ich erst in seine schmerzerfüllten und hartherzigen Au-gen eingetaucht war, würde ich ihn für immer lieben.

Ich wusste es. Ich sah es. Wir waren die richtigen für uns. Dass er für alles was ich falsch machte oder nicht konnte, gerade stehen würde. Und ich wusste, dass was auch immer er benötigte um Leben in seine rubinroten Augen zurück zu bringen, von mir gegeben werden konnte. Es war Schicksal. Und wir würden einander vervollständigen. Ich weiß nicht wann er angefangen hat und wann ich endete. Es war alles so einfach mit ihm. Was ich nicht weiß, ist wie viel Wert er dem Wort „Seelengefährte“ beimisst, wo es doch in der heutigen Zeit wie selbstverständlich für jedermann gebraucht wird, für den man größere Sympathien hegt. Und doch – ist es mehr?

Mein Leben hatte nun nur noch eine Aufgabe. Ihn glücklich zu machen. Damals wusste ich nicht wer er war. Wo er war. Ich sah ihn in meinen Visionen. Sah den Schmerz und das Leid in seinen Augen. Und in diese zu sehen, zerbrach mir fast das Herz. Ich sah das Licht das einst in ihnen geleuchtet hatte – nein wieder leuchten würde – wenn ich ihn gefunden hatte.

Mein Leben begann wirklich an diesem Tag als ich ihn sah. Und in den Jahren die wir miteinander verbrachten, sagte er mir immer und immer wieder, dass auch seines in jenem Moment begann. Dass wir uns beide lebendiger fühlten – soweit wir das konnten.

An jedem Tag an dem ich ihn suchte, wurde meine Aufregung größer. Es war wie ein Versteckspiel dass wir miteinander spiel-ten. Ich sah ihn im nächsten Land, dann waren wir im selben. Schließlich auch in derselben Stadt und letztlich war er nur noch einige Straßen von mir entfernt, gleich um die nächste Ecke. Nur noch ein paar Schritte entfernt. Ich wurde des Suchens nie müde, denn ich hatte damit Zeit mich auf ihn vorzubereiten.

Als wir uns dann endlich trafen, war er der perfekte Gentleman. Versuchte mich erst zu beruhigen, warum ich ihn inmitten eines Abendessens geradezu überfiel. Immer und immer wieder war er zurückhaltend, aber auch zuvorkommend. Immer noch erinnere ich mich lächelnd, an seine Versuche, wie er geradezu ver-schüchtert versuchte ein Gentleman zu ihm zu sein, wo ich doch so direkt und fordernd seine Nähe suchte. „Von der alten Schu-le“ wie die Leute es heutzutage nennen würden. Aber dennoch wusste er, er würde auch mich lieben können.

Und so taten wir es auch. Auf immer neue Weisen. Er war seit jener Zeit mein Gefährte, mein intimster Gesprächspartner, mein Freund zum Albern. Mein Fels in der Brandung, wenn meine Gefühle eine Berg- und Talfahrt machten. Er stand bei Gefahr vor mir, beschützte mich. Und bei Entscheidungen hinter mir, stärkte mich. Er war alles was ein Wesen glücklich machen konnte. Und in all der Zeit in der ich mit ihm war, liebte ich ihn mit allem was ich war und bin. Aus reinem Herzen und ohne Hintergedanken. Ihn glücklich zu machen, machte mich glück-lich.

Ich sah diesen Mann aufblühen unter meiner Liebe. Lachen und Scherzen. Die zarte Seele in ihm kam wieder an die Oberfläche. Und als wir unsere Familie fanden, fühlten er als auch ich uns an einem Ort wieder, zu dem wir gehörten. Bei Familienmitgliedern die uns liebten und beschützten. Einem Leben welches es wert war es zu Leben.

Und dennoch. Es war auch dann nicht immer einfach. Ich war seit jeher ein Außenseiter. Auf mich alleine gestellt. Ein Sonder-ling, selbst in dieser Welt. Selbst in dieser Familie bin ich anders. Und immer wieder gab er, den ich so liebte, mir Rückhalt und das Gefühl dazu zu gehören.

Er war mein ein und alles.

Bis jetzt.

Die Sache ist diese. Nichts was ich bisher gesagt oder getan habe, hat sich verändert. Ich liebe ihn immer noch aus vollem Herzen heraus. Mit all meinem Willen und meinen Gefühlen. Ich sehne mich immer noch nach ihm. Seiner Nähe. Ich möchte ihn immer noch glücklich machen, und er macht mich immer noch glücklich. Er ist immer noch charmant, freundlich, zuvorkom-mend und aufmerksam. Wenn der Schalk in seinen Augen auf-blitzt bringt es meinen Magen immer noch dazu Saltos zu schla-gen und doch...

Und doch kommt da etwas anderes. Ein anderes Paar Augen.

Ich bin angeekelt von mir selbst.

Denn alles was ich hier nieder geschrieben habe, alles was ich für meinen Mann, meinen Jasper fühle, ist die Wahrheit und immer noch so. Doch es zerreißt mir das Herz wenn ich meine Gefühle spüre – wenn ich dieses andere Paar Augen sehe. Wie ich sehe, wie all das, was Jasper und mich verbunden hat ver-ändert werden kann. Ich hasse mich dafür.

Es gab Zeiten an denen meine sogenannte Gabe, ein Fluch war. In die Zukunft zu sehen. Ruinierte Geburtstage und Geschenke, aber egal was kommen mochte, es gab niemals etwas das mir wirklich weh getan hätte. Noch nie habe ich etwas gesehen und mich davor gefürchtet. Und es hat sicherlich nie jemand anderem wehgetan. Es war mehr als praktisch für uns alle. Ich habe uns davor beschützt, dass Menschen unser Geheimnis erfahren konnten. Und ich habe Menschen davor beschützt, dass wir sie verletzten, gar töten. Meine Visionen der Zukunft, zeigten mir wann ich wen zu gehen, alarmieren musste, wenn menschliches Blut spritzen würde, sodass keiner die Kontrolle verlieren würde.

Aber letzten Monat, als sich diese schokoladenbraunen Augen in mich einbrannten, hasste ich meine Visionen mehr denn je. Und Jasper wusste das etwas vor sich ging. Er spürte es. Er spürte dass seit dem etwas anders war mit mir aber er blieb wie immer der perfekte Gentleman und erinnerte mich oft daran, dass es nichts gab, was ich ihm verschweigen musste, dass alles was ich ihm sagte auf Verständnis und Liebe stoßen würde. Ohne dar-über zu richten oder es als nichtig zu deklarieren.

Wie ungerecht ist das nur?! Er muss es wissen. Und er liebt mich immer noch, ohne wenn und aber. Er liebt mich immer noch so zärtlich wie immer und ich liebe ihn noch wie immer.

Nur dass ich jetzt auch noch Schuldgefühle trage.

Nach allem was er für mich getan hat. Nach allem was wir für-einander bedeuten und wir füreinander sind. Wie kann ich das tun?

Nein die bessere Frage ist: „warum“ sollte ich das tun? Ich habe keine Ahnung wem diese Augen gehören mögen und ich würde mit Sicherheit keinen Namen erkennen oder gar das Gesicht dazu. Also habe ich es vielleicht falsch gelesen? Könnte das möglich sein? Vielleicht, habe ich meine Visionen nur falsch gedeutet?

Vielleicht ist das, was ich fühle nicht die Wirklichkeit, denn es sind ja nur Augen. Doch auch bei meinem Jasper waren es lange Zeit nur die Augen – bis ich ihn fand. Ich bildete mir das nur ein! Ja das musste es sein! Vielleicht ist es das Echo von dem, was jemand anderes fühlen wird, wenn dieser jemand in dieses Paar sanfter geschmolzener Orbits von warmer Schokolade taucht....

Verdammt! Ich sollte so etwas nicht denken. Mein verfluchter Verstand. Er soll aufhören so darüber zu denken. Denn es ist schließlich nur das Echo eines mir nahe stehenden Menschen.

Diese Person wird eine besondere Bedeutung für jemanden in meiner Nähe haben. Und ich fühle mich deswegen so – weil ich zu jener Person, für die die braunen Augen einst so wichtig werden, eine so enge Bindung habe.

Ec“

Die Bewegung des Stiftes gefror. Der zweite Buchstabe war ein unfertiges halbes Symbol und hinterließ seinen Charakter imper-fekt auf dem Blatt zurück. Der Schreibende, nicht länger dazu fähig weiter zu schreiben, saß nur noch da und blickte zur Son-ne, deren Scheibe immer höher stieg. Bis auf dessen Haut, auf dass hin sie gleich tausender Diamanten zu funkeln begann.

Carina

Anzahl der Beiträge : 250
Anmeldedatum : 25.10.12

Nach oben Nach unten

Fanfictions Empty Re: Fanfictions

Beitrag  Carina Di Okt 01, 2013 2:31 pm

Kapitel 1 …ja, ich will?


Der einzige Mensch,
der sich vernünftig benimmt, ist mein Schneider.
Er nimmt jedes Mal neu Maß, wenn er mich trifft,
während alle anderen immer die alten Maße anlegen,
in der Meinung, sie passten auch heute noch.
Georg Bernhard Shaw










M
it einem lauten Seufzen brach Bella auf ihrem Bett zusammen, froh, diese Konfrontation überlebt und nun endlich alles hinter sich gebracht zu haben. Ein Seufzen entfuhr ihr und sie strich sich eine Strähne ihres Haares zurück. Auch wenn sie es nicht gewollt hatte, die Situation war unvermeidlich. Früher oder später hätten sie es ihm sowieso sagen müssen. Und es wäre wohl denkbar unpraktisch gewesen wenn dies erst am Tag des „Ja-Wortes“ geschehen würde.

Stundenlang hatte sie auf sich selbst und Edward eingeredet. Sich und ihm Mut zu gesprochen, dass es endlich an der Zeit war Charlie von ihren Plänen zu erzählen. Was sie dann auch taten. Lautstarke Wortgefechte flogen hin und her. Es fing bei Heirat aus Schwangerschaft an, und endete mit „er ist nicht der Richtige.“ Immer wieder hatte Charlie Edward offensiv und beleidigend mit Worten befeuert, doch dieser ließ sich nicht aus seiner stoischen Ruhe heraus reißen – ganz im Gegensatz zu seiner Verlobten, Bella.

Charlie hatte getobt und gedroht. Er würde Edward erschießen, und es als Notwehr dastehen lassen. Schließlich war er der Poli-zeichef in diesem Revier und niemand würde an seinem Wort zweifeln, gerade da die Cullens sich sowieso eher bedeckt hiel-ten und vielen Bewohnern der Stadt suspekt erschienen. Das erst gab Bella noch mehr Anlass laut gegenüber ihrem Vater zu werden. Auch wenn sie ein eher ruhiger Typ war und niemals ausfallend wurde, erst recht nicht Charlie gegenüber, so brannten in diesem Moment all ihre Sicherungen durch.

Es war bei Nichten so gut gelaufen wir sie es gerne gewollt hät-ten, denn in dieser Nacht kamen all die unterschwelligen Gefüh-le herauf, die Charlie für Edward hegte. Und er scheute sich nicht, ihnen ihren Lauf zu geben und das sehr Lautstark und mit einem Nachdruck der auf beide geradezu erdrückend wirkte. Mit einem letzten Augenrollen Seitens ihres Vaters und der erneuten Mordandrohung entschied Edward, dass es besser war zu gehen und die beiden Swans das alleine auskochen zu lassen, denn er wusste, dass es nichts mehr gab was er hätte zu diesem Gespräch beitragen können.

Jetzt lag Bella in ihrem Bett und es stieg ihr sauer in der Kehle auf, da sie selbst auch sehr viel geschrien und sich aufgeregt hatte. Ungefähr zehn Minuten waren vergangen, seitdem sie beide entschieden hatten, dass niemand an dem anderen ein gu-tes Haar lassen konnte und keiner von beiden seine beharrliche Meinung ändern würde. Als Bella so da lag sah sie sich in ihrem Zimmer um und betrachtete die ganze Geschichte die sich hier in Fotos und kleinen Gegenständen ansammelte. Bücher aus ihrer Highschoolzeit. Freunde die sie nie wieder sehen würde, wenn sie auf das College ging. Nur dass außer ihrer neuen Familie und ihr selbst niemand wusste, dass es für lange Zeit nicht möglich war, dass sie eben jenes College besuchen würde. Charlie und Renee die sie nicht mehr sehen können würde, weil sie der Durst trieb und später dann die Tatsache, dass die beiden alterten und sie in der Zeit eingefroren war.

Sie dachte an die Vereinbarung mit Edward. Ihn zu heiraten um Unsterblichkeit zu erlangen. So zu werden wie er. Und die Angst die immer noch tief in ihr wohnte, gut versteckt im letzten Winkel ihrer Seele. Und die dennoch an ihr nagte. Eine Angst die geboren ward, als Edward und die Cullens von einer Sekun-de auf die nächste verschwunden waren. Und dass es in jeder Sekunde wieder passieren könnte. Dass sie wieder alleine war. Und es keine Möglichkeit für sie gab, die anderen wieder zu sehen, wenn sie nicht selbst eine von Ihnen war, oder sie sich dazu entschieden zurück zu kommen. Diese Angst nagte immer noch an ihr. Verfolgte sie immer noch in ihren Träumen.

Ein Augenblick und sie konnte wieder alles verlieren. Doch was genau „alles“ war, hatte sie sich bis jetzt noch nicht genauer angesehen, wollte sie sich auch nicht genauer ansehen. Einige Dinge sollten nicht erkannt werden und es war gut so. Denn in all den Jahren in denen sie ein Außenseiter war, hatte sie nun endlich einen Platz gefunden an dem sie sich nicht so fühlte. Sie fühlte sich wohl bei der neuen Familie. Außenseiter sein. Es war ihr Schutzmantel sich nicht alles genauer anzusehen, der sie vor Schulkameraden, ihrer Familie und sogar der Welt dort draußen beschützt hatte.

Ein Klopfen an der Tür irritierte sie und sie setzte sich leicht auf.

„Oh nein, bitte nicht Runde zwei...“, dachte sich Bella verzwei-felt.

„Bella? Kann ich mit dir reden?“, fragte Charlie vorsichtig von der anderen Seite der Tür aus.
„Haben wir nicht schon alles gesagt was es zu sagen gibt? Du hast alles was du davon hälst Kristall klar zu Wort gegeben.“, antwortete Bella ohne einen Hauch von Schneid in der Stimme, den sie diesen Sätzen eigentlich geben wollte. Sie war die letzte die so mit ihrem Vater sprechen wollte, und war froh das ganze Gespräch einfach nur hinter sich gebracht zu haben. Es würde lange Zeit brauchen bis die Wunden die sie sich gegenseitig zugefügt hatten, verheilen würden, und es war sicher, dass Nar-ben zurückbleiben würde.

Ein leises Husten kam von der anderen Seite der Tür und Bella konnte sich denken wie peinlich berührt ihr Vater draußen stand. Leise tappte er von einem Fuß auf den anderen bevor er erneut vorsichtig zu reden begann.

„Bella ich möchte mich nicht mit dir streiten... kann ich rein-kommen?“

Sich selbst einen Ruck geben, richtete sich die Gutmütigkeit in Person auf und atmete einmal tief durch. Konnte sie ihm das wirklich verwehren wenn er so eine geradezu freundliche Ansa-ge machte?

„Okay. Komm rein.“

Die Tür öffnete sich langsamer als sonst, und der eigentlich so taffe Charlie stand in sich zusammengeknickt als Abbild seiner selbst in der Tür, sah fragend und entschuldigend in den Raum hinein und betrachtete das Bild seiner Tochter, wie sie mit trot-zig vor der Brust verschränkten Armen auf dem Bett saß. Ein vorsichtiges Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. Norma-lerweise hätte Bella auf diese Reaktion hin lachen müssen, wie er da stand, unschuldig, bittend lächelnd, aber nicht in dieser Situation.

Dann trat er in den Raum und schloss die Tür nur halb hinter sich. Sein Polizeitraining kam durch, dass ihm vorschrieb niemals einen Fluchtweg zu blockieren. In ihrem Gesicht konnte er genau lesen, dass sie immer noch sauer und verletzt war, von den Worten die er ihr an den Kopf geworfen hatte. Von den Dingen die er Edward an den Kopf geworfen hatte. Er fühlte wirklich dasselbe, doch er war nicht gekommen um den Streit fort zu setzten, sondern um seiner Tochter seine Seele offen zu legen. Die Beweggründe für seine Gefühle zu erzählen. Dinge die er die Hälfte seines Lebens in sich verschlossen gehalten hatte. Endlich hatte er verstanden, dass er es seiner Tochter schuldete davon zu erzählen.

„Macht es dir etwas aus, wenn ich mich zu dir setzte?“, fragte er höflich, und mit mehr als einem kleinen schlechten Bauchziepen.

Irgendwie tat er ihr ja leid, so wie er da stand und versuchte die Dinge ins Klare zu rücken. Mit einem Kopfnicken Richtung des Satinbezogenen Bettes rutschte sie ein Stück zur Seite damit er sich neben sie setzen konnte. Kaum hatte er das getan fuhr er sich ein paarmal durch das langsam lichter werdende Haar.

Sie fühlte sich weniger angriffslustig als sie ihn so sah. Der Mann der ihr ein Leben lang wie ein Fremder vorgekommen war und in den letzten zwei Jahren so viel an Bedeutung dazu-gewonnen hatte.

„Leg los, ich beiße nicht.“, sagte Bella und fügte in Gedanken ein „noch nicht“ hinzu.

Charlie bekam einen leicht abwesenden Gesichtsausdruck und nickte dann. Es dauerte ein paar Momente bis er sich dann dazu durchringen konnte zu beginnen.

„Schau mal Bella... ich möchte mich für vorhin entschuldigen. Nicht für das was ich euch gesagt habe, sondern für die Art und Weise wie ich es gesagt habe.“

Bella war kurz davor empört aufzuspringen. Sie hatte die Situa-tion völlig falsch interpretiert. Anscheinend war Charlie doch gekommen um den Streit fortzusetzen.

Dieser hob in einer abwehrenden Geste die Hände und verzog das Gesicht, als er das ihre sah.

„Bitte lass mich ausreden. Bitte. Ich verspreche dir, ich werde dich und Edward tun lassen was ihr wollt, solange du mir nur richtig zuhörst und ein bisschen darüber nachdenkst. Wenn du dann immer noch so fühlst, dann werde ich mit jeder Entschei-dung zufrieden sein, die du machst. In Ordnung?“

Das schockierte Bella. Sie hatte nicht erwartet dass ihr Vater so schnell aufgeben würde. Und sie würde nichts weiter dazu bei-tragen müssen als sich noch ein paar Flüche über Edward und ein paar Bedenken anhören müssen? Einfach einmal Augen zu und durch? Um dann das Leben mit Edward leben zu können das sie wollte? Nach einigen Momenten des Sammelns nickte sie. „Okay aber bitte beschimpfe ihn nicht nur.“

Charlie nickte. „In Ordnung. Sieh mal Süße, ich weiß ich war nicht für dich da. Ich war einer der schlechtesten Väter die man sich vorstellen kann. Ich habe so viel in deinem Leben verpasst und das werde ich mir niemals vergeben. Klar ich war da, als du sehr klein warst – genau da als du begonnen hast ein eigener Mensch zu werden. Dann habe ich dich verloren. Ich mache niemanden dafür verantwortlich. Die Situation zwischen dir und meiner Mutter ist allein unsere Schuld gewesen. Du kannst dir nicht vorstellen wie sehr es mich geschmerzt hat dich zu verlie-ren. Mehr als ich es je sagen oder dir gar zeigen könnte. Ich weiß du hast das nicht geplant, aber es hat sich für mich angefühlt als würdest du mich nicht haben wollen. Als... ob ich dir egal wäre.“ Charlies Stimme brach ab.

Bella sog scharf die Luft ein und nahm die viel größere raue Hand ihres Vaters. Es war nicht seine Art viel zu reden. Und erst recht nicht über solche Dinge. Er legte seine zweite große und warme Hand darüber und drückte leicht zu.

„...Dad.“

Auch Charlie musste ein paar mal tief Luft holen und schüttelte den Kopf. „Bitte, unterbrich mich nicht. Sonst schaffe ich es vielleicht nicht zu Ende zu reden.“ Er räusperte sich bevor er begann weiter zu reden.

„Ich sage dass nicht um dich zu verletzen, Liebling. Ich sage dass nicht weil ich irgendetwas von dir erwarte oder auf irgen-detwas hoffe. Ich sage es weil es wichtig ist. Und weil es eine schwere Last ist, aber du musst es wissen. Bitte hör mir gut zu okay?“

Er sah sie aus tiefen warmen Augen bittend an und sie nickte. Dennoch kostete es sie eine große Anstrengung nicht los zu weinen und sich in seine Arme zu werfen. Schließlich fuhr er fort.

„Ein Elternteil zu sein, selbst ein ziemlich wertloser wie ich, ist eine harte Sache. Du wirst es eines Tages herausfinden. Du ver-bringst die Hälfte deiner Zeit in Panik alle Dinge richtig zu ma-chen und die andere Hälfte verbringst du damit dich darum zu sorgen dass du nicht genug tust oder sagst. Nun ja, deine Mutter war nicht das beste Vorbild für dich. Sie ist ja selbst sozusagen ein Kind und du musstest dich seither um sie kümmern, ich weiß das. Selbst als du noch kein Teenager warst hast du nach ihr gesehen. Und ich weiß den wahren Grund warum du hierherge-kommen bist, um mit mir zusammen zu leben.“

Bellas Kinnlade klappte herunter. Natürlich hatte sie es Edward und Alice sowie Angela erzählt, aber sie hatte nicht damit ge-rechnet, dass ihr Vater die Wahrheit wusste. Wenn er sie denn wirklich wusste, aber das würde er ihr bestimmt gleich erzählen. Sie sollte wirklich anfangen aufzuhören diesen Mann zu unter-schätzen.

Charlie der das geradezu schockierte Gesicht seiner Tochter sah, bekam einen verständnisvollen Ausdruck.

„Es ist okay, Bella. Es war eine sehr gutherzige und großzügige Entscheidung die du da gemacht hast. Es zeigt was für eine klasse Person du bist, hierher zu kommen und mit jemandem zu wohnen mit dem du nicht zusammen sein willst, nur um deine Mutter glücklich zu machen. Ihr ihren Willen zu lassen und dei-nen zurück zu halten. Und genau darauf werde ich auch zurück-kommen.“

Bella fühlte wie sie von geschockt zu verwirrt wurde. Natürlich war sie nicht wegen ihm hergekommen, aber was genau meinte er damit und was sollte das mit der Hochzeit zu tun haben.

„Also“, fuhr Charlie fort, „ich bin was man einen männlichen Mann nennt. Oder auch einen gestandenen Kerl. Ich trinke Bier, sehe Sportsendungen und gehe Angeln. Ich lebe das einfache Leben aber ich bin auch Polizeichef und sorge für Recht und Ordnung. Ich habe Karriere gemacht und verdiene gutes Geld. Ich bin nicht frei von Sünden aber ich habe immer versucht fair zu allen zu bleiben. Bevor du geboren wurdest, habe ich zu Gott gebetet, du mögest ein Junge werden. Nicht dass du jetzt denkst, du bist eine Enttäuschung oder etwas in der Art oder dass ich dich anders haben wollen würde. Bei Allem nein. Ich liebe dich genauso wie du bist. Aber ehrlich – Dinge stehen einfacher mit Jungs. Es ist leider eine männerdominierte Welt – zumindest jetzt. Ich sage es wie es ist, auch wenn es weh tut.“

Obwohl sie kein Wort gesagt hatte, fühlte sich Bellas Kehle rau an. Sie schluckte trocken.

„Ich habe gesehen wie Männer, nein verflucht die ganze Welt, Frauen behandelt. Verdamm mich, ich habe Frauen und Mäd-chen genauso dämlich behandelt als ich jung war. Glaub bloß nicht ich würde denken das Haus wäre sauber, wenn ich einen Jungen hätte und heim kommen würde. Oder dass das Essen fertig ist. Ich weiß es und dennoch ist es eine Angewohnheit in die wir alle hineingefallen sind. Ich sage nicht dass es richtig ist. Zur Hölle ich weiß dass es das nicht ist, … aber es ist einfach – auch wenn es so falsch ist.“

„Ich bin ebenso verantwortlich wie jeder andere auch, aber eines kann ich dir sagen. Als ich dich das erste Mal in den Armen hielt, habe ich geschworen diese Welt zu einem besseren Ort zu machen. Für dich. Dass dich niemals jemand runterziehen wür-de, dass dich niemals jemand dazu bewegt etwas zu tun, was du nicht tun willst. Erst recht nicht aufgrund deines Geschlechtes und der seit Ewigkeiten eingefahrenen Mann-Frau Konstellati-on. Ich habe geweint als ich dich gehalten habe. Ich habe ge-weint, weil ich wusste wie schwer es für dich werden würde, und was ich alles für dich wollte.“

Charlie stoppte und seine Augen glitzerten verdächtig als er von dieser Zeit sprach, und deren Entscheidungen und Gefühle ihn bis heute beeinflussten. Bella konnte sich nicht so gut kontrollie-ren und stromartig perlten die Tränen ihr Gesicht hinunter. Sie nahm seine Hände noch fester. Sie wollte so viel sagen, und konnte es nicht. Nicht nur, weil Charlie sie gebeten hatte ihn nicht zu unterbrechen sondern auch weil sie Angst hatte, in lau-tes Schluchzen auszubrechen, sobald sie die stark aufeinander gepressten Zähne voneinander lösen würde. In ihrem ganzen Leben, hatte sich niemand, einschließlich Edward so sehr vor ihr geöffnet. Und gerade der Fakt dass es er war, der sonst so ver-schlossen war, schien ihr den Verstand weggeblasen zu haben.

Wieder brauchte Charlie etwas Zeit um sich zusammen zu reißen und weiter zu reden.

„Du warst schon immer ein sehr schweigsames Kind. Du hast nicht mal viel geweint, als du gezahnt hast, und nicht ein einzi-ges Mal…“ er drückte ihre Hände und sah sie mit aller Aufrich-tigkeit und Liebe an, „…kein einziges Mal, hast du dich als Kind kontrollieren oder einnehmen lassen. Deine Anwesenheit war überall. Sogar als wir dich in einen Hochstuhl gesetzt hatten und du gemalt oder mit deinem Essen gespielt hast, hatten deine Mutter und ich das Gefühl dass du den ganzen Raum einnahmst und ihn nach deinen Regeln gestaltet hast. So ruhig wie du warst hast du alles in dich aufgesaugt. Du hast nachgedacht bevor du etwas gesagt hast. Du hast dich nicht in kindlichem Trotz geweigert etwas zu tun, wenn man es dir gesagt hat, solang es dir sinnig erschien. Deine Mutter hatte dazu geneigt dich eine „alte Seele“ zu nennen. Es war als würdest du uns beobachten. Die Welt beobachten. Und alles in dich aufsaugen. Du hast damals eine Menge gelächelt. Ständig um genau zu sein. Und weißt du was, Bella? Du hattest nie Angst und warst nie panisch. Wenn du hingefallen bist – was du ständig getan hast – bist du immer wieder aufgestanden und bist deiner Beschäftigung nachgegangen. Nichts hat dich von etwas das du wolltest oder nicht wolltest abgehalten. Du hast nie aufgehört dich zu amüsieren und du selbst zu sein.“

Charlie gab der Hand seiner Tochter einen weiteren freundlichen Druck.

„Aber das hat sich geändert. Es hat sich geändert, als ich dich verloren habe, Bella. Das Mädchen das vor zwei Jahren auf-tauchte, war in keinster Weise so, wie meine kleine Tochter es war. Und genau da habe ich gesehen wie hart deine Kindheit und deine Teenagerjahre waren. Ich habe diese Zeit selbst durchlebt und habe jedes Kind in dieser Stadt aufwachsen sehen. Ich weiß dass es zu dieser Zeit immer so ist, dass man gegen die Schule und die eigenen Eltern rebelliert. Dass man experimentiert und dass man neue Freunde findet. Liebhaber findet. Aber es ist nicht nur ein Anfang. Sondern auch das Ende der Kindheit. Aber weißt du was ich auch gesehen habe? In jedem Erwachsenen steckt noch das Kind von früher. In manchen mehr, in manchen weniger. Wenn sie diese Teenager Sache abstreifen kannst du sehen wie sie als Kind waren, tief innen drin. Und wie sie als Erwachsene für den Rest ihres Lebens sein werden. Und in dir lebt dieses Kind auch noch. Jetzt kommt es mir so vor, als wäre es gestorben, aber das ist es nicht. Ich habe es manchmal gesehen.“

Charlie wurde, obwohl traurig wie er war etwas aufgeregt: „Weißt du wann ich dich wieder so frei und unverfangen gese-hen habe?“

Bella schüttelte den Kopf, völlig gefangen von den Worten ihres Vaters.

„Wenn du mit Alice zusammen bist. Ich kann es kaum glauben, dass ich es nicht von Anfang an gesehen habe.“ Er pausierte: „Ich weiß du merkst es nicht Liebling, aber... aber es ist als würde er das Leben aus dir aussagen. Alles was dich zu dem macht, was du als Kind warst. Es... verschwindet einfach. Und Alice ist die Einzige, die dich dazu bringen kann… dass es wie-der zurück kommt. Das was du immer warst und was dich aus-gemacht hat.“

„Mit ihm lachst du nicht, du scheinst nicht fröhlich. Es liegt immer eine bleierne Melancholie auf dir. Du bist so ernst. Du krallst dich geradezu an ihn. Beobachtest jede seiner Bewegun-gen wie ein Falke. Siehst ihn manchmal, wenn er nicht zu dir hersieht geradezu panisch an, als würde er sich jeden Moment in Luft auflösen. Du stimmst ihm in fast jeder Entscheidung zu. Auch wenn du manchmal so wirkst als würdest du gar nicht wollen. Das macht mich krank.“

Bella sog scharf die Luft ein. War ihre Ängste so offensichtlich aus ihrem Verhalten und ihrem Gesicht heraus zu lesen? Hatte Charlie eine übersinnliche Fähigkeit feinste Dinge heraus zu lesen? So etwas hatte sie ihm nie zugetraut. Aber sie hatte schon einmal an diesem Abend festgestellt, dass sie ihn nicht mehr unterschätzen durfte.

Aber wenn du mit Alice zusammen bist, scheint es, als wärst du eine ganz andere Person. Du lachst richtig, und zur Hölle, Bella du kicherst sogar.“ Er kniff sie in die Schulter um die Stimmung ein wenig aufzuhellen. „Mit ihr wirst du lebendig. Du wirkst frischer und fröhlicher. Ich weiß du denkst, ich kriege das nicht mit. Aber du lässt sie nicht immer alles so machen, wie sie das will, sondern kannst ihr auch widersprechen, wenn dir etwas nicht in den Kram passt. Du stehst für dich selbst ein, gerätst auch mal mit ihr aneinander und zeigst deine Seele und deine Charakterstärke. Auch Rückrad. Du lässt sie nur gewähren, wenn du auch wirklich willst, was wirklich schwer sein kann, wenn ich bedenke wir charmant dieses junge Ding einen um den Finger wickeln kann.“ Er lächelte bei dem was er sagte, denn auch er hatte sich von ihr um den kleinen Finger wickeln lassen – das aber in vollem Bewusstsein. „Du bist so bei ihr, nicht wie bei allen anderen, denen du es immer nur recht machen willst damit sie alle glücklich sind. Es sieht aus als wärst du dir ihrer Liebe und Wohlgesonnenheit sicher, ohne dass du es ihr Recht machen musst. Bella du musst es auch dir recht machen.“

Jetzt lächelte er und im Stillen war Bella diesbezüglich wirklich seiner Meinung. Wie oft hatte sie schon Alice widersprochen? Sich einfach still geweigert etwas zu tun was sie wollte? Und nicht wie bei ihrem Verlobten. Wenn sie ihm in einer Sache widersprach, war sofort die Angst zurück, es wäre ein Grund für ihn, sie alleine zu lassen.

„Weißt du, bei ihm bist du wie eine leere Hülle. Eine Hülle die er füllt und bei der es sich für dich so anfühlt als würdest du leben. Sei ehrlich zu mir. Wessen Idee war es wirklich zu heira-ten?“

Bella sagte nichts. Was hätte sie denn auch sagen können? Sie war Zeit ihres Lebens der Meinung man sollte in solch jungen Jahren nicht heiraten – Schon gar nicht wenn man gerade erst dabei war dem Teenagerleben zu entwachsen. Und doch – hier war sie, um ihm zu erzählen dass sie sich noch vor ihrem 19. Lebensjahr verlobt hatte und heiraten würde. Aber die Wahrheit konnte sie ihm nicht sagen. Dann hätte er noch mehr Gründe um Edward zu hassen.

Lügen. Nein sie konnte ihn nicht anlügen. Nicht nachdem er einen reinsten Seelenstriptease hingelegt hatte. Ihr alles erzählt hatte. Er hatte ihr seine tiefsten Gefühle und größten Ängste mitgeteilt. Seine Weltanschauung. Er war ehrlich, dass er sie genau beobachtet hatte, ohne dass sie es merkte. Er war so ehr-lich wie ein Mensch nur zu einem anderen sein kann. Also mit welchem Recht hätte sie jetzt guten Gewissens lügen können?

„Seine, Dad. Ich... ich wollte nicht so früh heiraten. Edward und ich... wir haben einen... einen Deal gemacht“, rückte Bella vor-sichtig mit der Sprache heraus. Sie wusste dass das definitiv nicht das war, was Charlie hören wollte, und dennoch konnte sie ihm die Wahrheit nicht verheimlichen.

„Einen DEAL?“, seine Stimme schwoll an und bekam ein knur-renden Unterton. Bella hätte es nie für möglich gehalten, dass das bei einem Menschen auch so gefährlich klingen konnte.

„Was auch immer du denkst, es ist nicht das, was du denkst. Bitte, lassen wir dieses Thema fürs erste einfach auf sich beru-hen. Bitte, Dad.“

„Siehst du. Genau das ist es was ich meine. Meine Tochter hätte sich nicht mit irgendeinem Deal zur Heirat überreden lassen oder wäre jetzt so feige und würde auf ein „lassen wir es auf sich beruhen“ ausweichen. Sie hätte sich gerade hingestellt und hätte sich nicht einlullen lassen. Das bist nicht du. Und.. und wenn du es doch bist, dann…“ er stockte. Konnte es kaum aussprechen. „..dann fühlt es sich so an als hätte ich zwei Töchter verloren.“

Das war der Moment in dem Bella wirklich ins Schluchzen ge-riet. Diese Worte, die seine Gefühle so klar widerspiegelten schmerzten mehr als alles andere.

„Ich weiß – du sagst du liebst ihn, und es gibt leider Gottes nichts, was ich tun könnte um dich davon abzuhalten ihn zu hei-raten. Wenn ich als Vater da gewesen wäre, dir die Zuneigung gegeben hätte die du gebraucht hast, hättest du nie damit anfan-gen müssen so viel von dir her zu geben, dich selbst so aufzuge-ben um dazu zu gehören, geliebt zu werden. Vielleicht hätte ich dann etwas tun können.“

Mit dem Weltbild die er hatte versuchte er seine eigenen Tränen die jetzt deutlich in seinen Augen schimmerten zurück zu halten.

„Aber jetzt versuche ich es. Ich glaube daran, dass die Bella die nicht zu allem ja und amen sagt, noch in dir steckt. Dass sie manchmal einen kleinen Schubs von außen braucht um wieder zum Vorschein zu kommen. Und dass sie dann eines Tages die starke, unabhängige und selbstsichere Frau wird, von der ich immer wollte dass sie sie wird.“

„Bitte versprich mir eins. Versuch objektiv zu sein, wenn du mit Alice zusammen bist. Beobachte dich selbst. Es ist als wirst du dann lebendig. Das Glück in dir wird dann so leuchtend und erhellt den ganzen Raum.“

Ein kurzer Moment der Stille war eingetreten, in dem Charlie seinen eigenen Worten nachlauschte und Bella Zeit ließ, das Gesagte sacken zu lassen. Dann entschied er sich, dass er wohl mehr nicht tun konnte. Mit einem letzten Händedrücken und einem warmen und bittenden Blick erhob sich Charlie langsam vom Bett seiner Tochter.

„Was auch immer es mit Alice auf sich hat, versuch ein bisschen davon zu behalten, solange du in der Nähe von … von ihm bist. Denn jedes Mal wenn es wieder aufblitzt, fühlt es sich so an als müsste ich meine Hoffnungen auf eine starke Tochter nicht gänzlich begraben.“

An der Tür angekommen hielt er unschlüssig die Klinke in der Hand und entschied sich, sich noch einmal leicht umzudrehen und über die Schulter zu sehen. Den Blick auf seine Tochter gerichtet die leise schluchzend auf ihrem Bett saß und ihn ob all der Ehrlichkeit traurig ansah.

„Ich habe das nicht gesagt weil ich dir wehtun wollte, sondern damit du es vielleicht merkst bevor du in einer Ehe steckst, die dich in ein paar Jahren nicht mehr so glücklich machen wird. In der du dich verloren fühlst. Bitte, bleib auf jeden Fall in Kontakt mit Alice – für deinen Alten. Ich liebe dich Bella.“

Und mit einem traurigen Lächeln trat er dann über die Schwelle in den Hausflur und schloss leise die Tür hinter sich.

Bella saß da. Sie konnte nicht klar denken, war kaum fähig in ihrem Gefühlschaos noch irgendetwas zu spüren, dass länger als ein paar Momente andauerte. Hin und her schaukelte alles in ihrem Inneren während sie den Schritten ihres Vaters nach-lauschte, die sich leise nach unten begaben. Das Öffnen des Kühlschrankes war zu hören, dann noch ein Ploppen – wahr-scheinlich hatte sich Charlie gerade eine Bierflasche geköpft – und letztlich lief der Fernseher. Lauter als sonst. Sie wunderte sich warum, war sich bewusst, dass sie mit klarerem Kopf sicher auf die Antwort gekommen wäre. Doch nun waren auch solch naheliegende Dinge ein undefinierbares Verlorengehen in ihrem inneren Einerlei.

Doch am stärksten fühlte sie sich bloß gestellt. Als wäre ihr ganzes sein akkurat auseinander gerupft worden, in hauchdünne Schichten. Und jede einzelne davon wurde kritisch begutachtet, gewogen, gemessen, katalogisiert und als wert- oder eben nicht wertvoll erachtet.

Und was brachte das alles? Sagte es ihr, dass sie eine Frau war, die keinen Charakter besaß und ihren Wert nur darin fand, zu einem Mann zu gehören? Oder war sie eine Frau des 21. Jahr-hunderts?

Wer war sie?

Was war sie?

Und was war es, dass es für Charlie so scheinen ließ, als würde sie in jedem Moment mit Edward ein wenig von sich selbst ver-lieren? Und in jedem mit Alice irgendetwas Fröhlicheres wer-den. Was war es? Und wenn es etwas war, war etwas dran, an dem was er sagte? War das, das Wichtigere? War das, was ihr Vater sagte wahr? Oder reimte er sich nur irgendetwas zusam-men?

Fragen über Fragen kursierten in Bellas Geist. Wörter, Vermu-tungen, Hoffnungen, Ängste, Gesehenes und viele andere Dinge schwappten in ihrem Schädel von einer Wand zur anderen. So zumindest fühlte sich für sie diese Berg- und Talfahrt an. Nichts mehr schien klar zu sein. Immer und immer wieder dieselben Zweifel, bis ihr der Kopf von all dem weinen und Nachdenken so höllisch wehtat, dass sie kurz darauf hin die Augen schloss und sich hinlegte. Die Beine angezogen, und ihre Arme um sich selbst geschlungen, während unaufhörlich weitere Tränen an ihren Wangen hinunterliefen.

Erst knappe 2 Stunden später hatte sie den Weg in den Schlaf gefunden. Mit brennendem Licht im Zimmer, immer noch ohne eine einzige Antwort auf all ihre Fragen gefunden zu haben.

Und sie sah nie die das paar schwarzer Augen vor ihrem Fenster. Wenn sie es getan hätte, hätte sie ein anderes Herz zerbrechen sehen.

Carina

Anzahl der Beiträge : 250
Anmeldedatum : 25.10.12

Nach oben Nach unten

Fanfictions Empty Re: Fanfictions

Beitrag  Carina Di Okt 01, 2013 2:32 pm

Kapitel 2 ...Augen offen haben & nicht sehen


Ich denk oft zurück und lang ist es her
Die Kindertage vermisse ich sehr
Haben zusammen vieles gemacht
Oft geweint und auch gelacht
Konnten uns ohne Worte verstehen
Brauchten einander nur anzusehen
Natürlich gab es auch mal Streit
Doch meistens tat's uns schnell wieder leid
Wir sind sehr verschieden
Und doch sind wir gleich
Du bist meine Schwester
Und das macht mich Reich
Ich weiß, dass Du da bist wenn ich Dich brauch
Genauso ist es bei mir auch
Wir halten zusammen bei Kummer und Leid
So wird es sein zu aller Zeit
Bleib wie Du bist, lass Dich nicht verbiegen
Denn auch so werde ich dich lieben.
Marion Merch



A
lice kehrte aus ihrer Vision um kurz nach halb sechs zurück. Sie hatte gesehen, dass Alice und Edward endlich mit Charlie über die bevorstehende Heirat redeten und das Ganze in einem großen Streit enden würde. Natürlich hatte sie auch gesehen, wie und wann Edward Bella fragen würde, was sie antworten würde und hatte sich schließlich selbst zur Hochzeitsplanerin deklariert. Esme, Carlisle und Rosalie – die wiederum in Form von sehr unfreundlichen Bemerkungen – wiesen Alice des Öfteren darauf hin, dass Bella keineswegs der Typ Mädchen war, der eine pompöse Hochzeit wollte. Dass sie außerdem auf Bellas Wünsche achten sollte und die ganze Sache um mehrere tausend Umdrehungen herunterschrauben sollte.

Dennoch, als sie gerade gesehen hatte, wie die Ankündigung der beiden gegenüber Charlie verlaufen würde, hatte sie bereits an-gefangen ein wenig zu packen, denn sie wusste, ihre beste Freundin würde in ein oder zwei Stunde dringend Trost brau-chen. Sie zog sich ein paar schlichte Sachen an, denn sie wusste, diese würden Bella am besten gefallen.

Einen Moment betrachtete sie sich in dem langen Spiegel in dem sie komplett zu sehen war. Locker auf den Hüften sitzende, etwas weitere Blue-Jeans, ein weißes Top und ein grau-grün geflochtener Stoffgürtel sowie eine feminine Zip-Jacke zum überziehen. Das musste Bella einfach gefallen denn so lief sie ja selbst den Großteil ihrer Zeit herum, wenn Alice sich nicht ge-rade mit modischen Neuerungen an ihr austoben durfte. Bella erlaubte es ihr ja leider viel zu selten. Bei diesem Gedanken zog Alice eine kleine Flunsch und griff sich noch mal ins Haar.

Sie trug die Haare nun enger an ihr Gesicht angeschmiegt, da sie älter wirken musste. Wenn man nicht wirklich alterte, legte man sich über die Jahre hinweg ein paar Tricks zu, sein Erschei-nungsbild zu ändern. Je jünger, desto flippiger die Farben und die Frisuren. Aber in ein paar Monaten würden sie sowieso wie-der umziehen müssen. Sie waren schon viel zu lange hier. Und wenn es dann erst mal wieder so weit war, konnte Alice zu ihrer geliebten Stachelfrisur zurückkehren. Es gab ihr das Gefühl „mehr“ Haare auf dem Kopf zu haben.

Rosalie versuchte schon seit Mitte der 80er sie dazu zu nötigen sich Extension in ihre Haare machen zu lassen, damit sie endlich einmal wusste, wie es sich mit langem voluminösem Haar anfühlte. Doch seit Esme sie davor gewarnt hatte, was bei dieser Haarverlängerung alles schief gehen konnte, und dass bei ihres-gleichen doch die Haare nicht mehr weiter wuchsen, ließ sie getrost die Finger von derlei Dingen. Esme schlug manchmal gutherzig eine Perrücke vor, doch das fühlte sich an wie eine Lüge. Es war doch schon Lüge genug, dass sie sich als Mensch ausgeben musste, da musste es nicht auch noch gelogenes Haar sein.

Mit einem letzten Lächeln und nicken, in Richtung ihres Siegel-bildes, das Bella nur begeistern konnte, drehte sie sich um und wollte gerade zur offenen Balkontür hinaus.

„Alice. Was tust du?“, fragte Rosalie.

Mit einem leisen Seufzen nahm Alice den Fuß vom Balkonge-länder über welchen sie gerade hatte springen wollen und ging zur Zimmertür zurück. Diese öffnend blickte ihr eine ziemlich angesäuerte Rosalie entgegen. Sie hatte ihre Arme vor der Brust verschränkt und die Lippen zu einer angespannt entnervten Linie zusammengepresst.

„Was los Rose? Ich war gerade auf dem Weg zu Bella, denn sie wird einen ziemlich lautstarken Abend mit ihrem Vater haben und danach ein wenig Aufheiterung vertragen können schätze ich.“, sagte Alice und unterdrückte das Verlangen die Tür ein-fach wieder zu zu knallen und über den Balkon zu verschwin-den, so wie sie es vorgehabt hatte.

„Bella hier, Bella da, überall nur Bella. Das ist alles worüber hier jeder redet, worum sich jeder Sorgen macht“, schnaubte Rose zynisch. „Wir hatten wegen ihr schon mehr als genug Probleme und jetzt wird sie bald ständig an uns kleben.“ Sie schnaubte. „Dummer Mensch.“

„Wag es nicht so über meine beste Freundin zu reden, Rose. Bald wird sie schließlich unsere Schwester werden – und das per Gesetz! Du solltest endlich aufhören rum zu meckern und sie kennen lernen, wie wir alle. Du würdest sie auch mögen wenn du deine Vorurteile aufgibst“, sagte Alice angesäuert.

Rosalie sah nicht so aus, als würde sie eine Freundschaft mit Bella anfangen wollen oder Interesse daran haben, ihre Vorurtei-le aufzugeben.

„Ich bin es Leid zu sehen wie unsere ganze Familie durchdreht. Und das ganze wegen einem tollpatschigen dummen Men-schenmädchen. Sogar die Volturi haben einen Narren an ihr gefressen. Was zum Teufel findet jeder an ihr?“ Und wenn man hier genau hinhörte konnte man den unterschwelligen Neid hö-ren der durchdrang, denn Bella konnte, selbst als unscheinbarer Mensch der sich sehr zurückhielt, großen Eindruck auf viele Leute machen.

Ein lautes Klatschen erhallte, gefolgt von einem entsetzten ein-atmen. Beides war so laut das man es im ganzen Cullenhaus hören konnte. In weniger als zwei Sekunden tauchten Esme, Emmett und Jasper neben Rosalie auf, welche immer noch ge-schockt dastand, sich die Wange hielt, die Alice getroffen hatte und eben jene mit weit aufgerissenen, ungläubigen Augen an-starrte.

„Was zur Hölle geht hier ab? Hast du etwa meine Rosie ge-schlagen?“, knurrte Emmet und fletschte dabei die Zähne in Richtung Alice.

Ein leises aber dennoch hörbares Grollen stieg sofort in Jaspers Kehle auf, als er sich schützend vor seine Lebensgefährtin stell-te.

„Was ist in euch gefahren?“, empörte sich Esme, „So ein Ver-halten werde ich nicht tolerieren. Alice. Entschuldige dich bei deiner Schwester. Wir schlagen keine Familienmitglieder!“ Esme sah geschockt und enttäuscht gleichzeitig aus und mit jedem Wort kam ihr Unmut zu Tage.

„Mom! Das ist nicht fair!“, rief Alice und konnte den Impuls mit dem Fuß aufzustampfen wie ein trotziger Teenager nicht unter-drücken. Auf diese Reaktion hin schnaubte Rosalie nur Ab-schätzig.

„Nichts ‚Mom‘, Alice! Wir schlagen uns nicht. Und wir lösen unsere Meinungsverschiedenheiten nicht mit Gewalt! Das kannst du besser. Und jetzt benimm dich endlich deinem Alter entsprechend und entschuldige dich.“

„Nein! Nicht bis sie sich für all die ekelhaften Dinge entschul-digt die sie ständig über Bella sagt. Ich hasse es, wenn sie sich ständig aufführt wie ein verwöhntes Gör, das ständig die Nase oben trägt. Und das alles nur weil sie nicht mehr die hübscheste in der Familie ist!“

„Hey! Wag es nicht so über meine Rosie zu reden, klar?! Sonst pulverisiere ich dich zu Staub in Pixelgröße!“, brüllte Emmet und zeigte mit einem seiner Finger in Alice Gesicht.

„Ich schlage vor du nimmst den Finger runter, oder ich reiße ihn dir ab und stecke ihn dorthin wo du deine Gehirne lagerst“, presste der nun wütende Jasper durch seine Zähne hindurch. Er hatte sich jetzt ganz vor die kleinere Alice gestellt und verdeckte sie vollends, während Emmets Finger jetzt auf seiner Brust auf-lag.

„ES REICHT!“, schrie Esme mit deutlicher Rage und einer or-dentlichen Prise Hysterie. „Alice in dein Zimmer! Ihr zwei! Ro-salie und Emmett. Ich will heute Nacht keinen von euch beiden sehen. Emmett versteck dich lieber zusammen mit deiner Frau, wenn du weißt was gut für euch ist. Und Jasper! Wage es nie wieder, deinem Bruder zu drohen! Was zur Hölle hat euch alle geritten?“

Und damit packte sie mit je einer Hand Emmett und Rosalie, beförderte sie unsanft zur Tür hinaus und knallte eben jene mit der Fußspitze hinter sich zu. Dann hörte man nur noch wie sie sich den Korridor hinunter bewegten und noch eine Türe knallte.

Einen kurzen Moment später wurde ihre Tür noch einmal geöff-net und Esme trat ein. Trotzig wurde sie von Alice angesehen, da diese immer noch keine Entschuldigung für all die Dinge die Rosalie gesagt hatte, bekommen hatte.

„Ich glaube du solltest jagen gehen, Jasper“, sagte Esme kühl, „ich will nicht dass du und Emmett aneinander geratet, solange ihr beide noch so wütend und aufgekratzt seid. Ein bisschen Abstand wird euch gut tun.“

„Ja, Ma'am“, sagte Jasper leise und drehte sich um, um die Bal-kontür wieder zu öffnen. Gerade wollte er fragen ob Alice denn nicht mitkommen wollte, denn sie würde sicherlich auch etwas Zeit brauchen um sich wieder abzuregen. Doch als er sich zu ihr umwand, war dort wo sie gestanden hatte nichts mehr. Anschei-nend wollte sie nicht mitgehen denn sie war schon zum Fenster hinaus verschwunden.

Jasper hatte realisiert wo seine Frau hingehen würde – wie so oft. Seufzend entschied er sich also alleine zu jagen.

Wieder mal.

Zu diesem Zeitpunkt war Alice schon auf dem Weg zu Bellas Zuhause, und rannte quer Feld ein durch den Wald in direkter Linie auf ihr Haus zu.

Als Alice am Haus von Isabella angekommen war, bekam sie noch die letzten Fetzen der lautstarken Auseinandersetzung mit, ehe Bella nach oben kam und die Tür zu knallte. Wegen dem kleinen „Zwischenfall“ Zuhause hatte sie Edward auf dem Weg nicht mehr gesehen. Ihre Wege hatten sich anscheinend nicht gekreuzt da ihr Bruder mit seinem silbernen Volvo nach Hause gefahren war, während sie die direkte Route zu Fuß genommen hatte.

Alice setzte sich ins Gras vor dem Haus und lehnte sich an den Stamm des großen Baumes, während die beiden zu Ende strit-ten. Sie nahm jedes verletzende Wort wahr das zwischen den beiden Swans hin und her gepfeffert wurde.

'Oh er wird bereuen das gesagt zu haben. Auch wenn Edward manchmal wirklich ein anhängliches, arrogantes und verwöhntes Entlein sein kann‘, dachte Alice. Sie war nicht blind gegenüber den Fehlern ihrer Geschwister und Eltern, aber auch nicht gegenüber von deren guten Seiten.

Edward mit seiner ganzen, Selbst-Hasserei, seinem ständigen Gedanken lesen, seiner Heimlichtuerei gegenüber Geliebten bei Problemen und dem völlig veralteten Gehabe, war dennoch ein fürsorglicher Bruder. Der ihr am nahestehendsten, abgesehen von Jasper natürlich. Und der einzige der wusste wie es war mit einer besonderen Fähigkeit zu leben, die dich so direkt mit allem verband.

Sie hatte ihre wirklichen Eltern nie gekannt. Aber das was sie über die beiden herausgefunden hatte, verband sie nur noch mehr mit den beiden merkwürdigen Leuten, Carlisle und Esme. Sie waren nicht nur ihre Adoptiv-Eltern. So wie sie es den Men-schen als Lüge auftischten, sondern sie fühlten sich wirklich wie ihre wahre Eltern an. Sie war die einzige der Geschwister, die die beiden wirklich durchgehend so nannte und sich auch wirk-lich so fühlte. Sie gehörte zu ihnen – und das nicht nur wenn sie in Schwierigkeiten war. Was sowieso selten genug war, da sie so gutherzig und sorgenlos war.

Sie lächelte bei dem Gedanken daran. Sie war nicht der süße kleine Engel für den die Menschen sie immer hielten. Zumindest ihr zierliches, feminines Äußeres, ermöglichte es ihr mit viel mehr durchzukommen, als es andere könnten.

Emmett. Sie hatte nie einen großen Bruder als sie noch ein Mensch war. Aber wenn sie an ihn dachte, war er das perfekte Ebenbild eines älteren Bruders. Er war groß und stark. Und den-noch lebte ein albernes Kind in ihm, das regelmäßig zum Vor-schein kam. Ein kleiner Clown und spielwütig. Er war der einzi-ge in der Familie der sein Herz nach außen trug. Alles direkt so sagte wie er es meinte. Und egal wie sehr er einen ärgerte, mit sexistischen Bemerkungen um sich warf oder wie oft er sich doch wie ein kleines Kind aufführte, man musste diesen Riesen einfach lieben.

Rose. Sie war wie verschlossen. Manchmal konnte man ihr an-sehen, wie viel Liebe, Aufmerksamkeit und Fröhlichkeit in ihr steckten. Aber nie ließ sie es heraus – zumindest nicht wenn andere in der Nähe waren. Nur selten gab sie dieses wahre ich zu erkennen wenn sie alleine mit Emmett war, den sie so liebte. Und bei all den guten Ohren in der Familie wusste jeder, dass sogar Emmett manchmal nicht immun gegen die eisige Kälte von Rosalie war. Wenn sie nur endlich ihre menschlichen Wünsche fallen lassen würde. Wenn sie aufhören würde ständig in der Vergangenheit zu leben und die Gegenwart zu verfluchen. Dann könnte sie auch all die Vorzüge sehen, die das Leben eines Vampires lebenswert macht. Und egal wie viele schwesterliche Gespräche sie schon mit Rosalie geführt hatte, Alice schaffte es nicht auch nur einen kleinen Sprung in die dicke eisige Schicht zu machen, die Rosalie umgab. Vielleicht war es auch die Be-stimmung der schönen, blonden Schwester, ihr Leben lang ver-bittert und sauer zu sein, bis sie ihren wahren Tod starb.

Und letztlich ihr Jasper. Sie hatte ihm nicht dafür gedankt, dass er heute vor ihr erschienen war, sich hingestellt und sie beschützt hatte. Er hatte sie beschützt obwohl es falsch gewesen war ihre Schwester zu schlagen und dennoch war er gekommen. Ohne zu Fragen. Er war einfach da und stand diesmal vor ihr. Egal ob sie im Recht war oder nicht. Einen besseren Mann, einen besseren Ehemann, konnte sie sich nicht vorstellen. Sie bemitleidete fast ihre Mutter, Bella und Rosalie, da sie nie erleben konnten, wie es sich mit einem so perfekten Mann anfühlen würde.

Er hatte so viel durchgestanden. So viel Schmerz, Hass und auch Angst. Ein Mann der weniger stark gewesen wäre, hätte schon längst den Verstand verloren. In einer Welt zu leben in der ein sinnloser Krieg dem nächsten folgte. In dem man er mit einer der größten Drahtzieher war. Und dann noch all die Gefühle mit zu erleben. Zu spüren als wären es die eigenen. Von jenen die starben. Von denen die kämpften. Siege, Niederlagen, Angst und Schmerzen im Überfluss. Ein Wechselbad der mit zu erle-benden Gefühle. Und immer noch war er in der Lage immer das Gute in den Menschen zu sehen. Seine eigene Sanftheit nicht zu verlieren und auch seine Gutherzigkeit. Sie konnte sich glücklich schätzen so einen Mann zu kennen, sogar seine Liebe spüren zu dürfen.

Die Stille im Swan Haus riss Alice aus ihren Gedanken. Sie re-gistrierte, dass es nur noch einen Herzschlag im Erdgeschoss gab und einen der oben in Bellas Zimmer schlug. Der Streit war also endgültig vorüber und Bella war in die Sicherheit ihres eigenen Zimmers geflüchtet. Keinen weiteren Streit mehr erwartend, entschied sich Alice dazu den Baum hinauf zu klettern. Sie nahm Platz auf dem obersten Ast vor Bellas Fenster und ging langsam in geduckter Haltung, um sich nicht an dem höher lie-genden Geäst zu stoßen in Richtung von Bellas Fenster.

Dann hielt sie inne gerade vor dem Ende des Astes der sozusa-gen direkt in Bellas Raum führte. Schritte waren im Hausflur zu hören. Anscheinend hatte Charlie sich entschieden doch weiter zu streiten also krabbelte sie langsam rücklings zurück bis sie aus dem Lichtkegel den das Fenster nach draußen warf ver-schwunden war und in der Dunkelheit des Baumes verschwand.

'Also kommt er zurück um sich noch mehr anzuhören? Armseli-ger Kerl...', dachte sich Alice und lauschte dem Klopfen an Bel-las Tür.

„Bella? Ich möchte nicht mit dir streiten... Kann ich reinkom-men?“ Sie wusste sowas gehörte sich nicht und dennoch. Ihre Augen blickten auf die Szene die sich vor ihr abspielte. Ihre Ohren waren sozusagen gespitzt als sie jedes gesprochene Wort in sich aufsog und beobachtete wie sich die Szene vor ihr entfal-tete.

„Oh Charlie... Bella...“, seufzte sie leise.

Sie wollte weinen. Sie musste es tun, aber der Fluch den die übernatürlichen Kräfte mit sich brachten, ermöglichten es ihr nicht. Und so blieb all der Schmerz in ihrer Kehle stecken, die sich zugeschnürt fühlte. Das zu sehen. Die Liebe eines Vaters, wie er sich vollständig vor seiner Tochter öffnete. Er erzählte ihr von seinen Ängsten von seiner Reue und dem Schmerz den er fühlte, wenn sein Grund zu leben – in seinen Worten – langsam Stück für Stück starb. Und das durch die Hände ihres eigenen Bruders.

Die Aufrichtigkeit und die Schwere ihres Gespräches taten ihr so sehr weh, und dennoch fühlte sie sich gleichzeitig geehrt Zeugin einer solchen Sache zu werden. Zu sehen wie so viel aufrichtige und bedingungslose Liebe sowie Vertrauen zwischen zwei Menschen möglich waren. Sie dachte, dass das, was sie mit Jasper und ihrer Familie teilte genauso stark war, aber jetzt, im-mer noch versteinert außerhalb des Fenster, hatte sie das Wun-der von Menschlichkeit und Liebe gesehen.

Und jetzt steckte sie in Problemen. Riesig großen Problemen. Vegen dem was sie gesehen hatte, was sie berührt und bewegt hatte. Und dann wurde eine Frage in ihr wach. Hatte Charlie recht mit dem was er sagte? Was passierte mit Bella?

Er hatte das Zimmer schon längst verlassen als sie immer noch auf dem Ast in den Schatten saß mit denen sie geradezu ver-schmolz. Hier, fern von allen Blicken wartete sie und kletterte nicht zu Bella ins Zimmer hinein wie sie es vorgehabt hatte. Immer und immer wieder spielte sich das Gespräch von gerade wieder in ihrer messerscharfen Erinnerung ab. Gedankenschnip-sel der vergangenen zwei Jahre spukten in ihrem Kopf herum. Erst ohne Zusammenhang. Einzelne Bilder und Szenen. Dann wurden sie klarer.

Die wirbelnde Geschichte von ihrer ganzen Freundschaft mit Bella. Jeder Moment hatte sich lupenrein in ihr Gedächtnis ein-gebrannt und lief nun wie ein Film hinter ihren tiefschwarzen Augen ab. Charlies Worte gaben in vielen Szenen einen Kom-mentar ab und öffneten Ventile von denen sie nicht einmal wusste, dass sie existierten.

Wie konnte sie nur so blind sein? Bella war ihr Freund – ihr einziger wirklicher Freund in ihrem ganzen Leben, abgesehen von ihrer Familie. Und trotzdem hatte sie sie enttäuscht. Ihre ganze Familie hatte sie enttäuscht. Nun ja nicht ganz. Rosalie hatte sie nie wirklich bestärkt und vielleicht machte gerade auch das Sinn.

Wieso hatte sie es nicht gesehen? Sie war die ganze Zeit da im 20. Jahrhundert. Sie hatte die Emanzipationsbewegung gesehen. Hatte die Neuerungen und das ständige Kämpfen um Gleichbe-rechtigungen miterlebt. Wie die Frauen versuchten unabhängig zu werden. Aber sie hatte dem ganzen nicht die große Beach-tung geschenkt wie es Charlie getan hatte, der ja ein Mensch war. Vielleicht weil sie keiner war. Bei Vampiren gab es diese körperlichen Unterschiede nicht. Was die Stärke betraf. Natür-lich waren Neugeborene stärker aber das die männlichen Vam-pire den weiblichen körperlich Überlegen waren gab es nicht. Natürlich gab es auch dort Unterschiede aber es war keine Na-turgegebenheit.

Auch Sexismus war ihr ein Begriff. Aber in ihrem Leben hatten solche Dinge keinerlei Bedeutung. Und so hatte sie die Gleich-heit in ihr Leben aufgenommen und sie für selbstverständlich erklärt. Aber in der Welt der Menschen...

Es war erschreckend, wachrüttelnd. Das alles aus der Perspekti-ve eines Menschen sehen zu können und erst jetzt wurde ihr klar, wie wichtig dieses Thema Charlie war. Denn sie konnte sich nicht an all das erinnern. An ihr menschliches Leben. Aber Edward konnte es. Und wahrscheinlich war auch er genauso wie alle anderen, die sich noch an ihre Zeit als Menschen erinnern konnten ein wenig von diesem Denken beeinflusst. Vielleicht gerade er, weil er nicht mit dem Geist der Zeit ging.

Bellas Natur, alle anderen über sich selbst zu stellen. Alle glück-lich zu machen, bevor sie sich selbst glücklich machte. Ehrenvoll und Großzügig. Und dennoch war es nur ein Mechanismus der dafür sorgte, dass Bella sich nicht von allen ausgegrenzt fühlte. Und je mehr sie versuchte, die anderen zufrieden zu stellen, desto mehr verlor sie sich selbst und schloss sich damit noch mehr aus. Es war eine Zwickmühle.

„Meine arme, arme Bella. Was haben wir dir nur angetan“, flüs-terte Alice in die Nacht hinein die ihren Gedanken und Worten lauschte und gleichzeitig Schutz bot. Die ihr schmerzverzerrtes Gedicht versteckte. Und noch mehr Situationen überfluteten ihren Verstand.

Sie konnte immer noch nicht sehen, was Charlie zu sehen glaub-te wenn sie mit Bella mit ihr zusammen war. Sie versuchte dar-über nachzudenken, wie sich ihre beste Freundin verhalten hatte, wenn die beiden alleine waren. Bei Übernachtungsbesuchen, auch wenn Bella eigentlich schon viel zu alt für so etwas war – aber sie hatte es in ihren Teenagerjahren nie erlebt. Sie hatte nie die Chance dazu diese Erfahrung zu machen. Und durch viele Gründe war es auch Alice nie möglich gewesen das zu genießen. So hatten sie beide ihre verlorene Kindheit ausgelebt und bean-spruchten ihr Recht es zu tun und Spaß daran zu haben die weibliche Verbundenheit zu spüren wenn sie Zeit miteinander verbrachten.

Jetzt musste sie wirklich zugeben, wo ihr die Augen geöffnet wurden, dass Bella zu solchen Zeiten irgendwie „heller“ wirkte. Offener um klar heraus zu Lachen und zu scherzen. Kindisch zu werden – was sie nie konnte, wenn er mit Zuhause, in der Schu-le oder allgemein in ihrer Nähe war.

Zu den Zeiten als es nur sie mit Bella Jasper und Emmett im Haus der Cullens waren und Computerspiele spielten... Naja auch wenn Emmett das Computerspielen aus Bella herausge-lockt hatte. Da konnte sie noch mehr von diesem Funkeln in Bellas Augen sehen, das durch die warmen braunen Augen hin-durchschien. Die Freude die aus ihren Augen leuchtete und aus jeder einzelnen Pore ihrer Haut zu tropfen schien. Das sie wirk-lich so wirkte als würde sie dazu gehören und so akzeptiert wer-den wie sie ist. Ohne sich verändern zu müssen. Einfach sie selbst zu sein.

Als sie Bella und Esme beim Kochen beobachtet hatten. Oder als sie zusammen im Garten gearbeitet hatten und Bella sogar Esme ein paar neue Dinge beibrachte. Sie lachten und fühlten sich wohl. Brachten sich gegenseitig Neues bei. Warum viel ihr erst jetzt auf, wie oft sie Bella heimlich beobachtet hatte?

Die kindliche Freude, wenn Emmett sich auf seine „zerbrech-lichste“ neue kleine Schwester stürzte, wenn er sie länger nicht mehr gesehen hatte, sie hoch hob und in einer bärenhaften Um-armung hin und her schüttelte.

Das Bild veränderte sich zu Szenen als Bella und Edward zu-sammen in einem Raum waren. Die Freude verschwand aus ihren Augen. Sie klebte ständig mit ihren Blicken an ihm, welche Angsterfüllt waren. Geradezu panisch das er nur ein Traum wäre und sich jeden Moment ins Nichts auflösen würde. Sie sah so aus als hätte sie jemanden gefunden, der sie in ihrer Melancholie die sie dann verfiel, nicht nur verstand – nein das schlimme schien, er schien sie darin zu fördern.

Jede Sekunde die sie je mit Bella verbracht hatte spielte sich in ihrem inneren Auge ab. Die ängstlichen Blicke, das verzweifelte sehnen, die unbändige Freude. Lachen. Weinen. Und ihre Visio-nen wie Bella schreiend träumte, als die Cullens sie verlassen hatte. Jedes Mal wenn sie Bellas Gesicht sah viel es in zwei ver-schiedene Muster.

Wie konnte sie so etwas nur übersehen haben?

Wie konnte Edward es nicht gesehen haben?

War es wirklich sein Fehler?

War es Bellas?

Als Alice dort saß und versuchte in die Zukunft zu sehen, ver-sagten ihr ihre Visionen den Dienst. Vielleicht weil nichts ent-schieden war? Weil niemand wirklich entschieden hatte was nun passieren würde?

Um vier Uhr in der Früh, war der Haushalt der Swans leise. Charlie hatte nie das Stören von tickenden Standuhren haben wollen sondern sich auf seine Arbeitsuhr und dessen Wecker verlassen. Auch kein Heizsystem oder eine Klimaanlage waren montiert und so herrschte hier Totenstille.

Bella war vor ungefähr sieben Stunden weinend eingeschlafen und nachdem Charlie noch ein paar Stunden mit einem lauten Fernsehr in Gesellschaft vor sich hin gebrütet hatte, ging auch er ins Bett. Er konnte nicht mal sagen welche Mannschaft gegen wen spielte und welche gewonnen hatte. Er hatte vor Bellas Raum inne gehalten als er auf dem Weg in sein Zimmer war und vorsichtig die Tür geöffnet. Dort fand er dann seine Tochter in derselben Kleidung, zusammengerollt wie ein verängstigtes jun-ges Kätzchen auf dem Bett liegend schlafen. Sie war nicht mehr klein oder leicht genug dass er es riskieren konnte sie hochzuhe-ben und zuzudecken also beließ er es dabei wie sie lag, drückte ihr noch einen Kuss auf die Haare und begab sich leise, das Licht löschend aus dem Zimmer.

Nach zwei Stunden als es kurz vor der Dämmerung war, machte Bellas stiller Wächter vor dem Fenster eine Entscheidung und bewegte sich langsam in Richtung des Fensters.

Auch wenn Bella angefangen hatte, das Fenster zu schließen, riegelte sie es nicht mehr ab, damit nächtliche Besuche in Form von Edward oder Alice jederzeit zu ihr hineinkommen könnten. Mit dem rechten Arm schob sie vorsichtig das Fenster nach oben, sodass es keine Geräusche machte und mit dem anderen hielt sie sich am Fensterbrett fest um hinein zu schlüpfen. Kat-zengleich und leise landete Alice dann auf Bellas Boden und schloss mit derselben vorsichtigen Art das Fenster wieder. Sie hatte genug Zeit in Bellas Gegenwart verbracht um zu wissen, dass sich ein Mensch leicht verkühlen konnte, wenn er ohne Decke bei offenem Fenster schlief, und sie wollte keine Krank-heit bei ihr riskieren.

Jetzt konnte sie im sanften restlichen Mondlicht in Ruhe das Gesicht von Bella betrachten. Die Tränen hatten salzene Streifen auf ihrem Gesicht hinterlassen die sie mit ihren scharfen Augen sehen konnte. Und sie konnte auch sehen, das Bellas Augen, obwohl geschlossen extrem geschwollen und wahrscheinlich auch rot sein würden, da sie nur so unruhig schlief und ständig leise etwas vor sich hin murmelte.

'Sie wird sich in der Früh wirklich nicht gut fühlen...', dachte Alice.

Glücklicherweise war der nächste Tag, beziehungsweise der heutige Tag ein Sonntag und Bella würde in Ruhe ausschlafen können. Sie zog ihr Telefon heraus und tippte schnell eine SMS an ihre Mutter, dass sie aus bleiben würde und eine an Edward das er nicht würde kommen sollen bis Bella sich bei ihm melde-te. Sie war sicher zu wissen, dass Bella mehr als genug Zeit brauchen würde um sich zu sammeln und das Gesagte verarbei-ten zu können. Sie sagte es waren wichtige Mädchengespräche was hoffentlich sein Hirn davon abhalten würde sich Gedanken darüber zu machen warum sie nicht zu Hause war und zweitens, dass er sich aus ihren Gedanken fernhalten würde. Gentleman wie er oft war, gönnte er es Bella. Das waren Dinge aus denen er sich heraus zu halten hatte, das hatte ihm Bella selbst gesagt.

Nachdem sie ihr Telefon wieder ausgeschaltet hatte, weil sie es nicht riskieren wollte, gestört zu werden trat sie an Bellas Bett heran.

Bella lag auf der Seite, das Gesicht in ihre Richtung gerichtet. Sollte Alice sie aufwecken? Oder sie schlafen lassen? Ein Teil von ihr wusste, das egal was war, Bella nicht aufwachen würde und voller frühlingshafter Freude sein würde. Aber sie wusste, dass Schlaf wichtig für alle Menschen war und Bella ihren Schlaf mochte. Sie hatte auch genug Zeit mit ihrer besten Freundin verbracht um zu wissen, dass diese ein Wrack war, wenn sie nicht genug oder nur schlechten Schlaf bekommen hatte. Dass sie sich wahrscheinlich alleine fühlte – obwohl sie döste. Und vielleicht, wenn sie etwas Zeit mit reden verbringen konnten, würde sich Bella entspannen und noch ein paar Stun-den ordentlichen Schlaf bekommen.

Mit diesem Gedanken im Hinterkopf kletterte sie langsam aufs Bett zu ihr und legte sich zu ihr. Vorsichtig nahm sie Bellas Kopf und platzierte ihn auf ihrem rechten Arm. Mit der linken streichelte sie sanft das von Tränen immer noch gestreifte Ge-sicht und sagte dann weich:

„Bella... Bella, aufwachen. Ich bins, Alice. Wach auf, Sweethe-art.“

Sie hörte wie sich Bellas Herzschlag beschleunigte und das Blut schneller durch ihre Venen pumpte. Das nur eine Sekunde bevor ihre Augenlieder flatterten und sie langsam die schlaftrunkenen Augen öffnete um den zierlichen Vampir zu sehen, dessen Ge-sicht nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt lag.

„Al... Alice? Was machst du hier?“, fragte Bella. Ihre Stimme war kratzig und noch langsam und verschlafen.

„Ich bin dich besuchen gekommen, Dummchen“, antwortete Alice und streichelte weiter ihr Gesicht.

„Oh Alice...“, weinte Bella dann wieder los und drückte sich in die Arme ihrer besten Freundin. Diese rollte sich auf den Rü-cken sodass sie beide Arme fest um den warmen Körper schlin-gen konnte, der sich an ihre schmale Gestalt presste.

„Shh... Süße, es wird alles gut“, sagte Alice.

„Ab.. aber du weißt nicht...“, weinte Bella kaum einen paar an-ständige Wörter zusammen heraus bringend und sah von Alice Brust aus an die sie sich geschmiegt hatte nach oben um in deren traurige Augen zu blicken.

„Doch tue ich. Es tut mir Leid... ich hab alles gehört.“

„Alles? Was? Aber... aber seid wann bist du denn...?“

„Naja, ich habe gesehen dass du und Charlie dieses 'Dad ich werde heiraten'- Gespräch führen würdet und ich dachte mir ich würde dir ein bisschen beistehen. Ich habe gesehen dass es nicht wirklich gut laufen würde, weißt du. Aber als ich hier ankam, ging dein Vater gerade in dein Zimmer und... ja dann habe ich alles gehört“, sagte Alice schon mit weniger Reue. Vielleicht war es das Beste was ihr in letzter Zeit passieren konnte, denn sie wusste nicht ob Bella ihr alles genau so hätte erzählen können. Auch wenn sie nicht hätte lauschen sollen, fühlte sie sich jetzt so als könnte sie ihrer Freundin endlich die Unterstützung geben die sie brauchte. Nur dass sie sich noch ein bisschen schlecht fühlte weil sie so lange Zeit draußen geblieben war.

„Aber...“, fing Bella an und sah sich um, und merkte zum ersten mal, dass das Licht aus war und es draußen heller war. „Aber.. .das ist doch Stunden her?“, fragte sie vorsichtig, nicht sicher ob überhaupt noch irgendetwas in ihrem Leben klar war.

„Ich muss eingeschlafen sein. Wo warst du denn?“ In dieser Frage lag ein leichter Vorwurf in dem die leise Bitte und gleich-zeitig der Vorwurf lagen, dass sie sich gewünscht hätte, dass Alice schon früher da gewesen wäre.

Alice wich dem forschenden Starren ihrer Freundin aus.

„Ich. War draußen. Habe nachgedacht. Sorry.“

„Aber... über was denn?“

„Ich habe über alles nachgedacht was Charlie gesagt hat.“, ant-wortete Alice und sah zurück nach unten zu dem Mädchen, das sich verzweifelt geradezu an sie krallte. Im Mondlicht schienen Bellas Augen verhangen.

„Was glaubst...“, begann sie, „meinst du... er hat recht?“

Alice bewegte sich etwas unter ihr, als würde sie sich unwohl fühlen. Was an sich schon merkwürdig war, denn Vampire fühl-ten sich nie in einer bestimmten Position unwohl. Bella löste ihren Griff an dem zierlichen Mädchen, richtete sich auf ihre Ellenbogen auf und beugte sich über sie.

„Du denkst er hat Recht – tust du doch!“

Alice sah wieder weg. Was sollte sie denn sagen? Als sie be-schlossen hatte, in dieses Zimmer zu kommen hatte sie nicht damit gerechnet, dass Bella ihre Meinung zu dem Gespräch wis-sen wollte. Sie wollte niemandem Recht oder Unrecht geben.

Aber jetzt war sie schon hier und sah nun zu dem süßen Mäd-chen das sie so sehr liebte, welches sich über sie beugte und auf eine Antwort wartete. Ihr langes braunes Haar fiel ihr über die Schulter und erlaubte dem Mondlicht in all seiner Schönheit alle einzelnen Facetten ihres Haares hervor zu heben. Ihr Gesicht war nur wenige Zentimeter entfernt und Alice wusste, dass ihre nächsten Worte für immer das Geschehen in ihrer Welt verän-dern würde.

Zum Guten oder zum Schlechten, sie verfluchte ihre Gabe, ge-rade jetzt nicht in die Zukunft sehen zu können. Sie wusste sie verließ sich zu sehr auf ihre Visionen und so hatte sie sich daran gewöhnt dass so gut wie nie etwas passierte was sie nicht sah. Aber dieses mal, wollte sie keine lästigen Überraschungen in der Zukunft finden, aber sie wusste nicht welche Antwort das be-wirken würde. Oder ob vielleicht beide am Ende dasselbe tun würden.

„Alice... du machst mir Angst“, sagte Bella und klang dabei sehr dringend. Noch nie hatte sie ihre Freundin so zögern sehen.

Alice seufzte. Von allen Entscheidungen die sie je fällen konnte gab es nur eine die Aufrichtig war. Und sie hatte Bella verspro-chen ehrlich zu sein. Sie hatte versprochen es immer zu bleiben. Und so nahm sie einen kräftigen, wenn auch unnötigen Atemzug und blickte tief in die Augen voll von geschmolzener Schokola-de über sich und sagte das einzige was sie sagen konnte.

„Ja Bella. Ich glaube, jedes einzelne Wort ist wahr.“

Carina

Anzahl der Beiträge : 250
Anmeldedatum : 25.10.12

Nach oben Nach unten

Fanfictions Empty Re: Fanfictions

Beitrag  Carina Di Okt 01, 2013 2:32 pm

Kapitel 3 … wenn es das Wort „wäre“ nicht gäbe


Von allen Geschenken,
die uns das Schicksal gewährt,
gibt es kein größeres Gut als die Freundschaft
- keinen größeren Reichtum,
keine größere Freude.
Epikur von Samos








E
s war schon um die Mittagszeit als Bella langsam anfing sich zu bewegen. Charlie war vor einigen Stunden aufgestanden und aufs Revier gefahren. Für einen Polizeichef gab es manchmal keine Sonn- und Feiertage. Es war ein sonniger Tag und das Licht schien hell und gleißend in das Zimmer von Bella. Blinzelnd öffnete sie langsam ihre Lieder und lächelte leicht, als sie Alice immer noch bei sich liegend vorfand.

„Guten Morgen“, antwortete diese, das ganze Gesicht und die bloßen Arme die aus dem top heraus ragten glitzernd wie weißer Schnee im Gebirge der von der Sonne geküsst wurde. „Wie fühlst du dich?“ Vielleicht war diese Frage unangemessen. Sie war es ganz sicher. Denn wie sollte sich ein Mensch nach einer solchen Nacht schon fühlen, wenn es sogar einer Unsterblichen vorkam, als ob ein Vierzigtonner über sie hinweg gefahren wäre? Edrückt. Schlaff.

„Hm“, das zarte Lächeln das gerade noch Bellas schönen Mund umspielt hatte verschwand. „Ich... weiß nicht. Aber ich bin froh dass du hier bist.“

Alice wurde flau im Magen. Hätte nicht Edward derjenige sein müssen der hier an ihrer Seite lag und ihr durch dieses Chaos hindurch half? Aber er war es auch der ihre Entscheidungen mit seiner bloßen Anwesenheit so deutlich beeinflussen konnte. Aber sie auch. Nur eben in die andere Richtung? Gab es über-haupt etwas zu beeinflussen? Nein das war eine Sache von bes-ten Freundinnen. War es das? Sie hatte die ganze Nacht lang immer wieder alles durchdacht. Bella beim Schlafen beobachtet und war immer wieder zu demselben Schluss gelangt, wie sie es auch drehen und wenden mochte. Ihr Gefühl sagte ihr, dass Charlie Recht hatte.

„Du solltest etwas essen“, meinte Alice in gutem Gedenken an die menschlichen Bedürfnisse und strich der immer noch in ihren Armen liegenden Bella eine Strähne hinters Ohr.

„Ich hab keinen Hunger“, meinte Bella trocken und richtete sich dann etwas zu schnell auf. Einen Moment schaukelte sie hin und her. Schnell griff Alice an ihren Arm damit sie nicht umfiel. Der Kreislauf von Menschen war eine verwirrende Sache. Ein kleiner schwacher Körper der nicht einmal damit klar kam eine schnelle Bewegung aus der liegenden Position heraus zu verkraften. Letztlich machte sich Bella auf dem Weg zu ihrem Schrank und Alice betrachtete sie von hinten.

„Doch hast du. Du merkst es nur nicht. Ich hab vorhin schon gesehen, dass ihr nichts im Kühlschrank habt. Wenn du nicht einkaufst würde Charlie wahrscheinlich verhungern oder?“

Zu schwer wogen noch die Dinge von letzter Nacht als das Ali-ce sie hätte ansprechen wollen. Sie wollte Bella die Entschei-dung überlassen über all das mit ihr reden zu können. Wann und wie sie wollte. Also hatte sie beschlossen über Einfacheres nachzudenken und schließlich Bella zu fragen.

„Ich weiß das du menschliche Bedürfnisse hast, und du sonst vom Fleisch fällst oder umfällst oder sonst irgendetwas“, schnaubte Alice Bella entgegen. Sie hätte gerne den zerbrechli-chen Körper noch etwas länger im Arm gehalten um Trost zu spenden und dennoch war ihre beste Freundin schon drauf und dran sich frische Sachen die sie anziehen konnte aus dem Schrank heraus zu suchen.

„Ja und deinen Augen entsprechend solltest du das auch tun. Du fällst nicht vom Fleisch aber am Ende bin ich sonst das Fleisch“, sagte Bella, drehte sich zu Alice um und lächelte wieder vor-sichtig. Alice schien schon seit längerem nicht gejagt zu haben, denn ihre Augen waren kohlschwarz – was Bella natürlich nicht entgangen war.

„Ehm. Nein, Bella. Ich knabbere dich schon nicht an. Mein Le-ben ist mir lieb und wenn mich nicht mein Bruder nicht zuerst erwischt dann würden mich die Wölfe zerreißen, weil ich den Pakt gebrochen habe.“

„Schon klar. Ich. Ich gehe meine Füße putzen“, sagte Bella dann und ging ins Badezimmer das sich die Swans teilten.

'Füße putzen?' Man sah Bella an das sie versuchte normal zu wirken. Dass sie das alles nicht beunruhigen konnte und dann passierte ihr so etwas. Ein ganz klares Zeichen dafür, dass sie mit ihren Gedanken immer noch das Gespräch von letzter Nacht hin und her rückte.

Alice stand auf und ging mit leisen Schritten den Flur hinunter. Die Toilettenspülung rauschte und dann hörte sie wie Bella be-gann ihre Zähne zu putzen. Nervös tippte sie mit ihrem Fuß im-mer und immer wieder auf den Boden, aber so, dass kein Ge-räusch entstand. Was sollte sie sagen? Irgendwie fühlte sie sich gerade abgewiesen. Dabei wollte sie doch nur helfen.

Bella ging zur Tür hinaus, stieg in ihren Truck ein und fuhr auf die Straße in Richtung des Reservates. Ein schwarzes Bild.

Die Türe öffnete sich mit einem Knarren wieder. Bellas Gesicht sah durch die morgendliche Wäsche frischer und gesunder aus, aber ihre Augen waren immer noch leicht geschwollen.

„Du fährst zu Jacob?“, fragte sie vorsichtig.

„Ich... weiß nicht. Ja das habe ich mir überlegt. Ihm würde der Gedanke, dass es mit mir und Edward...“
Ja das was?

'dass es nicht gut läuft?', dachte Bella. Es lief doch gut. Sie hat-ten nicht gestritten und hatten gerade keine Meinungsverschie-denheiten. Und dennoch fühlte sie sich als hätte ein kleiner Me-chanismus in ihrem Inneren angefangen zu ticken. Als würde sich tief in ihr drinnen etwas verändern. Aber sie wusste nicht was. „Ich dachte... ich weiß nicht, vielleicht.“

„Was auch immer, er würde nur Dinge sagen die dich und dei-nen Liebsten weiter auseinander bringen würden. Oder zumin-dest würde er das versuchen“, gab Alice vorsichtig zu bedenken und sah dabei leicht an ihrer besten Freundin vorbei. Jene wun-derte sich. Anscheinend hatte nicht nur in ihr ein Mechanismus das Ticken angefangen sondern auch Alice schien sich über das ein oder andere in größerem Unklarem zu sein.

„Und jetzt?“, fragte Bella, unschlüssig was sie nun tun sollte. Sie fühlte sich gerade so als müsste ihr jemand ein bisschen den Weg zeigen. Hausaufgaben? Shoppen? Kochen? Es gab so vieles was sie tun könnte aber nichts schien ihr im Moment eine richtige Beschäftigung.

„Wir könnten erst mal zu mir nach Hause fahren“, schlug Alice nun etwas energetischer vor. „Außer Jasper sind alle außer Haus. Carisle und Edward sowie Emmett, Rosalie und Esme sind gemeinsam auf der Jagd.“

„Er ist jagen?“, fragte Bella verwundert. Normalerweise würde er in solchen Situationen niemals allzu weit weg gehen, damit er auch ja sofort in der Nähe seiner Verlobten sein konnte, wenn diese ihn brauchte. Oder wenn er glaubte dass sie ihn brauchte. Er war schon mehr als oft genug aufgetaucht, wenn sie nicht wollte dass er kam. Zum Beispiel als sie damals ins Reservat fahren wollte und er ihr Auto lahm legte.

Alice würde ehrlich bleiben, so wie sie es versprochen hatte. Unruhig scharrte sie mit dem linken Fuß über den Boden.

„Naja, ich hatte ihm geschrieben, dass wir ein paar Frauenge-spräche führen würden und er sich erst mal raus halten sollte. Außerdem war er schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr draußen. Du weißt ja.“

„So wie du?“, fragte Bella, auf einmal völlig außerhalb des Kon-textes. Es machte ihr ernsthafte Sorgen was Alice wohl für Gründe hatte, so lange ihre Jagdsessions ausfallen zu lassen. Dennoch fragte sie nicht nach.

„Ja. So wie ich“, antwortete Alice und verschob das Brennen in ihrer Kehle in einen anderen Teil ihres Verstandes, weg von ihrem bewussten Denken. Sie mochte es nicht darauf hingewie-sen zu werden, denn dann wurde es stärker, klarer – anwesender. Und mit einem derartig verlockend riechenden Menschen, der einem Nahe war, machte es die Sache nicht gerade einfacher. Aber: Auf frischer Tat erwischt würde man so schön sagen. Nicht nur sie wollte nicht allzu weit entfernt sein, wie Edward es immer handhabte, kam es ihr in diesem Moment.

„Also was ich eigentlich sagen wollte, ist das wir zu mir nach Hause fahren könnten“, widerholte Alice. „Du weißt ja - unser Kühlschrank ist immer gefüllt, damit wir den Anschein von Menschen erwecken falls unerwarteter Besuch kommt. Außer-dem ist es auch sehr schön, wenn das Essen nicht nur eine Mas-kerade ist sondern wirklich gegessen werden würde. Natürlich nur wenn du willst.“ leitete sie direkt beider Erinnerungen auf den gestrigen Abend zurück.

Erst wollte Bella ablehnen, doch als ihr Magen ein lautstarkes Knurren von sich gab, das selbst einem fast Tauben nicht ver-borgen geblieben wäre, entschied sie sich zu zu stimmen. In Ruhe gemeinsam mit Alice im Haus der Cullens und nicht erst in irgendeinen Tante Emma Laden um etwas zu essen zu besorgen, anderen Menschen zu begegnen. Ja das wollte sie jetzt gerade. Mit Alice alleine sein.

Denn manchmal hatte Bella das Gefühl, nur Alice würde sie verstehen. Nicht weil Edward es nicht versuchen würde, aber dennoch waren die Differenzen in ihren Vorstellungen manch-mal riesige Schluchten die sich zwischen ihnen auftaten. Zu altmodisch? Zu – Edward einfach? Er versuchte so verständnis-voll wie möglich zu sein, alles zu akzeptieren. Aber wirklich bis auf den Grund ihrer Seele verstanden zu werden...

„Bella? Süße bist du noch anwesend?“ Wieder war Alice Stim-me vorsichtig. In diesem Moment wirkte ihr Gegenüber so zer-brechlich. Obwohl sie größer und von der Statur her etwas kräf-tiger war als die kleine Alice wirkte sie so unglaublich verletz-lich. Und das nicht nur aufgrund der Tatsache, dass Menschen nun mal zerbrechlicher waren als Vampire.

„Ja. Ja ich bin da. Also ich stehe hier zumindest“, Ein schwaches Lächeln zierte ihre Lippen und ihr Blick, der gerade noch gedankenverloren versucht hatte die Mauer nieder zu starren wurde wieder klarer.

Alice strahlte. „Das ist meine Bella. Auf den Punkt genau ge-troffen: Zumindest stehst du hier. Das erste 'Ja' war ein 'Ja', dass wir zu mir gehen?“

Einen Moment blickte Bella, schon fast wieder in ihre eigene Gedankenwelt abgetaucht etwas verwirrt drein, aber nickte dann. „Ja ich wollte sagen. Also dass wir zu dir gehen.“ Das mit den ganzen zusammenhängenden Sätzen bekam sie gerade noch nicht so hin.

„Wundervoll“, freute sich Alice, nahm Bella kurz in den Arm und drückte sie leicht. Gleich darauf nahm sie ihre beste Freun-din an der Hand und zog sie hinter sich her, weil Bella langsam wie ein stoisches Pferd noch nicht wirklich dazu in der Stim-mung war los zu eilen.

Ein Gefühl der Wärme und der Sicherheit breitete sich in Bella aus, als Alice sie so an der Hand hatte und mit ihr aus der Haus-tür hinausging. Leicht drückte sie zu.

„Warte, warte noch kurz“, sagte Bella und löste sich selbst nur widerwillig aus dem Griff der ihr so Vertrauten. „Ich lass nur eine Nachricht für Charlie da. Er macht sich doch so schnell Sorgen. Und am Ende… naja er gibt ja sowieso an allem die Schuld, zum Beispiel auch wenn er nicht weiß wo ich bin und dann sehen wir vielleicht noch ob Vampire wirklich kugelsicher sind“

Alice nickte und blieb vor der Haustüre stehen um auf Bella zu warten die noch einmal hinein geeilt war und Stift sowie einen Zettel zusammen kramte.

'Hey Dad. Bin bei Alice. Weiß noch nicht wie lange ich aus blei-be.' war alles was sie schrieb und dennoch wusste sie, es würde ihn freudig stimmen. Einen Moment lang noch war sie versucht dazu zu schreiben, dass Edward nicht mit dabei war, aber dann beließ sie es dabei. Sie wollte es ihm ja nicht recht machen – in der Hinsicht dass Edward so oft wie möglich aus ihrem Leben verschwand, am besten ja gänzlich. Nein, sie wollte ihm nur sagen wo sie hin war, denn das gehörte schließlich zu den Pflichten eines jeden Kindes gegenüber den Eltern, wenn es noch Zuhause wohnte.

Als sie wieder hinaustrat und die Tür hinter sich schloss sah sie wie Alice skeptisch gen Himmel blickte der in diesem Moment von ein paar Wolken verdeckt war.

„Sprich mein kleiner Wetterfrosch“, lächelte Bella die sah, dass Alice anscheinend gerade in ihren Visionen nach Sonne suchte.

„Ihr persönlicher Wetterfrosch stellt die Prognose, dass wir in-nerhalb der nächsten Minute den Motor anwerfen und losfahren sollten, da wir sonst nicht guten Gewissens mit regulierter Ge-schwindigkeit zu mir fahren können, ehe die Wolken die Sonne wieder frei geben.“

„Na dann, nichts wie los“ sagte Bella und stieg auf der Fahrer-seite ihres Vans ein. Alice war sich nicht ganz sicher ob sie in der mentalen Verfassung war ein Auto zu lenken, sah aber auch keinen Unfall auf sie zu kommen und stieg so brav wie ein Lämmchen, ohne ein Wort der Widerrede auf der Beifahrerseite ein.

Außerdem – wer sagte, dass ein Vampir, der regelmäßige Blackouts bekam was das wahrnehmen der Realität belangte, da er gerade Visionen sah, der zurechnungsfähigere Fahrer wäre, hatte ihrer Meinung nach sowieso einen Sprung in der Schüssel, sinnierte Alice.

Der Motor des alten Pick Ups gab ein gequältes Heulen von sich als er startete und knatterte dann lautstark vor sich hin. Bella war sich nicht sicher, wie lange es wohl dauern würde, bis er ihr seine Dienste versagte und zu einer riesigen Blechbüse auf Gummischeiben wurde. Natürlich mit einer Menge emotionalem Wert den er für Bella hatte.

„Bella. Losfahren.“, drängte Alice. Sie war kurz davor ihren Gedanken mit dem zurechnungsfähigeren Fahrer zu revidieren als Bella dann auch endlich den Wagen aus der Ausfahrt hinaus beförderte. Das Gespräch hatte sie dermaßen aufgewühlt, dass sie noch öfter in ihren eigenen Gedanken versank als sonst. Ge-rade deshalb warf Alice häufiger einen Blick in die nähere Zu-kunft um zu sehen, ob ihr Fahrer sie, oder besser gesagt sich selber, in einem ganzen Stück zum Cullen Haus schaffen konnte.

Bella wusste, dass es Alice in ihrer „Schrottmühle“, so wie alle ihr Auto nannten, für deren Geschmack viel zu langsam ging, aber dennoch war es ein Tempo das ihr angemessen schien. Sie für ihren Teil konnte nämlich nicht in die Zukunft sehen und erahnen ob in den nächsten paar Sekunden Gegenverkehr um die Kurve geschossen kam.

Als sie nach einer guten Fahrtzeit in die versteckte Einfahrt ein-bogen, die zum Cullenhaus führte brach auch schon die Sonne durch die sich langsam verziehende Wolkendecke.

„Perfektes Timing“, jubilierte Alice und klatschte ein paar Mal ihre Hände zusammen als Bella ihren Wagen vor der Veranda parkte und ausstieg. „Und jetzt koche ich dir etwas.“

„Ich kann mir meinen Toast gerade noch selber schmieren, danke Alice“, brummelte Bella die es langsam Leid war ständig betüdelt und umsorgt zu werden.

„Aber ich habe ein wundervolles neues Rezept wie man Würst-chen perfekt durchbrät. Und ich muss doch lernen für meinen Lieblingsmenschen passables Essen zu zu bereiten“, Alice zog eine bittende kleine Schnute und wer behauptete, Vampire kön-nen keine großen traurigen Augen wie die von geschlagenen Hundewelpen bekommen, der irrte sich aber ganz gewaltig.

„Oh. Oh Alice das ist mies! Für so einen dreisten Blick sollte ich dir als erzieherische Maßnahme den Hintern versohlen“, knurrte Bella ein wenig widerwillig und dennoch amüsiert zugleich. Der Gedanke dass sie die kleine zierliche Alice übers Knie gelegt hatte kam ihr geradezu absurd vor. Aber ein Rezept für Würstchen... So etwas musste doch geradezu für einen Vampir gemacht worden sein, der sich nicht an sein früheres Leben erinnern konnte.

„Versuch es doch Menschlein“, meinte Alice und streckte Bella die Zunge heraus. Sie spielte auf das Hintern versohlen an.

Ob es jetzt an der Art ihrer besten Freundin lag oder daran, dass sie selbst so verrückte Gedanken hatte in denen es darum ging einen Vampir zu verdreschen - sie wurde ein wenig fröhlicher. Der Schleier des Gespräches lichtete sich ein wenig. Und den-noch – vielleicht, vielleicht sollte sie diesen Moment nutzen um, so wie Charlie es erbittet hatte, ein wenig sich selbst zu betrach-ten.

„Gut ich gebe dir eine Sekunde Vorsprung“, neckte sie Alice. Natürlich war beiden klar, dass sie es niemals schaffen würde Alice zu erwischen, aber Alice mochte die kleinen Spielchen die Bella mit ihr spielte und verlor auch ab und an, was wiederum Bella gefiel. Ihre beste Freundin hatte im Gegensatz zu all den anderen Vampiren im Haus nicht ständig das Bedürfnis ihr klar machen zu wollen, dass sie anders war und ermöglichte es ihr auch ab und an die Oberhand zu haben.

Alice kicherte. „Drohst du mir?“

Bella zog gespielt drohend die Augenbrauen zusammen „Die Sekunde ist vorbei“ Und dann hechtete sie auf die Beifahrerseite hinüber nur um fest zu stellen, dass die Türe offen war und Alice mit einem breiten Grinsen schon draußen stand.

„Na warte, der böse Vampir holt jetzt das kleine Menschenmäd-chen“, kicherte Bella, bei der in dieser spielerischen Situation jetzt auch das Eis gebrochen war.

Sie folgte Alice einmal eilends durchs komplette Haus. Immer wieder ließ sich Alice Zeit, damit ihre Freundin sah wohin sie rannte. Verschwand dann, tauchte hinter ihr auf und grinste sie an, den Schalk im Nacken sitzend. Erneut im Wohnzimmer an-gekommen, stieß Bella die Türe hinter sich zu und ging langsam mit von der Anstrengung schnellerem Atem und laut pochendem Herz auf Alice zu.

„Die Tür ist zu. Hinter dir steht nur noch die Couch und dahinter ist Ende Gelände dank der Wand“, sagte Bella und Alice die fand dass es an der Zeit war, dass kleine Spiel langsam zum Ende kommen zu lassen hob beide Hände.

„Ich gebe auf.“ Sie zog einen kleinen Schmollmund und Bella die nur noch einen halben Schritt von ihr entfernt war, machte einen Sprung und tackelte Alice auf die Couch. Oder besser gesagt: Alice ließ sich von ihr auf die Couch tackeln.

Jetzt war es an Bella schelmisch zu grinsen und ihren Sieg zu genießen dass sie Alice letztlich doch dazu gebracht hatte auf-zugeben. Wahrscheinlich hatte Alice aufgehört zu entwischen, da sie wusste ihre Freundin würde wahrscheinlich so lange wei-ter machen, bis sie einen kleinen Herzkasper bekam.

Alice auf dem Rücken liegend, betrachtete Bella die auf ihren Hüften saß und gedankenversunken mit ein paar von ihren Lo-cken spielte.

„Und jetzt meine Liebe…“, ein süffisantes Grinsen breitete sich auf Bellas Lippen aus. „… kommt der böse Vampir.“

Und schnell hatte sie sich runtergebeugt und Alice mit aller Kraft die in ihrem Kiefer steckte in ihren granitharten Hals ge-bissen. Natürlich fühlte diese keinen wirklichen Schmerz aber dennoch den großen Druck den Bella ausübte. Irgendwo in ih-rem Kopf schien eine Erinnerung an ihr früheres Selbst aufzup-loppen.

„Au! Du hast mich gebissen!“ Sagte sie empört und richtete sich auf.

„Au?“, fragte Bella mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Komm gibs zu du hast es doch sowieso kommen sehen, stimmts oder habe ich recht? Das ist eigentlich ja spielen mit unfairen Mitteln!“ Und mit diesen Worten piekste sie ihre Freundin in die Seite.

„Nein.“ Alice war selbst erstaunt. Sie war so in dieser kleinen Jagd durch das Haus gefangen, dass es ihre Visionen anschei-nend für einen Moment ausgeschaltet hatte.

Bella legte fragend den Kopf schief zuckte dann aber mit den Schultern. Dann kicherte sie wieder. „Da wir jetzt fest gestellt haben, dass der Vampir das arme hilflose Menschenmädchen gebissen hat… hmm…“ sie überlegte und legte dabei einen Fin-ger an ihr Kinn. „… beschließt der Vampir. Ehm. Ja genau!“

Alice knurrte unwillig während sie das Gesicht verzog. Sie wusste genau was Bella jetzt sagen würde. Und da tat Bella es auch schon, immer noch auf ihrem Schoß sitzend.

„Der böse Vampir beschließt das arme kleine gerade gebissene Menschlein jetzt zum Kochmädchen zu versklaven. Das heißt du darfst dein Würstchenrezept ausprobieren. Meine Bedingung für diesen kleinen Trost – dass du gegen mich verloren hast“, wieder grinste sie, „ist…“

„... dass du dich auf die Treppe setzen und mir versonnen beim Kochen zusehen darfst. Natürlich.“

'Dachte ich daran ihr versonnen beim Kochen zu zu sehen', wunderte sich Bella und stand dann auf.

„Ich werde auch in extra langsam kochen, damit du jede meiner Bewegungen genau siehst.“, sagte Alice stand dann ebenfalls auf, und tanzte in ihrer Feenglichen Erscheinung in Richtung Küche.

Bella schmunzelte in sich hinein. Manchmal war Alice schon wirklich eine kleine Rampensau. Im Gegensatz zu ihr. Völlig gegensätzlich zu ihr.

Jetzt da sie das wilde herumtollen aufgehört hatten, war es in dem großen Haus der Cullens, durch dessen Fenster gleißend die Sonne von draußen eindrang, eine beruhigende Stille eingekehrt. Dann hörten sie wie eine Türe geöffnet wurde und Jasper im Türrahmen stand. Alice lächelte ihn glücklich an und Bella hob die Hand um ihm mit leicht nach oben gezogenen Mundwinkeln zu zu winken. Und ehe sich Bella versah hatte Alice ihren Jasper in die Arme genommen und säuselte im „Mädchentag“ ins Ohr. Er nickte. „Habe ich mir schon gedacht so wie ihr durchs Haus getobt seid.“ Dann ein Lächeln auf seinen Lippen „amüsiert euch gut.“ Alice drehte sich wieder in Richtung der Küche um und war auch binnen eines Augenblickes in dieser die offen ans Wohnzimmer grenzte.

Bella betrachtete Jasper wie er Alice beim Kochen zu sah. Mit einem Hauch von Traurigkeit? Oder bildete sie sich das nur ein? Dann kehrte sein Blick zu der immer noch unschlüssig vor der Couch stehenden Bella zurück und bei diesen forschenden Au-gen die sich direkt in die ihren bohrten, während er nach ihren Gefühlen spürte, legte sich eine eiserne schwere auf ihr Gemüt. Sie fühlte sich als hätte sie etwas getan, oder würde immer noch etwas tun, was sie nicht sollte, oder gar durfte.

Einen Moment später entspannte sie sich wieder. „Hallo Bella. Freut mich dich wieder zu sehen“, sagte Jasper mit einem leich-ten Lächeln auf den Lippen und nickte ihr zu. Bella wurde den Verdacht nicht los, dass er nach ihrer Musterung, die solch eine bleierne Schwere in ihr ausgelöst hatte – aus Gründen die sie sich nicht erklären konnte – natürlich eben jenes unschöne Ge-fühl gleich wieder ins Jenseits befördert hatte.

Bella blickte in seine bernsteinfarbenen Augen. Er war also erst jagen – das beruhigte sie noch ungemein mehr. Sie hatte immer ein wenig das Gefühl, Jasper könnte sie in einem unkontrollier-ten Moment als Zwischendurch-Häppchen zu sich nehmen. „Ehr. Ja. Ich freue mich auch – und bitte... versuch nicht meine Gefühle zu manipulieren.“

Schließlich sollte sie sich selbst mit Alice ja betrachten, dachte sie sich, als sie an die Bitte von Charlie dachte.

Er nickte. „Natürlich.“ Dann verschwand er wieder nach oben und Bella drehte sich wieder um in Richtung Küche. Es war eine einladende offene Küche mit italienischen Designermöbeln. Sie nahm auf einem der silbernen Barhocker platz und blickte über den erhöhten Tisch hinüber um Alice beim Kochen zu zu sehen.

Was hatte sie heute alles an sich gesehen? Was sah sie jetzt an sich? Und was sah sie sonst? Sie grübelte und grübelte aber alles was sie sehen und wirklich warnehmen konnte, waren Alice' geschickte Finger die Kräuter und Tomaten schnitten, und schließlich mit ein paar Grillwürsten in die Pfanne warfen. Die eleganten Bewegungen die sie machte wenn sie zwischen dem Kühlschrank und ihrem Schneidebrett sowie den Herdplatten hin und her lief. Und dann sah sie in sich selbst.

Sie sah es weniger, sie spürte es. Eine wohlige Zufriedenheit und vor allem Sicherheit wenn sie in ihrer Nähe war. Und wirklich. Sie war nicht so erdrückt und melancholisch wie sie es in Edwards Gegenwart war. Merkte er das? Dass sie anders war, wenn Alice dabei war? Nicht sehr, wenn auch Edward den sie doch liebte in der Nähe war, aber dennoch – ein wenig anders.

Das Weißbrot sprang aus dem Toaster und Bella, die ihren Blick von Alice abgewandt hatte und hinaus durch eines der großen Fenster auf die Wiesen blickte sah auf.

„Fertig“, sagte Alice und stellte das Kräuter-Tomaten-Würstchen-Mischmasch zusammen mit den Toasts vor Bella ab und setzte sich neben sie. „Guten Appetit.“

Erst als Bella die erste Gabel mit dem wundervoll schmecken-den Essen in den Mund geschoben hatte, merkte sie, wie hung-rig sie war. In Null Komma nichts hatte sie das Frühstück, das ja eigentlich eher ein Mittagessen war verputzt.

„Also eines muss ich dir lassen – für das, dass du nicht kochst, kochst du wirklich gut. Neuerdings“

Alice schmunzelte. „Für das, dass ich nicht koche, koche ich gut? Hört sich witzig an.“

„Sowas kannst auch nur du sagen. Ich... Alice ich weiß nicht so wirklich. Wegen gestern Abend“, setzte Bella an. „Wie wäre es wenn wir...“ doch sie sprach den Satz nicht zu Ende und Alice sah was sie dann wirklich fragen wollte.

„Er kommt heute Nacht zurück. Gegen elf. Bis dahin könnten wir uns ja die Zeit gemeinsam mit ein paar Filmen vor dem Fernseher vertreiben wenn du möchtest?“, schlug Alice vor, die vage ahnte, dass sie Bella jetzt doch nicht auf das Thema von gestern Abend zurück bringen sollte. Vielleicht weil sie es gera-de selbst nicht wollte. Nach dem Warum fragen. Sondern ein-fach nur die gemeinsame Zeit mit ihrer Freundin genießen woll-te.

„Klasse Plan“, sagte Bella und blickte Alice dabei mitten ins Gesicht. Erahnend, dass diese sich wie auf glattem dünnem Eis fühlte und sich keinen Fehltritt erlauben wollte, was Bellas Ge-fühlswelt betraf. „Danke Alice.“

Ein verstehendes Lächeln auf beiden Seiten.

„Gerne.“




*****




Zur gleichen Zeit.

Erde. Warm und noch mit leichter Feuchtigkeit auf dem Wald-boden. Der Geruch von Harz, aus den verschiedensten Bäumen. Blätter die im Wind rauschten während das Sonnenlicht ein wechselndes Spiel aus leuchtenden Punkten und Schatten, durch das Blätterdach auf den von Ästen und Moos überzogenen Waldboden fallen ließ. Vögel zwitscherten ihre Melodien und kleine Käfer krabbelten ihrer Natur entsprechend auf Futtersu-che herum. Kleine Mäuschen flitzten zwischen ihren Verstecken hin und her. Dieser Anblick war einer der am häufigsten zu fin-denden Schauspiele der Natur und dennoch übte sie eine einzig-artige Faszination aus.

Bis plötzlich alles Leben verstummte. Keine Maus steckte ihre Nase suchend aus ihrem Loch. Das Gezwitscher verhallte. Kein Tier wollte mehr auf sich aufmerksam machen, spürte die Gefahr der drei Gestalten die zwischen den Stämmen dahin huschte. Alle in einer bestimmten Richtung. Gegen den Wind in Rich-tung der Lichtung auf deren Wiese eine riesige Schar Hirsche sanft die Köpfe gesenkt hatte um zu grasen.

Die erste Gestalt rauschte mit übermenschlicher Geschwindig-keit hinaus und auch die anderen beiden folgten. Panisch stob die Herde auseinander als sie die kommende Gefahr bemerkte, doch für drei der Huftiere war alles zu spät. Einem solchen Jäger konnte man nicht entfliehen.

Ein panisches letztes Röhren hallte von einem jeden über den Wald, ehe sich die Fänge des einen Jägers tief in die Hals-schlagadern bohrten und die Tiere langsam zu Grunde gingen. Mit ein paar hilflosen Zuckungen und dann erstarb das Tier.

Ausgesaugt.

Edward hielt inne und stieß angewidert den leblosen Körper von sich. Hatte er das mit Bella wirklich auch getan? Natürlich war er nicht ganz aus dem Haus der Swans verschwunden. Natürlich hatte er Charlies Gedanken zugehört. Er konnte nicht anders. Eigentlich dachte er, nachdem der Streit vorüber war, dass er sich in Ruhe ein paar Stunden Zuhause selbst mit dem Abend beschäftigen konnte und achtete erst wieder mitten in dem Ge-spräch auf. Laut Charlie saugte er dessen Tochter jeden Moment ein bisschen ihres Lebens aus. Und genau das war es, was er nach der Hochzeit mit Bella machen werden würde. Das Leben aussaugen.

So wie er es mit diesem Hirsch getan hatte, dessen Augen jetzt fahl und kalt gen Himmel gerichtet waren. Leblos. Den Rest Panik, den es bei der Erlegung verspürte immer noch als Schimmer in den Augen. Riesige Pupillen.

Angst. So sah Bella manchmal auch aus. Und es war seine Schuld. Seine ganz alleine. Hätte er doch niemals beschlossen, fort zu gehen. Von einer Sekunde auf die andere. Das hatte sei-ner, für die er doch lebte, der er alles geben wollte, die ihm das Gefühl gab eine Seele zu besitzen, jemand besonderes zu sein, die wohl größte seelische Wunde zugefügt die sie je erlitten hat-te.

Mit dem Handrücken wischte er sich die letzten Überreste des langsam trocknenden Blutes vom Mundwinkel und strich sie im Gras ab.

Bella träumte immer noch. Die Wunde war nicht sauber verheilt. Es war eine einzige große Narbe. Sein Fehler. Seine Schuld. Und derjenige der sie geheilt hatte. Zumindest ein Stück weit verschlossen hatte sie Jacob. Denn er im Gegensatz zu ihm war da gewesen. War es die ganze Zeit. Auch Alice hatte einen Teil in Bella zusammen gehalten. Als sie immer und immer wieder E-Mails an diese schickte, in gutem Glauben daran, dass Alice sie durch ihre Visionen sah. Und Alice hatte gesehen.

Und es war auch Alice gewesen, die für Bella die Cullens zu-rückgebracht hatte. Sie war die erste im Haus von Charlie und ihr gewesen. Sie war diejenige die als Bestätigung zurückgekehrt war. Der Beweis, dass Bella nicht aus einem Traum aufgewacht war in der die Cullens nicht existierten. Und sie war auch aus dem Albtraum aufgewacht, in dem niemand von ihnen mehr da war.

Hätte er doch nur... das nicht getan. Vielleicht war das der Grund, warum sie in seiner Anwesenheit immer noch panisch ihre Augen an ihn heftete. Er hatte es natürlich wahrgenommen. Er wusste auch um ihre Gefühle in dieser Hinsicht. So viele Nächte hatte er bei ihr verbracht. Immer wieder wachte sie schreiend Nachts auf. Was hatte er ihr nur angetan?

'Aber ich kann es nicht rückgängig machen', dachte sich Edward, 'Ich kann nur mein Möglichstes tun, um ihr zu zeigen, dass ich nicht wieder gehen werde. Dass ich ihr alles geben werde was sie braucht. Dass sie mir vertrauen kann. Sie wird mir vertrauen können – wieder. Hoffe ich. Das Vertrauen dass sie zur mir hatte, als wir uns kennen lernten. Dass sie mir und meinen Worten wieder Glauben schenken wird.'

Er hatte gesagt er würde sie beschützen. In jeder Hinsicht. Doch hatte er gelogen. Er hatte sie viel zu oft nicht beschützt. Auch vor sich selbst. Seinem Gehen. Seinen Wünschen und Träumen die er ihr manchmal wirklich. Aber das waren nun mal seine Wertevorstellungen und er konnte sie einfach nicht ablegen. Er kam nun mal einfach aus einer anderen Zeit und sah nicht ein, seine Vorstellung durch die der heutigen Zeit zu ersetzen. Das heutzutage… schien ihm eine geradezu unzüchtige Welt.

Aber sie. Sie gab sich alle Mühe es ihm Recht zu machen. Er wusste dass sie ihn liebte. Dass sie fast alles bereit war zu tun, um ihn für immer an sich zu binden. Aber ob das nur aus Liebe geschah? Hatte sie wirklich einen innerlichen Wunsch, einfach dazu zu gehören und dafür alles zu tun? Ohne es gar großartig zu merken? Der Gedanke schmerzte ihn. Nicht weil er sich dadurch benutzt oder ungeliebt fühlte, sondern weil sich Bella allem unterordnen würde, alles tun würde, um nicht alleine zu sein.

‚Auch wenn sie sie mich nicht lieben würde. Oder sich gar für jemand anderen entscheiden würde. Ich werde sie gehen lassen. Ich werde sie niemals zu etwas zwingen‘, dachte er sich.

Das war das letzte was er wollte. Und jetzt? Jetzt stand er hier, mitten auf einer Lichtung. Angeekelt von dem Mord den er selbst an einem Tier begangen hatte, weil es ihn auf groteske Weise an das erinnerte, was Charlie zu Bella gesagt hatte. Was Edward tun würde.

Aber nicht nur die Hälfte des Gespräches die er mitgehört hatte. Sondern auch... auch Alice Nachricht. Frauengespräche hatten sie schon öfter und bei seinem Versprechen er hielt sich aus den Gedanken seiner Schwester heraus, wenn sie in solchen Gesprä-chen war. Das hatte er Bella versprochen. Auch sie brauchte ihre Privatsphäre und das wollte er respektieren. Er würde auch nicht auftauchen ehe sie es verlangte. Er wollte ihr Zeit geben. Zeit darüber nachzudenken. So sehr wollte er ihr beistehen, aber wenn Charlie wirklich Recht hatte, war das etwas, was Bella mit sich alleine auskarten musste.

Dennoch. Einen Moment hatte er sich gestern Nacht nicht zu-sammen reißen können. Und doch, direkt nach der SMS den Gedanken seiner Schwester gelauscht. Ein heißer Stachel der Eifersucht bohrte sich direkt in ihn. Er biss die Zähne zusam-men. Wie sie da so vertraut lagen. Wie Alice auch glaubte dass Charlie Recht hatte. Er war doch ihr Bruder? Warum hatte sie nicht versucht ihn zu unterstützen? Und dann – wie die Frau die er so liebte, in den Armen seiner Schwester einschlief. Einen ruhigen Schlaf hatte. Einen so ruhigen Schlaf wie sie ihn bei ihm nicht hatte.

Diese Eifersucht brannte wirklich in ihm. Fraß sich durch seinen Verstand. Brachte ihn dazu jeden einzelnen Muskel seines Kör-pers immer wieder anzuspannen. Aber er würde beide gewähren lassen. Wenn er nichts für Bellas Seelenwohl tun konnte, dann musste es ein anderer. Oder in diesem Fall, eine andere. Haupt-sache es ging ihr gut. So gut wie möglich. Vielleicht konnte Ali-ce ihr ja helfen diese ganze Sache, als er verschwunden war, zu überwinden. Vielleicht würde dann alles gut gehen und sie wür-de ihm wieder vertrauen können.

Er hörte die Schritte hinter sich aber drehte sich nicht um. Eine Hand legte sich auf seine Schulter und drückte leicht zu.

„Du weißt du kannst jederzeit mit uns reden“, sagte Esme in ihrer mütterlichen Fürsorge und blickte dabei nachdenklich auf den nur halb ausgesaugten Hirsch der auf der Lichtung lag und ausblutete. So viel von der roten Flüssigkeit sickerte in die Erde und über das Gras, dass der Geruch mehr als überdeutlich um die beiden herum waberte.

Carlisle stand etwas entfernt und hing seinen eigenen Gedanken nach.

„Esme ich liebe sie“, sagte Edward mit aller Schwere die seiner tiefgründigen Seele innewohnte und stellte sich wieder auf.

„Ich weiß mein Lieber.“ Sie nahm ihn in den Arm. Er drehte sich um und legte seinen Kopf an ihre Schulter. „Ihr habt es Charlie gesagt und jetzt hat sie Bedenken?“,fragte Esme vorsichtig und strich ihm durchs Haar. Untrüglicher mütterlicher Instinkt lässt grüßen. Sie nickte Carlisle zu der gerade einen Blick zu ihnen geworfen hatte und dann ins Dickicht davon stob um die beiden alleine zu lassen.

„Bedenken... so etwas in der Art“, sagte er vorsichtig wieder aufs Neue erstaunt. Sie hatte keine besonderen Fähigkeiten au-ßer der ihrer großzügigen Liebe, ihrer Akzeptanz und dem un-trüglichen mütterlichen Radar das bei Problemen sofort an-schlug. Vielleicht war sie es auch, die ihm jetzt Rat geben konn-te. „Sag mir – bin ich gut für sie? Will sie mich?“

Esme seufzte leise. Sie wollte ihrem Sohn in keinster Weise Schmerzen bereiten, aber auch anlügen wollte sie ihn nicht. Stille umhüllte sie.

Edward biss die Zähne aufeinander. „Das ist alles nur wegen der Zeit in der wir nicht da waren oder? Wäre ich doch nur wegge-blieben – oder gar nicht erst gegangen.“

„Edward“, sagte Esme fürsorglich und mit einer Wärme in der Stimme wie es nur eine Mutter konnte, die sich um ihr Kind sorgt, „ich glaube wenn irgendwelche Zweifel wachgerüttelt worden sind, dann hatte sie die schon vorher. Auch wenn dieser Vorfall, als du meintest es wäre besser für sie, wenn wir gehen würden, nichts Neues geschaffen hatte, hatte er sie vielleicht in etwas anderem Bestärkt. Sozusagen einen Stein ins Rollen ge-bracht. Ich will dich nicht anlügen – ich weiß nicht ob du der Richtige bist. Aber eines kann ich mit Sicherheit sagen. Sie will dich. Um jeden Preis der Welt.“

„Vielleicht um einen zu großen Preis“, sagte Edward traurig. Den Preis ihrer Menschlichkeit und ihres eigenen Willens. Den das war es was sie aufgab.

„Mein Lieber – hör auf dich zu Sorgen. Ihr beide werdet schon eine Lösung finden.“

Mit diesen Worten lockerte sie leicht ihre Umarmung und blickte in die goldenen Augen ihres Sohnes. Sie sah Schmerz, Angst und Ungewissheit in ihnen. Und sie wusste, dass sie neben Bella die einzige war, die mit ihm über all die Dinge reden konnte. Gerade wollte sie fragen, wie er überhaupt auf das Thema ge-kommen war, und was ihm Anlass zur Sorge bereitete, als er ihr zuvorkam, indem er ihre Gedanken las.

„Nur... allgemeine Fragen“, Edward versuchte ein schiefes Lä-cheln, dass ihm nicht so recht gelang und trat dann einen Schritt von Esme zurück.

Sie wusste, dass er log, aber dennoch wollte sie ihn nicht be-drängen. Es lag in seiner freien Entscheidung ihr die Dinge zu erzählen die ihn beschäftigten. „Los – gehen wir noch ein Stück nach Norden, Carlisle nach.“

Edward nickte und versuchte sich wieder auf die Jagd zu kon-zentrieren. Doch es kam ihm zum ersten Mal in seinem Vampir-leben unter, dass ihm der Appetit versagte.

Carina

Anzahl der Beiträge : 250
Anmeldedatum : 25.10.12

Nach oben Nach unten

Fanfictions Empty Re: Fanfictions

Beitrag  Carina Di Okt 01, 2013 2:33 pm

Kapitel 4 …danke fürs
Gespräch !


Wieg‘ mich in den Armen sanft.
Bändige die große Angst,
Die in meiner Seele wohnt,
Über meinen Träumen trohnt.

Mein Herz zerreißt in dunkler Nacht,
Welch‘ werden muss doch gut bewacht.
Und nun es deinem Tun obliegt,
ob Liebe meine Angst besiegt.
Carry




M
it guten 100 Sachen bretterte der Wagen die Landstraße entlang, nahm scharf die Kurven und bei Gott es war ein Wunder dass auf ganzer Strecke kein einziges Mal ein Auto in der entge-gengesetzten Richtung kam. Wenn, dann hätte es sehr wahrscheinlich einen Unfall mit unschönem Ausgang gegeben. Die Fernlichter warfen lange helle Kegel auf die Straße die vor dem Fahrer im Finsteren lag. Die Nacht war schon weit fortgeschritten und in der Dunkelheit blätterte das komplette Geschehen noch mal in ihren Gedanken durch.
„Nein“, kam der Ausspruch. „Das geht nicht.“

Ein heftiges Kopfschütteln. Der Fuß drückte das Gaspedal durch. Und dann kam der Wagen mit quietschenden Reifen vor dem Haus der Swans zum Stehen. Sämtliche Lichter waren ge-löscht nur das flimmern im Erdgeschoss zeigte, dass Charlie noch auf war und der Fernseher lief.
Egal wohin es jetzt gehen sollte, Alice würde es in ihren Visio-nen sehen. Was der nächste Plan, die nächste Entscheidung war, die gefällt wurden. Oder auch nur eventuell in Betracht gezogen wurden. Nein das ging nicht. Nein das ging auf gar keinen Fall. Und dann...

„Jacob“, sagte Bella entschieden. Niemand außer ihr selbst konnte es hören. Sie drehte den Wagen und fuhr wieder aus der Ausfahrt hinaus. Binnen von 10 Minuten war sie auf der Straße zum Reservat und es dauerte keine 5 weiteren bis sie dann schließlich da war.

Was würde sie ihm sagen? Das letzte was sie von ihm gesehen hatte war, dass er stinksauer in den Wald verschwunden war. Natürlich konnte sie nicht von ihm erwarten, dass er es verstehen würde. Die Heirat mit Edward vielleicht nicht mal so sehr wie das, das sie selbst ein Vampir werden würde. Und damit zu seinen natürlichen Erzfeinden gehörte.

Aber das... was sie ihm sagen würde. Sie brauchte vielleicht jemanden zum Reden. Und war sich zum ersten Mal seit langem nicht mehr sicher mit wem sie dies tun könnte. Auf jeden Fall brauchte sie einen Platz an dem sie in Ruhe nachdenken konnte, ohne dass Alice jede einzelne ihrer möglichen Entscheidungen als Vision sah. Und da kamen nun mal nur die Wölfe in Frage. Da durch diese Alice Black Outs bekam, war sie auch damals zurück nach Forks gekommen. Und wieder… wieder war es diese ominöse Sache die die Wölfe mit sich brachten, dass sie eine Sache regeln konnte, die mit den Cullens zu tun hatte.

Dennoch war ihr mulmig zumute. Trotz der Wochen die seit dem Streit im Wald vergangen waren, in denen Jacob Edward an den Hauptpunkt des Vertrages erinnert hatte, glaubte sie kaum, dass er weniger geladen sein würde.

Geladene Wölfe und zerbrechliche Menschen in deren Umge-bung. ‚Edward wird begeistert sein‘, dachte sie sich sarkastisch. Sie wollte gar nicht an die Standpauken denken die er ihr halten würde. Mal wieder. Und... an das missbilligende aber dennoch tolerierende Gesicht von Alice. Sie hieß ihre Freundschaft mit den Wölfen nicht gut und mied so weit sie konnte deren Anwe-senheit, vielleicht auch, weil es sie in ihren Visionen störte, aber nie hatte sie Bella so vehement dazu gedrängt die Kontakte nach La Push abzubrechen.

Gut. Jetzt saß sie hier vor dem Haus der Blacks in ihrem Van und konnte sich nicht dazu entscheiden endlich auszusteigen. Was sollte sie ihm sagen? Wenn sie ihm etwas sagen sollte – wie dann? Die Erinnerung in ihr wurde so lebhaft dass sie den Geruch wieder in ihrer Nase hatte, so als ob...

Bella schüttelte wieder energisch den Kopf.

„Nein was wird das? Hör gefälligst auf damit. Das darf doch nicht wahr sein....“, sprach sie laut zu sich selbst. Ermahnend. „Ich wusste ich habe den Verstand verloren… jetzt fange ich schon an mir selbst Dinge zu erzählen.“

‚Diese Gedanken. Diese Gefühle. Dieses Verlangen. Es stellte alles in Frage an das ich je geglaubt habe. Die Dinge bis zu die-sem Zeitpunkt. Das darf doch nicht wahr sein. Warum gerade jetzt? Wenn Edward wüsste... ja vielleicht weiß er bereits. Aber nur wenn er ihre Gedanken gelesen hätte. Nein, das muss nur eine zeitweise verwirrende Sache sein. Weil sowieso alles Kopf steht. Das müssen meine Hormone sein die verrücktspielen. So etwas in der Art', dachte sich Bella atmete ein paarmal tief durch und griff dann beherzt an den Türgriff ihres alten Pick Ups.

Langsam schritt sie auf das Haus zu. Billy und Jacob hatten sie sicher schon längst bemerkt, denn es gab keinen Motor weit und breit der so gequält jaulte wie es ihrer tat, wenn er in Betrieb war. Vielleicht fragten sie sich, was sie hier wollte? Vielleicht hatte Jacob aber auch schon die Flucht durch ein hinteres Fens-ter gemacht. Es war sogar sehr wahrscheinlich dass er das getan hatte. Was wenn er sie nicht sehen wollte?

Mit der Faust erhoben um an der Tür zu klopfen hielt sie inne. 'Was wenn er mich für bescheuert hält? Was wenn er mich aus-lacht?' Bella hatte das Gefühl, dass sie das, was sie diesen Abend erlebt hatte jemandem mitteilen musste aber nicht konn-te. Wenn sich noch mehr in ihr aufstaute würde sie das wahn-sinnig machen. Aber ob er das was sie sagen wollte, was sie los werden wollte, überhaupt verstehen würde? Dennoch konnte sie sich niemanden vorstellen mit dem sie sich sonst hätte austau-schen können... außer vielleicht. Ihrem Vater. Ja. Er hätte das bestimmt verstanden. Oder? Aber dort waren ihre Entscheidun-gen nicht vor Alice Visionen sicher. Es war eine Zwickmühle.

Mit einem Knarren wurde die Tür schwungvoll von innen ge-öffnet. Vor ihr in seiner vollen Größe, ein richtiger Hüne, stand Jacob und musterte sie abwägend. Die Arme vor der muskulösen Brust verschränkt schaute er grimmig drein. Er sah nicht gut aus. Nicht dass er nicht attraktiv wäre, nein zur Hölle das war er ganz bestimmt doch er sah übermüdet aus. Seine Haare waren schon seit längerem nicht mehr geschnitten worden.

„Wie lange hattest du noch vor zu warten ehe du klopfst?“, frag-te er grimmig. Ja – er war immer noch stink sauer. Aber was hätte sie anderes erwarten können? „Gibt es irgendetwas Wich-tiges – wie einen letzten Gruß bevor du stirbst?“, fragte er und war schon dabei die Türe wieder zu schließen. Er wollte ihr nicht zuhören.

'Oje er ist noch weniger gut auf mich zu sprechen als ich dachte‘, war Bella schon verzweifelt.

Bella schob ihren Fuß in den Spalt zwischen Tür und Rahmen und sah ihn demonstrativ an. So würde er nicht mit ihr umgehen. Streit oder Meinungsverschiedenheiten hin oder her. Sie waren immer noch Freunde. Wenn er jetzt zudrücken würde, wäre von ihrem Fuß nur noch ein Breiklumpen übrig. Dennoch sah er die Geste und hielt inne. Vielleicht würde das, was sie ihm sagen würde sogar gefallen. Krach im trauten Heim. So was in der Art zumindest.

„Jacob. Ich brauche einen Freund“, fiel sie mit der Tür ins Haus.

„Hast du nicht genügend Vampirfreunde mit denen du reden kannst?“, fragte er immer noch abweisend. Er wollte sie an-scheinend wirklich nicht hier haben. Hatte er all das was er für sie empfand etwa schon aufgegeben? Normalerweise fasste er solche Gelegenheiten ständig am Schopf. Jacob und aufgeben? Das passte irgendwie nicht zueinander. Aber dennoch – wenn er es getan hatte dann war es vielleicht das Beste für ihn. Auch wenn sie etwas für ihn fühlte, so war es doch nicht genug. Es war eher ein geschwisterliche Liebe geworden.

Vielleicht hatte er auch jemanden gefunden? Hatte er sich viel-leicht auf ein Mädchen geprägt? Bella bekam bei diesem Ge-danken ein Leuchten in den Augen. Sie hätte sich wirklich für ihn gefreut, wenn dem so wäre. Aber würde er dann so ausge-laugt aussehen? Wohl eher nicht.

„Bellaaaah….“, er rollte entnervt mit den Augen, „ich habe nicht den ganzen Abend Zeit.“

„Ich brauche einen Freund bei dem ich sicher bin“, sie spielte in ihren Gedanken auf Alice Visionen an, doch das brauchte er nicht zu wissen.

Geschmeichelt von dieser indirekten Aussage dass es bei ihm sicherer war als bei Vampiren und dass sie anscheinend mit kei-nem sonst reden konnte bröckelte seine langsam aufrecht gehal-tene Fassade. Sie lächelte unschuldig und dann war es aus. Er gab nach.

„Na gut – komm schon rein“, sagte er und öffnete die Tür ganz, einen Schritt beiseitetretend, damit Bella hinein gehen konnte.

„Guten Abend Billy“, sagte Bella freundlich als Jacobs Vater sie freundlich anlächelte. Anscheinend freute auch er sich, dass sie mal wieder zu Besuch gekommen war.

„Lange nicht mehr gesehen. Jacob hat sich schon Sorgen ge-macht...“, meinte Billy und zwinkerte Bella zu. Na super. Er spielte auf das Vampir sein an. Wahrscheinlich war diese Neu-gikeit mit der Hochzeit und der bevorstehenden Verwandlung im Reservat herum gegangen wie ein Lauffeuer. Obwohl sie ja genau das eigentlich vermeiden wollte.

„Ehrm... nein ich bin noch immer weich wie Pudding. Also...“ 'um nicht sagen zu müssen unsterblich', aber den letzten Teil behielt Bella dann doch lieber im Kopf und wand sich zu Jacob um, der sie mit einem Kopfnicken in Richtung seins Zimmers wies. Er dachte sich bereits dass sie ungestört mit ihm reden wollte.

Sachte schloss er die Tür zu seinem kleinen Zimmer und schmiss sich dann auf sein Bett. Mit dem Rücken lehnte er an der Wand und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

Bella sah sich in Jacobs Zimmer um. Es war bei Nichten nicht so groß wie Edwards oder Alice Zimmer. Es war eigentlich nur ein kleiner Raum in dem alles kreuz und quer durcheinander geschmissen war. Ein zwei Schulbücher lagen zwischen getra-genen Socken, Werkzeug und persönlichem Krimskrams ver-streut. Jacob folgte Bellas Blick sagte aber nichts zu dem Chaos in seinem Zimmer.

„Streit mit deinem Blutsaugerfreund?“, fragte er und grinste. Er war sichtlich geschmeichelt, dass sie mit diesem Problem zu ihm kam.

„Er heißt immer noch Edward. Und er nennt dich auch nicht bei irgendwelchen gemeinen Namen“, maulte Bella.

„Tja ich bin nun mal nicht so nobel, altbacken, und verklemmt wie dein kleiner Blutsaugerfreund. Ich kann tun und lassen was ich will.“ Ja das stimmte. Jacob tat immer was er wollte. Er ver-suchte seinen Kopf durch zu setzen und Bella merkte, dass in all der Zeit die sie mit ihm verbrachte, immer mal wieder ein Fun-ken von dieser Sturheit auf sie übersprang.

Und gerade jetzt da er so direkt auf Edward zu sprechen kam, war sie nicht sicher, wieviel sie ihm anvertrauen sollte. Denn genau dieser Freund von dem er sprach, könnte auch jetzt das Gespräch in Jacobs Kopf bespitzeln. Bella entschied sich vorerst, bis sie einen Entschluss gefasst hatte, was sie ihm alles erzählen sollte, das Gespräch in ungefährliche Gewässer zu lenken.

„Wie geht’s dir? In der letzten Zeit gibt es doch bestimmt auch ein paar Neuigkeiten von denen ich noch nichts weiß“, wagte Bella einen plumpen Versuch. Wie offensichtlich.

Jacob richtete sich ein wenig auf während er ein bisschen anzu-schwellen schien. „Tja da gibt es schon etwas. Sogar etwas ziemlich interessantes.“

Er vollendete seinen Satz nicht um Bellas Neugierde zu wecken und sie zum Nachfragen zu bewegen.

„Ja. Leg schon los.“ Sie war wirklich ein bisschen neugierig. Also hatte er doch ein Mädchen gefunden!

„Ich bin Rudelführer.“

„Wie jetzt?“ Bella war wirklich baff.

Jacob gefiel die Reaktion.

„Rudelführer“, widerholte her und hörte dem Klang nach der ihm so gut gefiel. Er hätte früher niemals vermutet, dass er da-rauf so stolz sein würde. Eigentlich wollte er das nie sein. Er wollte anfänglich nicht einmal ein Wolf sein. Aber das war jetzt vergessen.

„Jaa. Ja das hab ich kapiert. Ich will wissen wie es dazu ge-kommen ist“, drängte Bella und setzte sich mit auf das Bett, den Oberkörper leicht nach vorne gelehnt.

„Nun also...“, Jacob lehnte sich wieder zurück und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. Wahrscheinlich tat er es absicht-lich weil man damit jeden einzeln Muskel an seinem drahtigen Oberkörper sehen konnte. Bella schenkte dem keine Beachtung.

„Also da Sam und die anderen in meinem Rudel ja durch Wolf-stelepathie erfahren haben, dass du diesen Cullen heiraten wirst und beschließt ein Vampir zu werden. Nun... da hat Sam alsvor-sichtsmaßnahme den Pakt auflösen wollen.“

Bella blieb die Luft weg. „Was?“, presste sie heraus. „Warum sollte er das tun? Sie hatten es doch nur vor!“

„Naja sieh mal. Er wollte den Vertrag auflösen und die Cullens damit zwingen weg zu ziehen wenn sie keinen Krieg mit uns anfangen wollten – und das würden die friedlichen Blutsauger mit Sicherheit nicht. Wenn es nämlich erst so weit ist, dass man dich in eine umherlaufende Tote verwandelt – sprich wenn sie dich gebissen haben – ist der Vertrag zunichte und Sam sieht sich gezwungen einzugreifen. Das würde einen Krieg und große Verluste auf unserer Seite bedeuten. Außerdem wissen wir ge-nauso gut, dass neu entstandene Vampire gefährlicher und un-kontrollierter sind. Er will nicht riskieren dass du zu diesem Zeitpunkt... Menschenleben gefährdest.“

Jacob wurde schon sichtlich ernster. Das durfte doch nicht wahr sein. Den Pakt lösen und die friedlichen Cullens damit zwingen weg zu ziehen? Natürlich hatte Sam mit diesem Gedankengang nicht Unrecht. Dennoch gefiel ihr der Gedanke nicht, dass sie schon wieder der Auslöser für Probleme zwischen den Wölfen und Vampiren geworden war.

„Aber – was hat das damit zu tun, dass du der Rudelführer ge-worden bist.“

„Bella... Wenn wir den Vertrag aufgelöst hätten, dann wärst du sicherlich mit den Cullens mitgegangen. Nicht wahr?“ Seine Stimme hatte einen Ton eingegangen, den Erwachsene norma-lerweise auflegten, wenn sie mit kleinen uneinsichtigen Kindern reden wollten. Es war eine süße, nachsichtige „Schau mal, das weißt du doch…“ Stimme.

Die ihm Gegenübersitzende nickte langsam. Natürlich wäre sie mitgegangen. Sie wäre nicht noch einmal zurück geblieben. Auch wenn es für ihre Umgebung sehr schnell gekommen wäre, sie wollte nie wieder ohne diese Familie sein, deren jedes ein-zelne Mitglied sie liebte, sogar Rosalie auf eine gewisse Art und Weise.

Wie eine große Schwester die sie sich immer gewünscht hatte. Nur… irgendwie gehässiger. Ja das traf es ganz gut. Rosalie war die große Schwester, die man nicht wirklich lieben konnte aber es trotzdem tat.

Jacob führte seinen kleinen Monolog fort. „Naja. Wenn das pas-siert wäre, hätte ich dich nicht mehr davon abhalten können, so zu werden wie sie. Damit wären die Leute die hier leben sicher, aber nicht du. Du wärst irgendwo auf der Welt, während ich hier ans Reservat gebunden war. Und so lange sie hier sind, überlegen sie es sich vielleicht, dich zu beißen. Weil sie den Vertrag nicht brechen, und einen Krieg beginnen wollen. Oder du vielleicht, weil du jemand anderen gefunden hast. Versteh mich nicht falsch.“ Und ein kleines Glühen trat in seine Augen. Okay, nein er hatte immer noch kein anderes Mädchen gefunden.

„Und wenn es ist, dass ich verwandelt bin... kannst du höchst-persönlich den Kopf von Edward abreißen... habe ich Recht?“, schluckte Bella

Jacob nickte. „Ja das hätte ich vorgehabt. Schließlich trägt er an dieser ganzen Katastrophe schuld.“ Er versuchte einen tiefen Blick in Bellas Augen, doch die ihren wichen ihm aus.

„Er trägt nicht Schuld daran. Du weißt dass ich es bin, die das will. Er ist der letzte der mich als seinesgleichen sehen will“, sagte sie bestimmt und bohrte sich dann mit ihren Augen in seinen fest.

„Dann sollte er es dir verbieten!“, sagte Jacob unfreundlich.

Jetzt wurde Bella ein wenig sauer: „ich lasse mich von nieman-dem rumkommandieren! Das ist meine Entscheidung. Nicht seine. Nicht deine. Sondern nur meine.“

Jacob war verblüfft von dem plötzlichen Statement Bellas. So überzeugt war sie schon lange nicht mehr gewesen.
„Aber du hast doch keine Ahnung was du da tust!“, knurrte Jacob, „du bist nur ein Mensch. Und er er ist darauf ausgelegt, dass du ihn begehrst. So wirken Vampire auf Menschen nun mal! Du triffst die falsche Entscheidung! Ich habe dir schon mal gesagt, dass du noch gar nicht wirklich gelebt hast...“

„Jacob“, sagte sie bestimmt.

„Woher willst du wissen dass du nicht etwas verpasst hast? Das es die falsche Entscheidung ist! Verflucht Bella ich versuche dir nur zu sagen....“

„Jacob“, fiel sie ihm diesmal schärfer ins Wort, „Ich bin mir nicht mehr sicher.“

Er stutze. Jetzt war es an ihm zu ein verwirrtes Gesicht zu zeigen und er tat es auch. „Wie jetzt du...? Und er? Ihr habt euch getrennt?!“

„Ich sagte, ich bin mir nicht mehr sicher“, Bella rollte entnervt mit den Augen. Natürlich ging er gleich vom Schlimmsten – oder für ihn besten? – aus.

„Ich hatte ein recht aufrüttelndes Gespräch mit meinem Vater. Und. Nun ja. Jetzt sehen die Dinge irgendwie anders aus.“ War es wirklich nur das Gespräch mit ihrem Vater? Oder war es auch noch etwas anderes…? Bella wollte nicht all zu genau daran denken und schüttelte erneut an diesem Abend den Kopf.

„Du trennst dich von ihm?“, fragte Jacob hoffnungsvoll und sprang von seinem Bett auf. Wenn die Beziehung schon nicht zu Ende war, dann wollte sie sie ja vielleicht gerade beenden?

„Ich sagte – ich bin mir nicht mehr sicher. Ich habe Bedenken was unsere Beziehung betrifft und...“

Und da war dann noch dieser eine Moment. Wieder stieg Bella der verlockende Geruch in die Nase. Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Sie fühlte wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. Sie kniff die Augen zu und konzentrierte sich darauf das Gesicht zu verschieben, dass sich immer wieder mit aller Gewalt vor ihr inneres Auge schieben wollte.

„Und du bist gekommen um mir das zu sagen?“, fragte er schließlich.

„Ja aber. Aber es ist nicht dass ich irgendwie eine Beziehung mit dir anfangen möchte Jacob.“, stellte Bella gleich im vornherein klar und wedelte abwehrend mit beiden Händen. „Nicht dass ich dich nicht lieben würde. Du weißt, das tue ich. Du bist mein bester Freund deswegen komme ich zu dir.“

„Mhm. Ich weiß. Als ob ein Schäfchen wie du mit dem bösen Wolf aus dem Wald mitgehen würde. Ich habe immer noch nicht aufgehört mir Hoffnungen zu machen. Aber keine falschen. Ich weiß dass da etwas ist, dass du aber nicht dazu stehen wirst. Dafür... dafür fühlst du dich den Cullens zu Verbunden. Du würdest sie niemals aufgeben.“

Bella schluckte. Er hatte den Kern ihrer Gefühle für ihn verstan-den. Sie war dem ganzen unheimlich dankbar und für all das Verständnis dass er ihr entgegenbrachte, wünschte ihm nur noch umso mehr, dass er bald ein wundervolles Mädchen finden wür-de.

„Es gibt da noch etwas.“

Jacob sah sie forschend an. „Noch mehr tolle Nachrichten?“ Er schien schon ob der Neuigkeit, dass sie sich der Beziehung zu Edward nicht mehr sicher war, um einiges glücklicher.

„Ich weiß nicht ob du sie so toll findest.“

„Na los erzähl schon“, drängte Jacob dem jetzt Böses schwante. Wollte sie sich umbringen? Oder auswandern?

Bella gab sich einen Ruck, trotz der Gefahr, dass Edward sich genau in diesem Moment in Jacobs Kopf schleichen könnte.

„Beruhig dich. Und… lehn dich wieder zurück.“ Jacob tat wie geheißen, hatte aber diesmal die Arme vor der Brust verschränkt und wartete darauf, was wohl kommen möge.

Dann begann sie zu erzählen.

Die Nacht war bereits über dem Haus der Cullens eingebrochen und das Leben im Wald um das Haus herum hatte sich schlafen gelegt. Es herrschte eine unnatürliche Stille und dennoch fühlte sich Bella in dieser Stille wohl. Sie blickte sich in dem großen Zimmer von Alice um. Der riesige Spiegel, der offen stehende begehbare Kleiderschrank. Aus der Mauer herausgelassene Re-gale in denen sich Tonnenweise CDs, Modezeitschriften und Filme stapelten. Eben einen dieser Filme versuchte sich Bella gerade aus zu suchen. Einen der nicht zu schwer war. Etwas Fröhliches? Vielleicht auch etwas mit Happy End. Oder etwas Dramatisches? Nein Drama hatte sie eigentlich genug. Dennoch war sie schier überwältigt von den Filmen die sich hier stapelten. Jeder Videothekenbesitzer wäre neidisch auf diese Sammlung gewesen.

„Ich kann mich nicht entscheiden“, Alice. „Was ist das für einer – Black Swan?“

Sie glaubte den Titel von den Plakaten zu kennen. So wie es aussah war er erst vor kurzem in den Kinos gelaufen. Natürlich hatte Alice ihn schon im Regal. Bella fiel kein einziger Film ein den sie hier nicht fand.

„Ist gerade neu auf DVD herausgekommen. Es geht um ein Mädchen das Ballett tanzt und wegen dieser Leidenschaft ziem-lich den Verstand verliert. Ich finde es ist eine grandiose Ge-schichte.“

„Ist er gruselig?“, fragte Bella. Eigentlich mochte sie solche Filme nicht aber etwas Ablenkung würde ihr nicht schaden.

„Stellenweise. Würden manche finden.“ Nun gut wenn man ein Vampir war, konnte einen wahrscheinlich nur sehr wenig beein-drucken. Ein paar Gruselschocker-Szenen würden ihr nicht schaden. Dann kam sie wenigstens auf andere Gedanken.

„Dann nehmen wir den.“, entschied Bella und Alice sprang auf.

„Du bist Gast. Kuschel dich auf die Couch ich lege den Film ein.“

Bella brav wie ein kleiner Dackel hörte auf Alice und nahm Platz auf der riesigen Couch auf deren Sitzfläche man bequem die Füße mit hochlegen konnte. Alice ließ sich eine Menge Zeit dabei den Film einzulegen und das Licht zu löschen. Es war sehr nett von ihr, sich in Bellas Gegenwart immer langsam zu bewe-gen. Es konnte nämlich wirklich sehr verwirrend sein, wenn Vampire sich nicht Mühe gaben, um menschlichen Augen die Möglichkeit zu geben ihnen zu folgen.

Alice löschte das Licht und schnappte sich eine flauschige De-cke von ihrem riesigen Himmelbett. Dann setzte sie sich dicht neben Bella auf die Couch, obwohl genug Platz gewesen wäre um ein bisschen Abstand zwischen einander zu lassen. Mit ei-nem Lächeln warf sie die Decke über die Beine der beiden und stopfte die Decke auf der gegenüberliegenden Seite von sich unter Bella.

„Sehr fürsorglich danke“, lächelte diese.

„Ich fürchte nur um mein Leben. Du weißt ja was Edward dazu sagen würde, wenn ich daran Schuld trage, dass sich unser klei-nes Lämmchen der Familie einen Schnupfen holt.“

„Also wirklich. Ihr benehmt euch alle so als könnte mich jede Kleinigkeit gleich umbringen.“

Alice blickte ein bisschen ernster. „Um genau zu sein – ja das ist bei Menschen so.“ Aber dann hellte sich ihr Gesicht wieder auf und, Bella hätte schwören können auch eine sehr sanfte Note. „Mein Kätzchen, das denkt es wäre ein Tiger“

„Alice! Wir leben im Zeitalter von Aspirin und Prospan Husten-saft! Ein Schnupfen wird mich sicherlich nicht umbringen“, reg-te sich Bella gleich ein wenig auf.

„Ist ja gut, Süße. Ich nehme alles Gesagte zurück. Du bist so wetterfest wie eine Polarausrüstung. Was ich gleich als Auffor-derung nehmen werde...“

Damit legte sie einen kühlen Arm um Bellas Schultern. Diese zuckte wegen der plötzlichen Kälte kurz zusammen.

„Doch keine Polarausrüstung?“, fragte Alice neckisch und krauste die Nase während sie Bella von der Seite aus ansah.

„Absolut eine Polarausrüstung“, blieb Bella stur und lehnte sich provokativ um ihr zu zeigen, dass sie der Temperaturunterschied überhaupt nicht störte noch ein Stück weiter zu Alice.

Mit ihrem glockenhellen Lachen, das Bella eine kleine Gänse-haut über den Körper jagte, nahm Alice die Fernbedienung und drückte auf die Play-Taste damit der Film begann zu laufen. Gebannt starrte Bella auf die flimmernde riesige Scheibe des Flachbildfernsehrs vor sich und drückte sich von Minute zu Mi-nute etwas enger an ihre beste Freundin heran.

„Doch zu gruselig?“, kicherte Alice.

„Tss...“, machte Bella und legte dennoch einen ihrer Arme um Alice Bauch.

Alice spürte jedes Mal in einer plötzlichen Szene die ein wenig erschreckend wirkte, wie Bella ein kaum merkbar zusammen zuckte und ihr Herzschlag sich ein wenig beschleunigte. Ohne wirklichen Grund griff sie mit ihrer linken Hand, die sie um die Schultern ihrer besten Freundin gelegt hatte in deren Haar hin-auf und begann damit zu spielen. Sie liebte diese langen braunen Locken wirklich. Bella sagte manchmal das wäre Matschfarben. Aber wenn sie nur die Augen von Alice hätte, dann hätte sie die wundervolle Farbenpracht ihrer Haare erkannt. Es war nicht nur einfach braun. Es hatte leichte Rot und Dunkelblond und sogar ein paar schwarze Facetten mit dabei.

Anscheinend hatte das ganze eine Recht positive Wirkung, da Bella sich sofort entspannte und etwas tiefer in Alice Arme hin-einrutschte.

Als noch eine erschreckende Szene kam, drehte Bella reflexartig den Kopf und versenkte ihr Gesicht in der Seite von Alice Hals.

Diese kicherte leise. „Von wegen der Film ist dir nicht zu gruse-lig.“ Sie behielt das spielen mit Bellas Locken bei. „Übrigens die Szene hat gewechselt. Du kannst wieder hinsehen. Jetzt kommt einige Zeit nichts Gruseliges mehr“, sagte Alice, die den Film natürlich in ihrem messerscharfen Erinnerungsvermögen komplett abgespeichert hatte.

Doch Bella rührte sich kein Stück. Sie war gefesselt von dem Geruch den sie zum ersten Mal so intensiv wahrnahm. Er war anders als der von Edward. Weniger Herb. Mehr von einer Wie-se im Frühling. Gemischt mit einer Vielzahl süßer Früchte die einem wie Honig im Mund zerliefen. Sie zog noch einmal tief die Luft ein, weil sie diesen Duft nicht verlieren wollte.

„Bella...?“, fragte Alice leise. Auch sie konzentrierte sich nicht mehr auf den Film. Lauschte Bellas tiefen Atemzügen. Hörte wie sich Bellas Herzschlag von Sekunde zu Sekunde beschleu-nigte. Und das Blut das nun so stark von ihrem Herzen durch die Adern gepumpt wurde, veränderte sich.

„Bella du riechst etwas... anders als sonst“, sagte Alice rau. Wenn bei lüsternen Menschen der Körper begann Hormone aus-zustoßen, wirkte das auf Vampire noch anziehender als norma-lerweise.

Alice versuchte das Brennen in ihrer Kehle weg zu schlucken. Und dann sah sie Bellas Plan, oder wohl eher eine Fantasie. Wie sie sich über sie selbst beugte und sie... küsste. Ein elektrisches Kribbeln schoss durch jede einzelne von Alice Fasern. Ein Zie-hen, so als würde das vor Jahrzehnten eingefrorene Herz einen Sprung machen wollen, zog sich durch ihre Brust. Sie schloss die Augen. Wollte dem Gefühl nachgehen.

Und plötzlich etwas geschocktes. Eine Abneigung. Sie sprang blitzschnell auf.

Bella der plötzlich der Geruch entrissen worden war, öffnete ihre geschlossenen Augen.

„Oh verflucht“, heulte sie auf. Auch sie sprang auf und ohne ihre beste Freundin noch einmal an zu sehen stürmte sie aus dem Zimmer, die Treppe hinunter und stieg in ihren alten Van. Mit durchdrehenden Reifen bretterte sie die Ausfahrt vom Haus der Cullens hinunter. Sie war fassungslos über sich selbst er-schrocken – vor allem darüber, was sie in ihren Fantasien vor-gehabt hatte. Es war einfach so passiert. Das Bild und das Be-dürfnis hatten sich einfach so in ihrem Kopf festgesetzt, ohne dass sie es wollte.

„Und...?“

„Und was?“, fragte Bella irritiert. Sie war völlig in dem Moment versunken während sie sich an das erinnerte, was vor ein paar Stunden geschehen war. Der süßliche Duft, die elektrische Auf-ladung im ganzen Körper. Alles schien wieder direkt da zu sein. Sie sah Jacob etwas verstört an. Irgendetwas in seinem Blick sah reichlich merkwürdig aus.

„Na, ihr habt euch nicht geküsst oder etwas anderes?“

Warum schwang da so viel Neugierde in seiner Frage mit?

„Nein ich hab dir doch erzählt dass ich sie nur gerochen habe und...“ Plötzlich fiel es Bella wie Schuppen von den Augen.

„Oh Jacob du bist so ein Perversling!“

„Was? Nein ich doch nicht. Schließlich ist sie immer noch ein Blutsauger.“

„Ja aber ein weiblicher! Ich... du bist so. Argh!“, Bella wurde laut und wütend. „Ich habe dir da etwas anvertraut was mir die Birne durchbläst und du... du denkst nur an… Oh Gott ich will gar nicht wissen an was du denkst!“ Vielleicht auch ein biss-chen, weil sie selbst ganz ähnliche Gedanken hegte, diese aber in keinster Weise zulassen wollte.

Vielleicht wollte sie auch deswegen nicht wissen was er dachte, weil es ihren eigenen Wünschen in diesem Moment so nahe kam.

Jacob hob abwehrend die Hände.

„Hey ich bin gar nicht pervers ja. Das ist ein ganz normales Ge-fallen dass jeder Junge empfindet wenn er solche Geschichten hört – außerdem bin ich nur freundlich interessiert.“

„Freundlich interessiert?“, echote Bella. „Das hat sich für mich gerade etwas enttäuscht angehört als du gefragt hast ob wir sonst nichts anderes gemacht haben. Oh du regst mich auf. Jedes Mal in letzter Zeit kriege ich am Ende unseres Gespräches einen Hals auf dich! Aber was für einen!“ Sie stand auf.

Jacob auch. „Hey wieso Ende des Gespräches?“, fragte er. „Wir können uns ruhig noch ein bisschen über dich und Alice unter-halten.“

„Oh nein können wir nicht“, knurrte Bella, „und es ist das Ende des Gespräches weil ich es jetzt dazu mache!“

Damit ging sie aus seinem Zimmer, knallte die Türe direkt vor Jacobs Nase zu und verabschiedete sich knapp von Billy der etwas irritiert drein blickte und dann fragend zur geschlossenen Tür von Jacobs Zimmer hinübersah.

„Er hat doch nicht wieder versucht dir zu nahe zu treten, oder?“

„Oh nein gewiss nicht. Er ist nur ein Trampeltier.“

Billy lächelte. „Ja das haben Wölfe so an sich. Mach dir nichts draus. Er entschuldigt sich bestimmt bald für das, was auch im-mer er verbrochen hat.“

Bella nickte nur stumm und verließ dann das Haus.

Carina

Anzahl der Beiträge : 250
Anmeldedatum : 25.10.12

Nach oben Nach unten

Fanfictions Empty Re: Fanfictions

Beitrag  Carina Di Okt 01, 2013 2:37 pm

Kapitel 5 …Differenzen



…………………………..…………Mein Herz, ich will dich fragen, …………………………...………………Was ist denn Liebe, sag‘? - …………………………..………….“Zwei Seelen und ein Gedanke, …. ………………………….……….Zwei Herzen und ein Schlag!“
…………………….…...Und sprich, woher, woher kommt Liebe? - ……………..…………………………...“Sie kömmt und sie ist da!“ …………………….….………..Und sprich, wie schwindet Liebe? - …………………………………..“Die war’s nicht, der’s geschah!“
………………………………………….…Und was ist reine Liebe? - …………………….…………………..…“Die ihrer selbst vergißt!“ …………………….………..........Und wann ist Lieb‘ am tiefsten? - ……………………...…………………...“Wenn sie am stillsten ist!“
…………………………,,,,,.Und wann ist Lieb‘ am reichsten? - ……………………………………...“Das ist sie, wenn sie gibt!“ ……………………………….…..Und sprich wie redet Liebe? - …………………………………...…..“Sie redet nicht, sie liebt!“
Friedrich Halm, 1806-1871




W
as passierte da, und warum fühlte es sich so gut an? Das erste Mal wenn sich die Lippen berühren, wenn alles andere unwichtig wird und dem Hunger nach einem anderem Mund Platz macht gemacht wird. Verlangend und doch bittend. Wenn sich Arme umeinander schlingen. Weiche warme Haut, die die eigene eisige Kälte wärmen. Wissen wollen, wie sie schmeckt. Eine kleine Fantasie die jetzt nicht mehr ignoriert werden kann. Und dann das hingeben. Lüstern. Leidenschaftlich. Fantasievoll. Und so lebendig.

Sie hoch hebend, mit einer unbeschreiblichen Einfachheit auf dem Tisch absetzend, ohne dabei das Küssen aufzuhören. Neu-gierige Finger die sich über ihre Brust tasteten. Die weiche zer-brechliche Unschuld erfühlen. Mehr viel mehr, denn das Gefühl dass etwas im Körper pulsierte, ist so lange her gewesen.

Ihre weiche Haut. Sieht so verletzlich aus. Als könnte sie jeden Moment zerbrechen, wenn nur zu fest zu gegriffen wurde. Und dann, dann folgten Finger ihren eigenen Ideen und befühlten Stellen, die wahrscheinlich nicht einmal er bisher berührt hatte. So warm und weich. Blut das unter der Haut pulsiert. Unter der Kleidung. Sie würde nach so vielem schmecken. Unschuld. Und so wie sie roch. Nach einem kühlen frischen Wintertag mit etwas süßlichem dabei. Etwas so fein riechendes, dass nur eine sehr feine Nase es wirklich ausmachen konnte. Ein leises Stöhnen dass ihrem und dann dem eigenen Mund entwich.

Zungen die miteinander spielen. Dann gleiten die Hände tiefer. Und dann finden zwei ungleiche Körper, eigentlich zwei sich abstoßende Pole, wie die Hitze und die Kälte, die Sonne und der Mond zusammen.

„Oh nein...“ wisperte Alice leise. Sie versuchte sich auf das Buch vor ihr zu konzentrieren, dass sie in den Händen hielt. Denn einem war sie sich sicher. Das gerade eben, war keine Vision. Zumindest keine von Bella. Es war eine Fantasie. Eine Fantasie von ihr.

„Oh bitte, bitte nicht.“

Und dann war wieder das Gefühl der Neutralität da. Alice wusste von vorne bis hinten nicht mehr was in ihr vorging. Es war verrückt. Sie durfte es nicht zulassen. Mit solchen Gedanken würden zwei Beziehungen zerstört werden. Aber wenn es besser so war? Gerade wollte sie sich aufregen – über ihre eigenen Gedanken und die kleine Stimme die ständig in ihrem Kopf fiese Dinge erzählte, als sie hörte wie die anderen zurückkamen.

Sie ging nach unten um Esme, Carlisle und ihren Bruder Edward in Empfang zu nehmen. Keine Regung in Edwards Gesicht außer freundlicher Widersehensfreude. Er hatte nicht gelauscht. Welch‘ ein Glück. Sie glaubte kaum ihn in seiner dramatischen Weise ertragen zu können, wenn sie doch selbst ein kleines dramatisches Kuddelmuddel in ihrem Kopf hatte, das erst geordnet werden musste.

„Du siehst bedrückt aus“, sagte Esme. „Haben sie uns was un-ters Essen gemischt – besser gesagt unter das Wild, oder warum geht es zur Zeit bei allen drunter und drüber?“

Jetzt sah Alice die Neugierde in Edwards Augen aufglitzern. Rasch fing sie an ihre Gedanken kreuz und quer durcheinander zu werfen. Spanische Vokabeln, Matheformeln, Ob Charlie wohl Chili Con Carne mochte, an ein grünes Federmäppchen, die neuesten Automobilfortschritte, die Winterkollektion von Esprit und was Menschen genau an Schokolade toll fanden. Sie sprang von einem Thema ins nächste um auch ja zu verhindern dass Edward in ihren Kopf lurte.

Verwirrt von dem durcheinander der Bilder und den Gedanken-fetzen schüttelte Edward den Kopf.

„Das ist wirklich… irritierend. Sag es mir doch einfach dass du nicht willst jemanden in deinem Kopf zu haben“, sagte er mit ruhiger und verständnisvoller Stimme, als wäre, was auch immer seine Schwester denken würde, nichts wofür er sie verurteilen würde.

Wenn er nur wüsste!

„Als ob du dich daran halten würdest“, gab Alice bissig zurück.

Edward zuckte mit den Schultern. „Ich werde mir Mühe geben.“ Damit ging er immer noch etwas verwirrt und ein wenig säuer-lich mit starrer Miene an ihr vorbei in Richtung seines Zimmers. Wahrscheinlich würde er sich wieder in irgendeiner alten Lie-beslyrik vergraben.

Als Alice den fragenden Blick von Esme sah schüttele sie den Kopf. „Nichts Besonderes“, sagte sie nur lapidar. Dabei war es sogar etwas sehr besonderes. Für sie. Und dann konzentrierte sie sich darauf an nichts zu lange zu denken. An viele verschiedene Gesichter. Da fiel es nicht auf, wenn ab und an dieses paar Au-gen voll von geschmolzener Schokolade, Liebe, Fürsorge und Sehnsucht in ihrem Geist aufblitzte. Nur für den Fall das Edward doch seine chronische Gedankenleserei nicht unterlas-sen konnte.

Mit leicht hängenden Schultern und innerer Unruhe begab sie sich zu Jasper der im Wohnzimmer auf der Couch saß und sie beunruhigt musterte. Er machte sich immer Sorgen um sie wenn es in ihrem Inneren unruhig war. Sie rollte sich auf der Couch zusammen und bettete ihren Kopf auf seinem Bein. Sofort übermannte sie wieder eine Woge der Ausgeglichenheit und Zufriedenheit. Weil sie nicht wusste mit wem sie hätte reden können und weil sie auch gar nicht wollte, dachte sie an ein lan-ges Buch.

'Das alte Testament vielleicht', sinnierte sie. Und mit dieser vor-getäuschten Ruhe die sie nun durch Jaspers Fähigkeit verspürte begann sie, jeden einzelnen Satz der Bibel von der ersten Zeile an, langsam in ihrem Kopf herunter zu rattern.

Derweil saß Edward auf seinem Fensterbrett und starrte hinun-ter. Bella hatte sich immer noch nicht bei ihm gemeldet. Norma-lerweise hing sie ständig an ihm. Oder hing er an ihr? Hatte Ali-ce vielleicht etwas in einer Vision gesehen, was die Zukunft der beiden betraf? Und wollte deswegen so vehement vermeiden, dass er in ihren Kopf blickte?

Er ertappte sich dabei, wie er ihr zuhörte. 'Kain und Abel? Die Bibel?! Sie vertraut mir wirklich nicht... und hier sitze ich und beweise genau das was sie vermutet hat. Bin ich damit ein schlechter Bruder? Und wenn es auch noch Bella Betrifft, dann bin ich auch noch ein schrecklicher Geliebter? Oder vielleicht aber auch in beider Hinsicht etwas Gutes. Ich will doch nur das Beste für die beiden.'

Und irgendwo in seinem Inneren meldete sich ein Gedanke zu Wort der ihm leise sagte, dass er es vielleicht auch für sich selbst tat.

Sich mit diesem Gedanken ermahnend nahm er sich eines seiner unzähligen Bücher aus dem Regal und begann zu lesen. Lie-beslyrik aus dem 16. Jahrhundert. Etwas das ihn ablenkte und dazu veranlasste nicht ständig in den Gedanken anderer herum zu schnüffeln.

Damit blieben ihm auch die Bilder erspart die Alice jetzt im Kopf hatte. Edward mit seiner prüden fast schon verstörenden Art über Sex zu denken, würde sich garantiert hüten einen wei-teren Blick in ihren Kopf zu werfen, jetzt da sie alle Stellungen des Kamasutra aufzählte und ausführlich beschrieb. Aber wie sollte sich die kleine Fee auch sonst gegen das Eindringen seines Kopfes wehren, wenn nicht so?

Nachdem sie damit fertig war, dämmerte bereits der nächste morgen und die Cullens begannen sich für den Tag fertig zu machen. Carlisle verließ als erstes das Haus um ins Krankenhaus zu fahren. Um viertel nach sieben waren verließen Emmett und Rosalie das Haus.

Jasper warf ihr einen fragenden Blick zu. „Ich denke ich melde mich heute krank.“ Sein Blick war weiterhin ein Fragezeichen doch dann nickte er nur. Er würde ihr die Zeit geben die sie ha-ben wollte und stand auf. In dem Moment kam Edward die Trepen hinunter und sofort, als sie den skeptischen Blick sah, der sich in ihre tiefschwarzen Augen bohrte, begann sie wieder mit dem Kamasutra.

Edward verzog das Gesicht und sagte leise und verstört. „Du bist grausam Alice.“ Auf frischer Tat ertappt.

„Jedem das, was er verdient“, fauchte Alice, die seinen Blick richtigerweise als Gedanken lesen eingeschätzt hatte.

„Es ist automatisch da, je näher ich an den Personen dran bin.“

„Dann hör weg“, sagte Alice mit entschlossener Miene, die Ar-me vor der Brust verschränkt und sah ihren Bruder giftig an. Was sollte er nur von ihr denken? Es war eigentlich nicht ihre Art so mit ihren Geschwistern umzugehen. Wahrscheinlich flo-gen in seinem Kopf jetzt die Gedanken hin und her, was er wohl verbrochen hatte, um sie zu solch einem Verhalten zu veranlas-sen.

Und diesmal. Diesmal würde ihn nichts auf der Welt noch ein-mal dazu bringen wieder in ihren Kopf hinein zu sehen. Zumin-dest nicht bis sie sich wieder normalisiert hatte. Denn nichts war ihm unangenehmer, als die Stellungen des Kamasutra zu sehen. Mit niemand anderem als Alice und sich selbst. Der Gedanke stieß ihn ab. Und zwar dermaßen, dass er das Gefühl hatte zum ersten Mal in seinem vampirischen Leben das Bedürfnis zu ha-ben sich zu erbrechen.

Letztlich verließ auch er, immer noch angeschlagen von dem was er in ihren Gedanken gesehen hatte, zusammen mit Jasper das Haus. Vielleicht sollte er sich mit seinem Bruder unterhalten. Schließlich machte er sich nicht nur Sorgen um Alice sondern auch um Bella. Vor allen Dingen die Beziehung zu ihr. Er schien geradezu ein Gefühl dafür zu haben, dass hier irgendetwas vor sich ging von dem er nichts wusste.

Und dann wurde Edward schmerzlich bewusst, wie sehr es ihn störte wenn er etwas nicht wusste. Vielleicht lag es daran, dass er, in Gedanken stöbernd, immer über alles Bescheid wusste. Daran, dass er sonst nie in solch einer Situation war. Vor allen Dingen nicht, wenn es so etwas wichtiges wie seine Bella und ihn betraf.

Alice ging vorsichtig nach oben zum Zimmer von Esme und Carlisle. Wahrscheinlich hatten die beiden, sie sowieso schon gehört. Und konnten ihre Schritte von denen ihrer Geschwister unterscheiden. Dennoch klopfte Alice höflich.

„Ja?“, fragte Esme.

Langsam zog die junge Frau die Türe auf und sah ihrer Mutter entgegen. „Ehm. Würde es dir etwas ausmachen, mich heute krank zu schreiben?“, fragte sie. Natürlich wusste sie dass es Esme nichts ausmachen würde. Ihre Noten, waren wie die ihrer Geschwister hervorragend. Es hatte wirklich seine Vorteile die Schule schon Dutzende Male abgeschlossen zu haben. Irgend-wann flog einem der Stoff problemlos zu.

Alice sah, dass Esme keinerlei drängende Fragen stelle würde, sondern nur kurz vor Beginn der ersten Stunde im Sekretariat anrufen würde.

„Ist in Ordnung Liebes“, sagte sie und wand sich dann wieder dazu die Regale abzuwischen. Sie war sich sicher, dass Alice noch nicht auf die Dinge die sie beschäftigten, zu sprechen kommen würde. In derlei Hinsicht war ihre Tochter nämlich wirklich eigenbrötlerisch.

Alice ging nach oben in ihr Zimmer in dem noch schwach der Geruch von Bella hing. Eine klare kühle Winternacht. Schnee. Orangenblüten und etwas Zimt. Sie sog den Duft tief ein und ließ die Erinnerung des gestrigen Abends wach werden. Ein Kribbeln breitete sich wieder in ihr aus.

Von dem Tag an, an dem Edward sie in ihr Haus gebracht hatte. Sie stand in der Küche und hat fast ein bisschen vor Nervosität gezittert. Ja Nervosität, nicht Angst. Sie hatte schon immer einen unerschütterlichen Glauben daran, dass sich alle würden kontrollieren können. Ein Vertrauen in Monster. Das gab Alice das Gefühl wirklich zu leben und nicht nur eine unkontrollierba-re Bestie zu sein. Ein schüchternes Lächeln auf den Lippen zier-te ihren Mund. Und gerade wegen dieses Vertrauens wusste Alice, dass sie Bella mögen würde und hatte sie in eine schwes-terliche Umarmung gezogen. Sie sah trotz des schüchternen Lä-chelns so stark aus, und Alice wollte, dass sie sich Zuhause fühl-te. Wollte sie zu diesem Zeitpunkt als einen Teil der Familie. Wahrscheinlich so viel mehr, als Edward es wollte, der alle Cul-lens nur als die schrecklichsten Monster der Natur betrachtete. Dämonen. Seelenlose Kreaturen.

Aber wann – wann hatte sie eigentlich angefangen immer wieder einen Hauch dessen zu verspüren was ihr jetzt den Verstand vernebelte?

Und dann war ihr schlagartig klar, wann es zum ersten Mal pas-siert war, dass sie sich dessen bewusst war.

Jener Abend, als sie Bella von der Klippe springen sah und dann alles um sie herum schwarz wurde. Als ihre Zukunft direkt vor Alice verschwand.

„Sie ist tot! Tot. Oh sie hat sich umgebracht!“, hatte sie damals panisch immer wieder gerufen. Jasper hatte den Versuch ge-macht sie zu beruhigen, doch es half nichts, denn diese schwarze Kluft die sich in ihr aufgetan hatte als sie daran dachte, Bella nie wieder zu sehen, grub sich mit jeder Sekunde tiefer in ihren Verstand.

Nie zuvor hatte sie etwas so in Angst und Schrecken versetzt. Natürlich hatte sie ihre Freundin vermisst, als sie Forks verlie-ßen. Sie hatte die endlosen E-Mails gesehen die Bella ihr schrieb. Hatte sie in ihren Visionen gesehen, wie sie Nachts schreiend aufwachte. Wie sie kaum noch klar denken konnte. Und sie hatte jedes Mal, den Schmerz geteilt den sie erlitten hatte. In jedem Moment den sie fern von ihrer besten Freundin verbrachte, wuchs der Wunsch zurück zu kommen. Bella zu sagen, dass sie zurück war. Ihr Schutz und Liebe zu geben.

Doch ein halbes Jahr ist nicht sehr viel. Zumindest nicht für ei-nen Vampir. Es ist fast nur ein Blinzeln der Augen. Und dieser scharfe Schmerz der durch Alice schnitt, war etwas, dass sie in dieser Intensität noch nie erlebt hatte. Nie wieder hätte sie das Gesicht ihrer besten Freundin sehen sollen. Die, die ihr ein Stück des menschlichen Lebens gezeigt hatte, an welches sie sich nicht erinnern konnte. Nie wieder diese Augen in die man sich hinein legen wollte, voll von dieser warmen Schokoladenbräune. Nie wieder Bellas helles Lachen oder kichern, wenn sie etwas, das Alice tat lustig fand. Keine beste Freundin. Keine Übernachtungsbesuche. Kein Leben.

Bella war durch ihren Bruder so unaufhörlich an die Familie gebunden, dass Alice sich gar nicht vorstellen konnte, wie eine Welt ohne sie wäre. Dass sie sich sinnlos in ihrer Existenz und unglaublich alleine fühlte – trotz Jasper. Der, der immer wieder versuchte ihr zu helfen. Und es nicht konnte. Dieses Loch nicht füllen konnte. Sie gehörte einfach in ihr Leben und der Gedan-ke, dass es sie nicht mehr gab war unerträglich.

Und dann. Dann der Tag an dem Alice feststellte, dass sie Bella nicht nur mehr als ihr eigenes Leben und das aller anderen liebte, sondern dass sie unaufhörlich in sie verliebt war.

Der Tag an dem sie sah, wie sie Edward das Ja-Wort gab. Das Bild des Hochzeitskleides tauchte auf und das Gesicht ihres glücklichen Bruders, wie er dort vor versammelter Menge stand und leuchtete, als wäre er das glücklichste Wesen auf diesem Planeten, als er Bella dabei zusah, wie sie die Treppen hinunter kam. Und bei allen Dingen an die Alice glaubte, sie hatte noch nie etwas so schönes gesehen, auch wenn es erst in der Zukunft lag. Sie bezweifelte, dass sie je wieder etwas vergleichbar schö-nes sehen würde, auch wenn sie noch tausend Jahre lebte. Ein merkwürdiges und unangenehmes Gefühl hatte sie damals er-fasst.

Und es hatte nichts mit der billigen Kapelle zu tun, die in ihrem Geist aufblitzte, wer auch immer das vorgeschlagen haben mochte.

Es war Eifersucht.

Sie Alice Cullen war zum ersten Mal, in ihrer kompletten Exis-tenz eifersüchtig. Bis dahin war sie es auf nichts und niemanden in der Welt gewesen. Nicht auf Rosalie, wegen ihrer unglaubli-chen Schönheit. Nicht auf Emmett wegen seiner Stärke oder Carlisle, der dem verlockenden Geruch menschlichen Blutes so problemlos widerstehen konnte.

Alice war mit allem in ihrem Leben zufrieden. Bis zu jenem Moment. So falsch wie es auch sein mochte, sie beneidete ihren Bruder darum, Bellas Gefährte zu sein. Dafür, dass er derjenige war, der dort am Ende des Weges stand mit dem glücklichen Grinsen, quer über das Gesicht auf seine Braut wartete. Derje-nige zu sein, der Bella den Ring an den Finger stecken würde. Bei allem an was sie damals denken konnte, sie hatte sich ge-wünscht an seiner Stelle zu sein.

Aber Bella auf der anderen Seite, so meinte Alice, liebte sie wie eine Schwester, mit allem was ihr Herz besaß. Und all diese Fakten die sie in ihrem Geist Revue passieren ließ, überlagerten den schönen Moment als sie sah, was in Bellas Kopf vorging. Ein kurzer Ausrutscher. Ein Gedanke mit dem ihre Freundin in jugendlicher Neugierde spielte. Es würde nichts dergleichen passieren.

'Sie wird immer ein Teil meines Lebens bleiben. Aber es wird niemals genug für mich sein', dachte Alice traurig.


*****


Es war fast eine ganze Woche vergangen, in der sich Bella in ihrem Zimmer eingeschlossen hatte. Sie hatte den letzten Tag in der Schule, als die unteren Stufen ihren Jahresabschluss gefeiert hatten, und zu dem die, die gerade ihre Prüfungen bestanden hatten, herzlich eingeladen waren, verpasst. Anfangs hatte sich Charlie ein wenig Sorgen gemacht. Denn in seiner üblichen kurz angebundenen Weise in die er nach dem ausführlichen Gespräch mit seiner Tochter wieder versunken war, fragte er ob alles in Ordnung sei. Als sie dann sagte, sie würde ein wenig über alles nachdenken, im spezifischen über Edward, überließ er sie sich selbst. So wie es aussah hatten seine Bemühungen eine Spur hinterlassen, was ihm natürlich sehr gut gefiel.

„Liebes, ich gehe gleich schlafen. Brauchst du noch was?“, frag-te er, als Bella an der Couch vorbei ging auf der er saß und – natürlich wie immer – in den Fernseher blickte.

„Danke Dad“, sagte sie und deutete ein schwaches Lächeln an.

Sie nahm sich die Milch aus dem Kühlschrank und machte sich diese in einem großen Glas warm nur um danach etwas Honig darin auf zu lösen. Milch mit Honig stimmte sie immer unglaub-lich ruhig.

Mit dem Glas in der Hand machte sie sich wieder auf den Weg nach oben nur um festzustellen, dass ihr Handy gerade aufhörte zu vibrieren. Jacob hatte angerufen. Sie hatten die Woche bereits ein paar Mal miteinander telefoniert. Am Telefon schien er viel angenehmer und die Fragen, ob sie sich denn mal wieder mit Alice getroffen hätte, störten sie nicht.

Nein. Es war alles ganz natürlich was da passiert war, sagte sich Bella zum hundertsten Mal an diesem Tag, zum vielleicht tau-sendsten Mal in dieser Woche. Sie hatte eine Erklärung für diese plötzliche Hingezogenheit zu ihrer besten Freundin. Nicht nur eine einfache Erklärung, nein eine völlig plausible noch dazu. Es war das Einzige was einem Menschen nur passieren konnte.

Dass gutes Aussehen und ein angenehmer verlockender Duft, Köder für die eigentlich Menschen jagenden Vampire war, wusste Bella bereits. Sie fanden sie attraktiv und fühlten sich zu ihnen hingezogen.

'Kein Wunder also dass ich solche Fantasien bekam. Ich lag bei ihr im Arm und konnte sie ganz genau riechen. Wahrscheinlich deshalb besser, weil sie seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gejagt hat. Dass ich den Duft stärker wahrgenommen habe als sonst muss daran liegen, dass ihr Körper ihn anscheinend extre-mer ausströmt, da sie ja so ausgehungert sein muss', dachte sich Bella. 'Also kein Grund zur Beunruhigung'

Was sie aber beunruhigte, war der Gedanke dass sie sich poten-ziell zu einem anderen Wesen als Edward derartig hingezogen fühlte. Schließlich roch Jacob auch gut. Und sie hatte in seiner Umarmung nicht das plötzliche Bedürfnis gehabt ihn zu Küssen. Oder Esme, die sie auch regelmäßig in den Arm nahm und ja auch nur ein jagender Vampir war. Genauso wie Emmett, der sie teilweise Minutenlang in seiner bärenhaften Umarmung hin und her baumeln ließ.

'Vielleicht hat mich der Duft auch nur so angezogen weil mein Verstand vernebelt war. Schließlich war es ja keine kurze Um-armung sondern ich lag den ganzen Abend neben ihr? Und ich habe sie sehr gerne…'

Ja das hatte sie wahrlich.

Auch eine SMS von Edward war gekommen. In der ersten Zeile gleich die Entschuldigung, dass er sich meldete. In den darauf-folgenden Worten beteuerte er ihr, dass sie sich jederzeit mit ihm unterhalten konnte, falls ihr etwas Sorgen bereite. Sie hatte nicht geantwortet. Sie haderte immer noch mit sich selbst und dem einen Abend im Haus der Cullens, als sie mit Alice alleine war. Ob sie sich mit Edward verheiraten sollte und wie viel sie wirklich für ihn fühlte oder ob es nur das drängende Bedürfnis war dazu zu gehören. Und er derjenige war der ihr die Eintritts-karte ins Leben der Cullens gegeben hatte.

Sie nahm einen Schluck aus dem Glas und verbrannte sich an der noch zu heißen Milch die Zunge die sich daraufhin taub und pelzig anfühlte.

Gerade als sie ihr Handy zur Hand nahm und in der Namensliste nach Jacob suchen wollte, hörte sie von der Straße her, die am Haus vorbeiführte, ein allzu bekanntes Röhren von einem Wa-gen. Ihr Herz begann schneller zu schlagen.

'Oh bitte, bitte nicht. Das wird eine Katastrophe werden. Mir wird der Kopf abgerissen werden', fürchtete Bella in ihren Ge-danken. Sie hatte sich viel zu oft überlegt, was sie Alice würde sagen sollen, wenn diese sie zur Rede stellte. Kurz darauf hörte man das Knirschen als die der Wagen über den Kies in die Ein-fahrt gerollt kam

‚Die letzten Sekunden vor dem eigenen Ableben sind wirklich grausam…‘, dachte sich Bella in dem Gedenken an das Plädoyer das jetzt auf sie zu kam.

Vorsichtig öffnete sie die Tür und lauschte ins Treppenhaus so-wie Erdgeschoss hinunter. Dort wurde gerade an der Tür ge-klopft. Charlie der nicht wusste wer es war öffnete die Gardinen und sah hinaus nur um einen gelben Porsche zu erblicken.

Schnell ging er zur Tür.

„Tut mir Leid, dass ich so spät störe Charlie“, sagte Alice mit ihrer glockenklaren hellen Stimme die Bella eine Gänsehaut über die Arme jagte. Gott wie hatte sie diese Stimme vermisst, obwohl es erst eine Woche her war, dass sie diese zuletzt gehört hatte!

„Oh wirklich gar kein Problem“, beeilte sich Charlie zu sagen und machte Alice Platz damit sie eintreten konnte. Bella schüt-telte den Kopf. Bei Edward wäre ihr Vater wahrscheinlich durchgedreht. Dass man zu solch später Stunde nicht mehr zu stören hatte, dass er unhöflich war, die Privatsphäre der Swans respektieren sollte und und und... Doch Alice, hatte wie bei so vielen mit ihrer sympathischen, offenherzigen und lebendigen Art natürlich wieder Sonderrechte. Wer konnte einer so kleinen, zarten und netten Elfenfrau auch etwas übel nehmen? Bella wusste sie würde ihr fast jeden Wunsch erfüllen, einfach weil sie sie lieb hatte und weil die Dinge, die sie Alice geben konnte, auch sie selbst glücklich machten.

Die so ziemlich einzige Sache, auf die Alice immer wieder be-stand, von der Bella aber nicht viel hielt war Einkaufen.

„Bella ist oben. Ich wollte sowieso gerade schlafen gehen und schicke sie dir runter“, sagte Charlie nachdem er interessiert ein paar Floskeln mit Alice ausgetauscht hatte.

„Ich glaube Bella kommt bestimmt gleich runter“, sagte Alice optimistisch die durch ihre Visionen bestimmt gesehen hatte, wie Bella oben am Treppenabgang stand und lauschte. Oh Gott natürlich wusste sie es. Jetzt gab es keinen Ausweg mehr. Und vielleicht würde ihr ja eine Moralpredigt zu ihrem Verhalten am letzten Abend erspart bleiben, wenn Charlie in der Nähe war. Sie wusste nicht wie er zu dem Gedanken seine-Tochter-mit-einem-anderen-Mädchen stand.

Aber jetzt wo sie überlegte – welches Verhalten eigentlich? Schließlich waren ihre menschlichen Sinne einfach nur von dem betäubt gewesen, was Vampire üblicherweise als Köder benutz-ten. Ganz klarer Fall also.

Sie fasste sich ein Herz und trat langsam die Stufen hinunter. Es war ihr Glück, dass Alice sich nicht wie sonst entschlossen hatte als heimlicher nächtlicher Besuch durchs Fenster zu steigen. Dennoch wunderte sie sich. Zu dieser Zeit störte niemand von den Cullens mehr an der Haustüre, sodass Charlie etwas mitbe-kam.

„Hey“, Alice strahlte sie übers ganze Gesicht an und Bella konnte gar nicht anders als sofort glücklich zurück zu lächeln. Kein Schauspiel? Alice schien wirklich nicht böse auf sie zu sein.

„Hey“, antwortete Bella etwas schüchtern, als sie neben Charlie und Alice zum Halt kam. Verlegen trat sie unauffällig von einem Fuß auf den anderen, nicht wirklich wissend, in welcher Position sie sich wohler fühlen würde und Alice musste darüber lächeln. Das schien wohl eine Art Familien-Tick zu sein, denn Charlie machte das auch manchmal.

„Tja, dann lass ich euch wohl besser alleine“, sagte Charlie freudig darüber, dass Alice endlich wieder in der Nähe seiner Tochter war.

„Charlie?“, fragte Alice

„Ja?“, fragte er und drehte sich noch einmal um.

„Ich wollte fragen ob ich für ein paar Tage bei euch übernachten darf.“

Bella fiel beinahe die Kinnlade herunter. Alice hatte gerade... was gefragt?! Wie zur Hölle kam sie dazu? Und deswegen hatte sie sich anscheinend auch die Haustüre ausgesucht und war nicht durchs Fenster gekommen. Charlie schaute genauso ver-wirrt, wirkte aber dann erfreut über den Gedanken.

Bella hätte ihr den Wunsch auch nicht abschlagen können. Wenn sie in diese bittenden Bernsteinfarbenen Augen sah, die sie ein gerade ein bisschen an geschlagene Hundewelpen erinnerte... oh Gott Alice wusste wirklich wie man jemanden um den kleinen Finger wickeln konnte. Und zur ihrer zierlichen kleinen Gestalt passte dieser Blick wirklich. Geradezu herzzerreißend.

Sie wusste welchen Gesichtsausdruck sie und ihr Vater gerade hatten. Der den Leute hatten, wenn sie Hundewelpen oder Ba-bys sahen. Argh! Man musste Alice einfach lieben.

„Ja natürlich. Solange deine Eltern ihr Einverständnis dazu ge-geben haben“, sagte Charlie. „Ich würde... nun also...“ anschei-nend war ihm unangenehm was er sagen wollte.

Alice die natürlich sein Vorhaben in der Zukunft sah lenkte hel-fend ein.

„Charlie wenn du anrufen möchtest um sicher zu gehen, dass sie sich keine Sorgen um mich machen, kannst du das gerne tun. Ich habe Zuhause... nun ein paar Teenager Differenzen, deswegen habe ich gehofft hier für eine kleine Weile unter schlüpfen zu können.“

Hatte Bella vorhin etwas von einem Welpenblick gedacht? Das war jetzt definitiv geschlagener Welpe. Sie hatte auf einmal, obwohl sie wusste, dass die Geschichte nur ein Vorwand für Charlie war, das Bedürfnis Alice tröstend in den Arm zu neh-men.

Diese zog ihr Mobiltelefon heraus und wählte Esmes Nummer und drückte dann das Handy in Charlies Hand.

Etwas überrumpelt über dieses schnelle Geschehen hielt er sich das kleine Gerät ans Ohr und wartete bis am anderen Ende der Leitung abgehoben wurde.

„Hallo Liebling“, meldete sich Esme.

„Ehm. Entschuldigen sie Frau Cullen“, sagte Charlie jetzt mit hochrotem Kopf, weil Esme ihn fälschlicherweise für ihre Toch-ter gehalten hatte. „Ich bin es Charlie Swan, Bellas Vater. Ich wollte mich nur erkundigen ob es in Ordnung geht, dass Alice ein paar Nächte bei uns übernachtet. Sie hat danach gefragt.“

Alice lächelte. Charlie wurde anscheinend genauso leicht rot wie ihre beste Freundin. Jetzt wusste sie ja von wem Bella das geerbt hatte. Obwohl kaum Zeit mit ihm verbracht, schien Bella doch einiges von ihrem Vater zu haben.

„Ja natürlich geht das in Ordnung. Ich danke ihnen auf jeden Fall vielmals dass sie die paar Tage acht auf sie nehmen.“

Als ob jemand Acht auf Alice nehmen musste – gerade ein Mensch.

„Natürlich, natürlich. Sie ist ja eine gute Freundin der Familie“, beeilte sich Charlie zu sagen und mit der vollen Inbrunst eines Polizisten der seine Aufgabe um die Sicherheit sehr ernst nahm. Er, der nichts von der ganzen übernatürlichen Sache wusste, sah in Esme nur eine Mutter, die sich um ihr Kind sorgen würde. „Sie wird hier selbstverständlich bestens versorgt werden, Frau Cullen.“

„Ich danke ihnen nochmals. Dann einen schönen Abend noch.“

„Ebenso. Auf Widerhörn.“, sagte Charlie und legte auf.

„Ich gehe dann mal im Keller nach einem Schlafsack schauen. Bella kann ja derweil die Couch ausziehen“, meinte Charlie um von dem Gespräch mit Esme abzulenken. Es war ihm sichtlich peinlich, dass er vor den beiden Mädels so gentlemanhaft versi-cherte, es würde der Tochter von Esme und Carlisle bei ihm bestens ergehen.

„Oh ich würde es bevorzugen in Bellas Zimmer zu übernachten“, sagte Alice ohne einen zweideutigen Ton in ihrer Stimme. „Dann kannst du Abends in Ruhe fernsehen.“

Dieses Zuvorkommen schmeichelte Charlie. „Sehr lieb. Und dann habt ihr zwei auch eure Ruhe für Mädchensachen. Reden und Kleider für den nächsten Tag aussuchen.“

Alice lächelte kokett und nickte während Bella einen hochroten Kopf bekam. Mädchensachen. Reden und Kleider. Irgendwie fand sie nun wirklich dass ihr Vater in mancher Hinsicht in einer sehr beschränkten Welt lebte. Aber sie ließ ihn in dem Glauben und nickte dann ebenfalls nur.

„Also danke Charlie, dass ich hier bleiben darf. Wir gehen uns dann mal mit unseren Mädchensachen beschäftigen“, lächelte Alice frech in Richtung von Bella, packte diese bei der Hand und zog sie hinter sich die Treppen hinauf.

„Gut Nacht Charlie“, flötete sie mit ihrer glockenklaren Stimme.

„Nacht, Dad“, murmelte Bella.

„Schlaft gut Mädels“, sprach er zurück, ehe er noch kurz in die Küche ging um sich vor dem Schlafen gehen noch ein kleines Getränk zu genehmigen.

Als die Tür zum Zimmer von Bella geschlossen war, ließ sich Alice, die sich hier absolut Zuhause fühlte aufs Bett fallen und lächelte Bella leicht an. Bildete sich Bella das nur ein oder las sie in den Augen gegenüber Verständnis und Zuneigung?

Dennoch fürchtete sie sich vor dem was jetzt kommen würde. Sie würde irgendwelche Dinge beteuern müssen, sich Ausreden suchen müssen. Es würde alles tierisch peinlich werden. Und so stand sie in ihrem eigenen Zimmer an der Türe, nicht wirklich wissend was sie nun als nächstes tun sollte.

„Möchtest du dich nicht hinsetzen?“, fragte Alice, legte den Kopf leicht schief und klopfte neben sich aufs Bett.

Mit stacksigen Schritten eierte Bella in Richtung ihres Bettes und ließ sich darauf – mit einigem Sicherheitsabstand zu Alice – nieder.

Schweigen.

Dann begann Alice als erste zu reden.

„Du bist letztes Wochenende einfach so abgehauen. Hat etwas nicht gestimmt?“, fragte Alice unschuldig und tat so als hätte sie nichts von dem gemerkt, was Bella da auf einmal bewegt hatte. Oder hatte sie es sich nur gewünscht und dann angefangen Ge-rüche von lüsternen Menschen zu halluzinieren und sogar ihre eigene feine Nase zu trügen? Jetzt fragte sie sich ob ein Vampir eigentlich den Verstand verlieren konnte. „Ich weiß ja dass du manchmal ein bisschen komisch bist“, sagte sie dann frech, „aber so von der Tarantel gestochen aufzuspringen und davon zu rauschen. Mit dem Tempo hättest du Edward in Höchstge-schwindigkeit Konkurrenz machen können.“

Sie gab Bella die Möglichkeit den Abend so auszulegen wie es ihr beliebte. Natürlich hoffte sie... hoffte sie auf etwas… ja, auf was genau eigentlich? Etwas Unmögliches. Ihre Fantasie war wohl doch mit ihr durchgegangen.

Bella stutze. Dann hörte man förmlich wie die kleinen Rädchen in ihrem Hirn ineinander griffen und sie kapierte. Alice hatte nichts davon mitbekommen. Welch ein Glück sie hatte. Keine peinlichen Erklärungen. Kein Drum Herum reden. Nichts was ihre Freundschaft zerstören würde. Sie atmete erleichtert aus und die Spannung die ihren menschlichen Körper befallen hatte, löste sich.

„Ich... hatte nur dringend was mit Jacob zu besprechen. Und wollte nicht dass... naja dass du etwas mitbekommst. Wegen Edward und so. Er neigt doch dazu in die Köpfe jener zu schau-en die gerade in meiner Nähe sind. Es war etwas sehr persönli-ches“, sagte Bella dann. Sie wusste, so wie sie es sagte war kein Wort davon gelogen. Sie würde Alice nicht anlügen können. Und schon allein der Fakt, dass sie nur die halbe Wahrheit sagte, bescherte ihr ein schlechtes Gewissen.

Alice verstand aber etwas gänzlich anderes. Ihre Hoffnung brö-ckelte. Wollte sie etwa zu Jacob zurückgehen? Dann gab es we-nigstens nur eine zerstörte Beziehung. Das schwarz in ihren Au-gen wurde durch die Enttäuschung etwas matt. Also hatte Bella an diesem Abend doch nichts empfunden. Nichts was sie sich erhofft hätte. Würde ihr Herz noch schlagen, so war sie sich sicher, dass es für einen Moment mit dieser Aussage stehen ge-blieben wäre.

Aber wie gehabt – es gab nur eine zerstörte Beziehung. Obwohl, dass was nun zwischen ihr und Jasper war nicht als glückliche und harmonische sowie aufrechte Beziehung bezeichnet werden konnte. Gedankenverloren griff sie an die Stelle an ihrem linken Ringfinger.

Bella folgte ihrem Blick. Und stutzte.

„Alice?“, fragte Bella vorsichtig und wagte es nun, da sie glaub-te, alles wäre wieder bei ihrer normalen Freundschaft und die ganzen Gedanken wären unnötig gewesen nach Alice' Hand.

Alice hob den Blick und schloss dann die Augen als sich die warme weiche Hand um ihre kleinere eiskalte schloss. Sie genoss sichtlich die Wärme die Bellas Körper ausstrahlte. Sie wünschte sich manchmal komplett in Bella hineinkriechen zu können um die Wärme zu genießen.

„Alice?“, fragte Bella erneut und begann langsam mit ihrem Daumen kleine Kreise über den Handrücken ihrer besten Freun-din zu ziehen. Ein fürs menschliche Auge nicht sichtbare schau-dern lief durch Alices Körper. Das einzige was sie verraten konnte waren die tiefschwarzen Orbits die ihre Augen beinhalte-ten. Doch das schwache Sehen von Körper würde Durst nicht von körperlichem Verlangen unterscheiden können.

„Du...“, setzte Bella an, als Alice immer noch nichts sagte. Sie sah sie mit großen immer noch leicht geschockten Augen an. „...du trägst deinen Ring gar nicht mehr. Hast du... Streit mit Jasper?“

„So in etwa.“ Sagte Alice. Wie sollte sie sich aus dieser Situation heraus retten? Wie sollte sie ihr das alles sagen, ohne den Kern zu verraten. Bella würde Edward heiraten. Sie würde in den Trümmern einer Beziehung stehen und zerfressen von Eifersucht eine für sie unglückliche Vision nach der anderen, von dem frischen neuen Glück haben. Schon jetzt fuhr es ihr eiskalt in die Glieder. Soweit dass bei einer Unsterblichen möglich war.

„Du weißt dass du mir alles erzählen kannst“, sagte Bella sanft und tippte ihrer besten Freundin in einer ihr unüblichen Manier an die Nasenspitze. Dann rückte sie etwas näher an die Kleinere von beiden heran.

'Ja ich weiß dass ich dir alles erzählen kann. Ich weiß aber auch dass ich dir manche Dinge nicht erzählen sollte. Es würde so viel verändern. Ich würde mich bis auf die Knochen blamieren. Ich würde deine Nähe und dein Vertrauen verlieren. Du würdest mich meiden, ich weiß es doch...'

„Ich... will dich nicht verlieren“, brachte Alice leise hervor. Ge-rade laut genug dass Bella ihre Worte erahnen konnte.

„Aber das tust du doch nicht. Ich werde dich für nichts bestrafen was zwischen dir und Jasper vorgefallen ist. Das ist doch eure Sache wirklich. Ich bin trotzdem für dich da.“

Alice blickte irritiert auf. Anscheinend dachte Bella, Alice hätte irgendetwas getan was moralisch nicht hinnehmbar war und hätte damit Jasper verletzt. Auf eine Art und Weise hatte sie es ja wirklich. Unheimlich dankbar für die Güte ihrer Freundin lächelte sie schwach.

„Magst du es mir erzählen?“, fragte Bella vorsichtig.

„Ja. Ja, das werde ich“, sagte Alice, 'zumindest teilweise', fügte sie dann noch in Gedanken hinzu.

„Nun ich bin mir schon seit längerer Zeit nicht mehr darüber im Klaren was ich noch alles für ihn empfinde. Seit ein paar Jahren um genau zu sein. Natürlich liebe ich ihn noch so sehr. Aber... mittlerweile. Mehr wie einen Bruder und... Und in der letzten Woche ist das immer stärker geworden. Und dann merkte ich wie ich immer wieder in eine unendliche Zuneigung zu ihm hin-schaukelte. Und dann wieder zurück. Bis mir der Gedanke kam. Dass...“ sie stockte.

Schweigen.

„Dass...?“, hakte Bella nach und streichelte nun den Unterarm ihrer Freundin. 'Oh bitte Bella du weißt gar nicht was du damit tust.' Dennoch zog sie ihren Arm nicht weg. Sie wäre bestimmt auf Unverständnis gestoßen und so genoss sie einfach den Mo-ment. Dennoch war es für sie, als würde ein Mensch salziges Wasser trinken. Anstatt den Durst zu löschen, machte es ihn nur noch stärker.

„Dass er... seit ich anders für ihn fühle. Meine Gefühle. Ich glaubte. Er hat mich manipuliert“, sprach sie dann aus.

„Er hat was?“, fragte Bella schockiert.

„Nun versteh mich nicht falsch. Ich liebe ihn noch. Ich fühle mich nur nicht mehr auf diese eine Art und Weise zu ihm hinge-zogen wie ich es früher tat. Und das machte mich unglücklich. Er hat wahrscheinlich nur versucht mir zu helfen indem … in-dem er meine Stimmung verändert hat. Und in der letzten Wo-che, als es stärker geworden ist und meine Gefühlswelt ständig zwischen zwei Extremen hin und her gewechselt hat, bin ich darauf gekommen. Ich habe ihn dann angesprochen. Und... ich hatte recht.“

Ihr Gesicht verzog sich zu einer schmerzhaften Grimasse und würde sie noch weinen können, sie täte es.

„Er hat dich hintergangen“, sagte Bella mitfühlend und brachte es dennoch direkt auf den Punkt.

„Er hat es nicht böse gemeint“, sagte Alice mit bröckelnder Stimme und nahm ihn damit in Schutz.

„Und dennoch war es nicht richtig“, konterte Bella. Sie rutschte näher an Alice heran, konzentrierte sich darauf nicht zu stark ein und aus zu atmen, damit sie nicht wieder irgendwelche irrsinni-gen Gedanken bekam und nahm ihre zierliche Freundin vorsich-tig in den Arm.

Auch wenn es schwachsinnig war, Angst zu haben, man könne als Mensch einen Vampir zu fest packen, wirkte die kleine Alice doch so zerbrechlich und Bella würde den Teufel tun und ihr weh tun.

Alice hingegen, wollte am liebsten aus dem Fenster springen und in den Wald verschwinden. Wieder dieses Salzwasser. Sie sog den Geruch von Bella in sich auf. Wieder. Kühler Winter. Schnee. Orangenblüten. Zimt. Wohlig schmiegte sie sich in de-ren Arme und genoss dann die Wärme, die sich um ihren Körper schloss. Als sie den Kopf an Bellas Schulter legte, gab deren Herz ein rythmisches Pumpen vor, dass sie ungemein beruhigte. Obwohl ihre beste Freundin ein so schwaches Wesen war – ein Mensch eben, fühlte sie sich so sicher und beschützt wie seit langem nicht mehr.

Dann legten die beiden sich auf dem Bett hin und diesmal war es an Bella, ihre beste Freundin im Arm zu halten und ihr Schutz zu geben. Ein Zuhause und die Wärme, Zuneigung und Liebe die sie verdiente. Denn für sie verdiente Alice nur das Beste.



Carina

Anzahl der Beiträge : 250
Anmeldedatum : 25.10.12

Nach oben Nach unten

Fanfictions Empty Re: Fanfictions

Beitrag  Carina Di Okt 01, 2013 2:41 pm

Kapitel 6 …wenn Katzen
Tiger werden


O Mut, nur Mut in jeder Lage,
Wo uns ein Dornenwald umstarrt;
Die Morgenröte beßrer Tage,
Glüht hinterm Berg der Gegenwart.
August Friedrich Langbein









A
us den ursprünglichen „paar Tagen“ die Alice bei den Swans verbringen wollte, waren jetzt schon mehrere Wochen geworden. Wochen in denen die beiden spazieren gegangen waren. In der Bella die unendliche Schönheit ihrer besten Freundin bewunderte, wenn sie alleine waren und das Sonnenlicht genossen. Wochen in denen sie zusammen in Seattle beim Einkaufen waren. Kicherten, lachten und sich wohl fühlten. Wochen in denen Alice den Schmerz um den Betrug den Jasper ihr angetan hatte, langsam überwand und Wochen in denen Bella nur selten an Edward dachte.

Es füllte sie aus mit Alice Zeit zu verbringen. Jeden Abend ver-brachten sie damit sich Filme anzusehen, gemeinsam über wit-zigen Zeitschriften die Köpfe zusammen zu stecken und einfach nur miteinander im Bett zu liegen und die Nähe der jeweils an-deren zu genießen. Nur selten und nur für wenige Stunden, war Bella für sich alleine, wenn Alice auf die Jagd ging. Und in die-ser Zeit sinnierten sie über die Bedeutung nach die sie füreinan-der hatten.

Doch am positivsten von dieser Wendung der Ereignisse über-rascht war Charlie. Jeden Abend wenn er nach Hause kam, fand er eine quicklebendige Tochter vor, die strahlte – so wie jenes Mädchen, das als kleines Kind einen ganzen Raum mit ihrer bloßen Präsenz einnehmen konnte. Er genoss es sichtlich Alice im Haushalt zu haben. Er mochte sie wirklich, ja Bella ging sogar so weit zu vermuten, dass er sie wie eine zweite Tochter liebte. Alle paar Tage brachte er ihr kleine Aufmerksamkeiten mit. Sei es jetzt eine sündhaft teure handgeschöpfte Schokolade (welche letztlich Bella aß) oder ein kleines Souvenir. Schnell hatte er heraus gefunden dass Alice ein Fable für Modezeitschriften hatte und bestellte gleich mehrere im Abo nach Hause.

Irgendwie wurde Bella den Verdacht nicht los, dass er Alice ein bisschen bestechen wollte, noch länger hier zu bleiben. Und als sie dies am Abend ihrer besten Freundin erzählte kicherten die beiden über den recht plumpen und offensichtlichen Versuch von Charlie. Carlisle hatte angeboten Charlie jeden Monat ein bisschen was für das Essen und das Wasser zu überweisen, das Alice gezwungenermaßen Mensch spielend verbrauchte, aber Charlie lehnte dankend ab.

Schließlich gehöre sie ja sozusagen zur Familie und da ist das eine Selbstverständlichkeit, Bella war ja auch schon des Öfteren bei den Cullens, sie wäre hier jederzeit willkommen und er freue sich sehr über den quicklebendigen und charmanten Gast, laute-ten seine Worte am Telefon. Irgendwie rührte es Bella wie sich ihr Vater so bemühte diesen Moment des offensichtlichen Glücks aufrecht zu erhalten.

Doch das Verlangen, dass darunter lag, dass jede von beiden hegte, spürten nur die jeweiligen selbst. Doch keine von beiden, brachte den Mut auf, irgendetwas in dieser Richtung zur Spra-che zu bringen, denn diese Seifenblase in der sie einander Nahe sein konnten, würde jeden Moment zerspringen, wenn die je-weils andere plötzlich mit Abneigung reagierte.

Und so lagen sie auch diesen Abend gemeinsam in Bellas Bett, auf den Seiten liegend, die Gesichter einander zugewendet. Über ihnen lag eine selbst heizende Decke, die Bella aus dem Keller ausgekramt hatte. Diese war nun über ein langes Kabel an die Steckdose angeschlossen und produzierte unaufhörlich Wärme, was Bella ermöglichte die ganze Nacht eng gekuschelt an Alice zu liegen, ohne dass sie das Frieren begann. Bei Edward war sie nie auf diese Idee gekommen und irgendwann in der Nacht wich sie doch ein Stück von ihm ab, da es ihrem schlafenden Körper immer zu kalt wurde.

Sie hatten das Haus heute völlig für sich, weil Charlie wegen ein paar Überstunden länger auf dem Revier bleiben musste und erst spät in der Nacht zurückkommen würde.

Gedankenverloren hatte Bella einen Arm um Alice gelegt und spielte mit deren kurzen schwarzen Haaren die wie Seide durch ihre Finger glitten.

„Weißt du dass du wunderschön bist?“, fragte Bella mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Sie könnte die elfengleiche Gestalt ständig ansehen. Und tat es auch meistens.

„Du erzählst es mir jeden Abend wieder“, schnurrte Alice leise, die Bellas Liebkosungen sichtlich genoss und die Augen dabei halb geschlossen hatte.

„Und wenn ich gleiches zu dir sagen würde, würdest du mir nicht glauben und wir würden in einer endlosen Diskussion lan-den“, meinte Alice leicht pikiert aber immer noch völlig verne-belt von Bellas Duft, Nähe und dem gekrault werden ihrer Haa-re. In Bellas Zimmer war der Duft so stark, dass er zusammen mit ihrer Gegenwart auf Alice schon fast wie ein Betäubungs-mittel wirkte.

„Nun ja. Wenn ich auch Unsterblich bin können wir das teilen, und diese Diskussion bis in alle Unendlichkeit führen. Ich würde das gerne tun“, sagte Bella mit einem leichten Lächeln auf dem Lippen, denn einmal war da die Vorstellung, wie sie noch nach weiteren hundert Jahren über diese „du bist schön – nein du bist schön“ Sache diskutierten, keiner von beiden nachgebend.

Alice Augenlieder flackerten leicht als sie langsam die Augen öffnete. „Die Diskussion bis in alle Unendlichkeit mit mir teilen? Es gäbe da noch so viel mehr...“, sagte Alice in Verhei-ßungsvoller Stimme. Wie bitte? Bella musste schlucken, ihr Herz beschleunigte sich und eine leichte Röte stieg ihr in die Wangen. Das kleine Sehnsuchtsvolle Tier, das sich nach Alice sehnte, war in ihrem Inneren erwacht und stürzte sich auf diese Worte wie auf ein gefundenes Fressen.

„Beispielsweise könnte ich dich in schöne Kleider quälen, je nach dem was die jährlichen Kollektionen so bringen“, sinnierte Alice kichernd.

„Als ob ich mir das als viel stärkere Neugeborene gefallen lassen würde“, murrte Bella, die einer fast irrsinnigen Hoffnung nachgejagt war, Alice könnte ihr aus welchen Gründen auch immer eine wie auch immer geartete Zuneigung für sie gestehen. Das war dann wohl doch zu viel der Hoffnungen und das Tier das Alice so begehrte knurrte Verstimmt auf, ehe es den Kopf wieder nieder legte um Bella wütend von innen heraus an zu starren, ob sie denn nicht endlich etwas tun würde.

„Ich kann sehr charmant sein“, lächelte Alice ihr unschuldiges bezauberndes Lächeln und Bella merkte wie sie schon wieder nachzugeben drohte und murrte daher nur noch mal ohne etwas zu sagen.

„Ich könnte dich mit Schmuck behängen so dass du aussiehst wie ein kleiner Weihnachtsbaum. Ich würde mit dir die Jagd teilen und du glaubst gar nicht wie viele Hobbys man entwickelt wenn man keinen Schlaf braucht“, sinnierte Alice weiter. Der Gedanke, Bella die Welt der Unsterblichen zeigen zu können war für sie unheimlich schön. Denn Bella hatte schließlich ihr die der Menschen gezeigt und nur zu gerne würde sie ihr dieses Geschenk wiedergeben können.

„Außerdem könnten wir noch vieles mehr teilen beispielswei-se...“,

„Die Unendlichkeit selbst?“, fragte Bella zu ihrem eigenen Ent-setzen. Sie sog scharf die Luft ein und Biss sich auf die eigene Lippe, aber die Worte waren schon draußen.

Alice starrte sie mit verklärtem Blick an. Bella schluckte. Das was ihr jetzt herausgerutscht war, war um vieles zweideutiger als alles was ihr sonst so entwich. Ihre Finger hörten auf in Alice Haaren zu spielen und nun ruhte ihre Handfläche sanft auf der Wange von ihrer besten Freundin.

„Die Unendlichkeit selbst?“, fragte Alice. Auch ihr Sehnen klammerte sich an diese Wörter, wie ein ausgehungertes Tier an seine Beute. Sie spürte wie Bellas Herzschlag sich beschleunigte und wusste ganz genau, dass ihre Freundin da gerade etwas aus-gesprochen hatte, was sie lieber für sich behalten hätte.

Es war als würde sich die Luft verändern. Dünner werden. Oder kam es Bella nur so vor als würde sie schwerer atmen können? Vorsichtig lehnte sie sich vor. Nicht weil sie es bewusst wollte, sondern weil irgendetwas in ihr sie dazu trieb. Ihr kleines Tier im Inneren drängte sie weiter. Nur noch ein paar Finger breit Luft standen als kaum merkliche Barriere zwischen den Beiden.

Alice Blick glitt von den sanften Augen die sie so fesselten langsam tiefer zu den zartrosa Lippen von Bella hinunter. Eine Vision erfasste sie, wie sich Bella langsam weiter nach vorne lehnte. Vorsichtig. Die zweite Hand unter Alice Hals schob und dann zaghaft mit ihrem weichen Mund den von Alice berührte. Alice goldene Augen verdunkelten sich. Aus Bernstein wurde verlangendes Schwarz. Doch nicht nach dem Blut auch wenn dieses das verlockende Blut nun rascher und kräftiger durch die Adern pumpte, sondern nach dem Körper ihres Gegenübers. Den Berührungen.

Sie hörte Bellas Herzschlag, wie er sich beschleunigte – hatte ein menschlicher Herzschlag ein Leistungslimit? Es hörte sich nicht so an als würde der Muskel in Bellas Brust seinen Dienst wegen Überanstrengung versagen. Dann hob Bella langsam die zweite Hand, mit einem Mut den sie sonst nicht von ihr kannte. Schob sie vorsichtig unter Alice Hals. Sie beugte sich nach vorne.

Und diesmal war die Vision glasklar und ohne eventuelle andere Zukunftsmöglichkeiten. Bella würde sie küssen. Dann wurde das Bild schwarz. Erschrocken setzte sich Alice mit über-menschlicher Geschwindigkeit ruckartig auf.

Unten hämmerte es an die Tür. Bella schien es als würde sie aus einem Traum im Land der Elfen gerissen werden – was zur Höl-le war das? Alice zog tief die Luft durch ihre Nase ein.

„Ein Wolf!“


*****


Es war mitten in der Nacht als Bella mit Alice voran, die Treppe hinunter rannte. Natürlich ließ es sich die kleine Elfe nicht neh-men, schneller zu sein und war binnen eines Augenblickes an der Türe die sie schwungvoll öffnete. Den einen Arm hatte sie noch am Türgriff und versperrte somit den Weg ins innere. Sie hatte jeden erwartet aber…

Dann war auch Bella unten angekommen.

„Leah?“ echoten beide gemeinsam als die das bekannte Gesicht im fahlen Mondlicht erblickten.

Diese kickte mit dem Fuß die Türe bis zum Anschlag so heftig auf, dass diese schwungvoll und mit gesplitterten Brettern auf-flog und gegen die Wand krachte.

Sie stürmte an Alice vorbei herein und richtete ihren Blick wut-entbrannt auf Bella. Ihr ganzer Körper war angespannt, leicht zitternd, denn der Wolf der in ihrem inneren war, wollte ausbre-chen.

Alice war fauchend vor Bella getreten und fixierte Leah mit einem Blick, dass es Bella kalt den Rücken hinunterlief. Die beiden sahen sich an, als würden sie einander gleich die Kehlen durchbeißen.

„Was... was zur Hölle soll das?“, fragte Bella mit einer Stimme die zwei Oktaven höher war als ihre sonstige.

„Was das soll? Was das soll?“, bellte Leah hysterisch die vor Wut noch stärker zitterte. Oh Gott sie kannte das von damals als sie einen Wolf geschlagen hatte. Sie war kurz davor sich zu verwandeln.

„Das selbe könnte ich dich fragen!“, schnautze Leah Bella an. Die blickte nur irritiert zurück.

„Hör auf in so einem Ton mit ihr zu reden du stinkender Kö-ter!“, fauchte Alice in geduckter Haltung. Sie würden jeden Moment auf sie losgehen.

„Wohooa. Scheiße beruhigt euch!“, rief Bella entsetzt da die Situation jeden Moment zu eskalieren drohte und die beiden sich angriffen.

„Was ist los?“, sagte sie jetzt mit harter aber ruhiger Stimme zu Leah.

„Was lost ist?“, echote diese erneut, „dass solltest gerade du wissen!“

Bella wusste nicht. Sie schüttelte den Kopf, die Arme trotzig vor der Brust verschränkt.

„Jacob!“ Sie verdrehte die Augen, einen weiteren Zornesschauer unterdrückend.

„Was ist mit ihm?“, fragte Bella, die immer noch keinen blassen Schimmer hatte.

Alice grollte immer noch vor sich hin. Beruhigend legte Bella ihr eine Hand auf die Schulter und der Laut in Alice' Kehle wurde leiser.

Leah hob den Finger und deutete auf Bellas Hand die auf Alice ruhte. Ihre Augen spuckten förmlich Feuer.

„Das ist mit ihm! Du bist so krank im Kopf Mädchen! Schlimm genug dass du mit den Gefühlen von Jacob und Edward gespielt hast, aber jetzt auch noch etwas mit einer dritten Person anzu-fangen!“

Alice schluckte. Was sagte Leah da? Seit wann hatte Bella etwas mit ihr… angefangen?

„Guck nicht so blöd, Blutsauger du weißt was ich meine. Ich hab es satt, dass Herzen gebrochen werden nur weil irgendje-mand ständig die Gefühle wechselt und meint sich einen neuen Gefährten suchen zu müssen.“

Langsam dämmerte es Bella worum es hier ging. Und sie wusste auch warum es Leah so verrückt machte – und zwar aufgrund ihrer eigenen Vorgeschichte mit Sam und Emily. Und jetzt ver-glich sie die Situation mit sich selbst. Was wäre wenn, Sam ihr noch einmal und dann auch Emily das Herz brechen würde, weil ein drittes Mädchen kam. Oder dann in diesem Fall ein Junge? Ohne dass sie es wollte, klopfte bei dem Gedanken an die femi-nine, zierliche Alice, als ihre Freundin, ihr Herz ein wenig ra-scher.

„Ich habe nichts verbrochen“, meinte Bella eisern. Ihre Stimme zitterte ein wenig.

„Von wegen! An dem Abend als du bei ihr Zuhause warst und ihr Black Swan geschaut habt – ja ich weiß das! - bist du gleich zu Jacob gerannt und hast ihm brettel breit die Situation erklärt!“

Langsam begannen auch die Rädchen in Alice Kopf zu klicken. Der Abend an dem Bella plötzlich grundlos aufgesprungen war und ins Reservat fuhr.

„Ich habe sie gerochen und dann kam es über mich – blah blah blah!“, bellte Leah weiter. „Und weißt du was? Ich muss mir diese kranke Geschichte auch noch jeden Tag anhören! Du glaubst ja gar nicht wie pervers Jacobs Fantasien sind. Wie er sich euch vorstellt, wie ihr.... ARGH! Gott er hat doch ständig mit dir telefoniert und ich weiß dass sie seit Wochen bei dir ist.“

Noch eine Welle der Erschütterung wallte durch Leahs Körper.

„Und du!“ sie wendete den Blick auf Alice „du machst bei die-sem kranken Spiel auch noch mit. Du schläfst mit der Verlobten deines Bruders!“

„Ich... ich schlafe nicht mit ihr“, meinte Alice jetzt verwundert. Einerseits sah sie hier unmittelbar eine Gefahr vor sich und Bella und andererseits rasten in ihrem Kopf die Gedanken hin und her wie Ping Pong Bälle.

Bella hatte Jacob an dem Abend erzählt.... ja was erzählt? Hatte sie sich doch nicht getäuscht? Sich nichts eingebildet?

Jetzt trat Bella einen entschiedenen Schritt nach vorne. Irgend-wie schien sie gewachsen zu sein. Jeder einzelne ihrer Muskeln war angespannt. Ganz automatisch war sie an Alice vorbeigetre-ten und hatte sich zwischen Leah und diese gestellt.

„Und wenn es so wäre – dann ist das verflucht noch mal meine Sache! Du kommst hier mitten in der Nacht in mein Haus, zer-trümmerst die Türe, und jetzt wagst du es auch noch meine Ali-ce derart anzureden?!“, der Nachdruck ihrer vor Wut zitternden Stimme war in jedem Wort zu hören.

'Meiner Alice?', dachte sich die Vampirin. Ein nervöses Kribbeln ob der Situation und dieser Worte machte sich in ihr breit.

Und dann explodierte Leah. Bella die direkt vor ihr stand wurde zurück geschleudert und krachte mit dem Kopf hart gegen den steinernen Körper von Alice. Sterne tanzten vor ihren Augen und sie sank in sich zusammen.

Der Wolf wie er nun in voller größer in Charlies Wohnzimmer stand bekam vor Schreck geweitete Augen. Leah hatte sich nicht verwandeln wollen. Und erst recht nicht hatte sie Bella verletzen wollen.

Ein panisches und zugleich wütendes Aufheulen, dass einem Donnergrollen gleich kam entwich Alice Mund und sie sah we-niger wie die zierliche Elfe sondern eher wie ein todbringender Dämon selbst aus, als sie sich auf den Wolf stürzte und diesen mit dem Wunsch zu töten packen wollte.

Verstört duckte sich Leah weg und zwängte sich mit Schwung durch den Türrahmen, wobei sie diesen an den Seiten zerbarst weil sie zu breit war. Dann stürmte sie mit aller Schnelligkeit die sie aufbieten konnte vom Haus der Cullens weg. Es dauerte keine zwei Sekunden, da war ihr Schemen im Wald verschwun-den.

Geladen wollte Alice hinterherjagen doch ihr Blick richtete sich auf Bella die am Boden lag und die Augen geschlossen hatte.

„Bella?“, rief sie in blankem Entsetzen und kniete sich nieder. Sie legte eine Hand an ihre Stirn und hörte zu ihrem eigenen Beruhigen dass das Herz des Mädchens noch schlug. „Oh ich bringe diesen Köter um…“, murmelte sie dann leiser.

„Bella... Bella“, sagte sie dann sanft und streichelte die Wange der Bewusstlosen. Es dauerte ein paar Sekunden ehe deren Au-genlieder flackerten und sie nach oben in die sorgenvollen Au-gen von Alice blickte. Vorsichtig streichelte diese ihre Wange. Es zog ihr den Magen zusammen, als sie Alice so sah.

„Hast du... hast du dir weh getan?“, fragte Bella mit brüchiger Stimme.

„Du fragst mich ob ich mir weh getan habe?“, fragte Alice die es kaum glauben konnte. Selbst wenn sie gerade aus der Bewusst-losigkeit wieder aufgewacht war konnte sie nur an das wohl anderer denken. „Ein Mensch der sich einem Werwolf gegen-über stellt um einen Vampir zu beschützen. Ich habe selten et-was so verrücktes gehört. Du bist ein Dummerchen.“ Es sollte tadelnd klingend doch ihre Stimme war geradezu zärtlich und liebevoll, während ein leichtes Lächeln auf ihren perfekt ge-schwungenen rosa Lippen lag.

Versonnen blickte sie Bella an, einfach nur froh darum, dass es Bella soweit gut ging. Dann änderte sich ihr Gesichtsausdruck wieder.

„Ich fahre dich ins Krankenhaus. Und dann zerreiße ich diesen Köter das verspreche ich dir.“ ihre Stimme wurde dunkler und wieder war das Grollen zurück. Alice Augen waren vor Rage in ein dunkles schwarz Schattiert.

„Nein“, sagte Bella und richtete sich auf. Viel zu schnell. Ihr Kopf pochte und wieder sah sie Flimmernde Punkte vor ihren Augen und wäre zurück gefallen und mit dem Kopf auf den Boden geknallt, hätte Alice sie nicht festgehalten und genau dies verhindert.

Edward wie er einen markerschütternden Schrei los ließ, das Lesesofa in seinem Zimmer zerschlug und durch die berstende Scheibe in die Nacht hinaus sprang. Wie alle Cullens von dem Lärm erschreckt hinterher stürzten und er nur knapp grollend zwischen zusammengebissen Fängen herauspresste, dass ein Wolf Bella verletzt hatte.

„Alice? Alice was hast du gesehen?“ Bella kannte diesen Blick. Alice hatte entsetzt die Augen geweitet. Wenn er dort hinrannte dann bedeutete das...

„Alice!“, sagte Bella jetzt schärfer, „was hast du gesehen?“

„Oh Gott, Edward hat die Situation in meinen Gedanken gese-hen. Er … er ist auf dem Weg ins Reservat.“

Bella stöhne auf. „Das bedeutet einen Krieg!“

Sie richtete sich mit wackeligen Beinen auf. Die Welt um sie herum drehte sich. Ihr wurde übel. Wenn sie das richtig einord-nen konnte, hatte sie eine saftige Gehirnerschütterung abbe-kommen.

„Bella hör auf Unsinn zu machen. Ich trage dich zum Auto und bringe dich ins Krankenhaus“, flehte Alice und legte ihren Arm um die schmalen Hüften von Bella um sie zu stützen. Wahr-scheinlich konnte sie ohne sie gar nicht erst stehen.

Bella schluckte die Übelkeit herunter und versuchte sich dazu zu zwingen, dass das verschwommene Bild und der Schwindel verschwanden. Dann sagte sie mit entschlossenem Nachdruck: „nein wirst du nicht. Ich werde ins Reservat fahren. Entweder du fährst mich und wir kommen dort heil an oder ich fahre mit meinem Truck, werde auf dem Weg bewusstlos und knalle dabei mit dem Wagen in einen Baum, was mich umbringt. Entscheide dich.“

Alice gab nach. Sie wusste nicht was sie gegen diesen Ton hätte erwidern sollen.


*****


„Bist du blöd oder was?“ - hallte es in Leahs Kopf das ganze Rudel war auf den Beinen. Alle hatten sich gegenseitig alarmiert und jetzt war eine Massenpanik im Reservat ausgebrochen. Zu den ganzen Stimmen in ihrem Kopf hallten nur ihre Pfoten die in gleichmäßigem zügigem Rhythmus über den Waldboden trommelten.

„Scheiße das wird uns alle umbringen Schwester“ - kam es von Seth.

„Die Cullens werden kommen da bin ich mir sicher“, kam es von Embry.

„Ruhe!“, ertönte da die Stimme von Jacob.

Leah zitterte panisch. Was hatte sie da nur verbockt? Sie konnte seine Wut spüren, dass sie seine geliebte Bella verletzt hatte. Und dass er sie am liebsten selbst zerreißen würde. Doch er musste jetzt das Rudel beschützen, denn auch sie war sich si-cher: Einer der Vampire würde auf jeden Fall kommen um sie zu erledigen. Und das war Edward.

Ihre Pupillen weiteten sich vor Angst und ihre Pfoten trugen sie noch schneller zurück ins Reservat. Nicht dass sie Angst vor einem Vampir an sich hatte, sondern davor was sie angerichtet hatte. Sie hatte den Pakt gebrochen und damit das komplette Rudel gefärdet.

„Quil, Sam, Embry ihr lauft in Richtung des Cullen Hauses. Schaut dass ihr gegen dem Wind bleibt damit sie euch nicht rie-chen.“ Und dennoch spürten alle anderen wie er, wie sinnlos diese Vorsichtsmaßnahme war. Edward steckte wahrscheinlich bereits mitten in ihren Gedanken. „Greift nicht an. Wenn ihr seht dass jemand kommt dreht ihr sofort zurück. Leah du bist sicher dass die Blutsaugerin dir nicht nach ist?“

„Ja. Sie ist bei Bella geblieben.“ teilte sie den anderen kleinlaut in ihren Gedanken mit. Hoffentlich ging es Bella gut. Der Ge-danke, dass sie vielleicht einen Menschen umgebracht hatte, ließ einen sauren Geschmack in ihren Mund steigen, während sich ihre Eingeweide verknoteten.

„Wenigstens etwas“, murrte Jacob. „Wenn sie angreifen über-nehmen Sam und ich Edward. Er kann unsere Gedanken lesen und ist somit der Gefährlichste. Ihr anderen teilt euch gleichmä-ßig auf alle anderen auf.“

Alle spürten eine aufkommende Hektik und Spannung. Von einer Sekunde auf die andere stand ihr aller Leben auf dem Spiel.

'Oh Gott und das ist meine Schuld', dachte Leah verzweifelt für alle hörbar. Die Schuldgefühle nagten zehrend an ihr.

„Hör auf zu murren es ist eh schon zu spät“, meckerte Quill.

„Ruhe verdammt noch mal, wir müssen uns konzentrieren“, sagte Jacob und sofort verstummten die Gedanken als der Ton des Leitwolfes durch seine Stimme durchdrang.

Und dann rochen sie die Cullens. „Sie kommen alle“, fügte Sam noch hinzu und dann drehten sie um, um zurück zu den anderen zu rennen.

Alle Wölfe schlossen sich um Jacob, der an der Spitze stand und blickten gespannt in Richtung des Waldes, welcher auf der ge-genüberliegenden Seite der Lichtung lag. Jeden Moment würden sie da sein. Dann erschien die erste Gestalt zwischen den Baum-stämmen. Es war Edward, der schnellste von allen. Sämtliche Muskeln im Rudel spannten sich einheitlich, die Ohren angelegt. Ein gemeinsames, bedrohliches Knurren.

Keine 10 Meter vor Jacob kam er zum Stehen. Den Kiefer zu-sammengepresst und pure Wut aus den Augen funkelnd. Diese Augen waren dunkel. Wütend. Mordlustig. Jacob lief ein Schau-er durch Mark und Bein als er ihn so sah. Der Wolf in ihm erin-nerte sich an die Gefahr die ein Vampir mit sich brachte – vor allem ein in Rage geratener.

„Leah. Komm. Her.“ presste Edward hervor. Seine Stimme zit-terte bei dem Grollen.

Die Angesprochene zog den Kopf ein wenig ein und Jacob knurrte. Sogleich tat ihm das ganze Rudel dies nach.

„Niemand wird zu dir kommen“, sprach Jacob es in Gedanken aus.

„Entweder... sie kommt freiwillig. Oder. Ich erledige euch. Al-le.“

Wieder ein gemeinsames Knurren des Rudels dass sich langsam bewegte und vor Leah zusammen schloss. Niemals würden sie einen der ihren einem Vampir ausliefern, auch wenn dieser einen noch so schweren Fehler begangen hatte.

„Versuch es doch! Dann erledigen wir dich!“, knurrte Jacob zurück.

Edward war angespannt und wollte lospreschen in dem Moment als die anderen Cullens auf der Lichtung erschienen.

„Edward hör auf!“, war da Carlisles Stimme. Und sie hatte et-was Bestimmendes und Drohendes an sich. Nichts in seinem sonst so gutmütigen Gesicht war noch freundlich. Es war völlig ernst.

„Nein“, knurrte Edward.
Und dann war das röhrende Geräusch des Porsche zu hören, der mit Höchstgeschwindigkeit die Straße entlang preschte. Nur einen Moment später kam Alice mit quietschenden Reifen zum Stehen. Immer noch wie paralysiert dass sie Bella gewährt hatte ins Reservat gefahren zu werden, blieb sie auf dem Fahrersitz hocken und blickte starr geradeaus.

Bella war die Erste die Ausstieg. Mit wackeligen Beinen knallte sie die Türe zu und verfluchte sich selbst für den Lärm den sie veranstaltet hatte denn ihr Kopf der empfindlich reagierte schmerzte dadurch höllisch. Sie stütze sich mit den Händen an der Karosserie ab.

Alice immer noch benommen und überrumpelt von Bellas Ent-scheidung stieg aus. Ein gequälter Blick von Edward traf sie.

'Ich konnte sie nicht zurück halten', sagte sie in Gedanken an ihren Bruder gerichtet.

„Natürlich hättest du“, knurrte er, ihre Gedanken lesend. „du bist ein Vampir, kein schwacher Mensch.“

'Vielleicht ist das die Einstellung, die uns dieses ganze Schla-massel beschert hat.' dachte sich Alice den Blick auf Bella ge-richtet, die jeden Moment um zu fallen schien. Sie tappste lang-sam zwischen die Wölfe und die Cullens.

Jacob gab ein leicht winselndes Geräusch von sich als er Bella zwischen die Fronten geraten sah. Er wollte nicht dass sie dort stand. Hier würde gleich die Hölle ausbrechen.Bella versuchte den pochenden Schmerz im Kopf zu ignorieren, richtete sich auf und drehte den Wölfen den Rücken zu. Edward erschrak über diese Geste. War sie denn des Wahnsinns sich dort hin zu stel-len, wo jeden Moment das Zentrum des Schlachtfeldes seien sollte?

„Liebling komm da weg“, bat er mit leiser aber drängender Stimme. Sie starrte ihn direkt an. Und dann drehte sie sich kurz um, damit sie Jacob anfunkeln konnte.

„Seid ihr...“, begann sie langsam und leise. Bella machte eine Pause.

„Seid ihr alle bescheuert oder was?“, brüllte sie dann, die Schul-tern durchgestreckt und den Kopf erhoben. Ihre eigenen Worte knallten gegen ihre Schädelwände und der Schmerz der darauf-hin ihren Verstand einnahm, hätte sie fast übermannt.

Edward als auch Jacob zuckten leicht zusammen wie unflätige Erstklässler die von ihrer Lehrerin gerügt wurden.

„Du weil du wegen eines dummen Unfalls, in ihr Territorium reinplatzt und damit fast einen Krieg anfängst! Hast du noch alle Tassen im Schrank? Das war überhaupt nicht Leahs Absicht mich zu verletzen.“ Mit diesen Worten war sie direkt vor Edward getreten und stoch ihm ihren Zeigefinger in die Brust. Fast zu fest, denn der Finger begann sofort zu schmerzen, doch sie ignorierte es.

Leah grollte mit leichtem Unmut. Bella war die letzte von der sie in Schutz genommen werden wollte. Wenn die Cullens einen Kampf wollten, dann sollten sie ihn doch bekommen. Sie wür-den nicht gewinnen können, jetzt da die Wolfspopulation aus irgendwelchen Gründen drastisch zugenommen hatte. Die Qui-letue waren den Cullens zahlenmäßig haushoch überlegen.

Alle Augen waren auf sie gerichtet. „Gott ich habe es so satt.“, fauchte Bella. „Dein kranker überbeschützender Gentleman-Scheiß geht so weit, dass du etliche Leben gefährdest! Bist du eigentlich noch ganz dicht im Kopf?“, brüllte sie Edward an.

Diesmal trieb ihr der entstehende Schmerz im Kopf die Tränen in die Augen doch Bella hielt sie verbissen zurück. Normaler-weise begann sie immer zu Weinen wenn sie wütend war – zu was für komischen Reaktionen Menschen fähig waren – aber diesmal hielt sie sie mit aller Gewalt zurück. Sie würde hier nicht als hysterische, aufgelöste kleine Heulsuse stehen. Sie würde hier jedem den Arsch voll geben. Verbal gesehen.

Bei jedem Wort zuckte Edward zusammen. Jedes ihrer Worte war für ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Und das härter, als jeder Unsterbliche es vermochte. Hinter Bella kam ein Knurren von Jacob dass sich mehr wie ein Lachen anhörte.

Sie wirbelte herum.

„Und du!“ Er wich einen Schritt zurück was ein überaus interes-santer Anblick war. Ein Werwolf der vor einem Menschen zu-rück wich. Bella sah aber auch sehr bedrohlich aus. Ihr ganzer Körper schien wie in Flammen zu stehen.

„Du brauchst gar nicht so hämisch zu lachen! Was für ein unfä-higer Rudelführer bist du?“, schnauzte sie ihn an.

Das Rudel begann wieder einheitlich zu Knurren und diesmal waren es alle Cullens die Bella bedroht sahen und das Knurren bösartig erwiderten.

„Verflucht Ruhe!! Tickt außer mir überhaupt noch irgendjemand richtig? Ist Blutsauger oder ein zu groß geratener Köter sein, eine Ausrede um alle Probleme mit bloßer Gewalt zu lösen?“ regte sie sich auf. Noch nie zuvor hatte sie die Wölfe oder die Vampire mit unschönen Spitznamen betitelt, doch diesmal schienen es ihr die einzig richtigen Bezeichnungen.

Alle verstummten.

„Ja du bist genauso ein Idiot wie mein Verlobter Jacob. Wärst du ein ordentlicher Rudelführer hättest du versucht die Sache mit Worten zu entschärfen und nicht Edward zu drohen – und JA ich weiß dass du das Gedacht hast. Es war doch nur ein dummer Unfall. Das zeigt mir was ein jämmerlicher Rudelführer du bist! Jämmerlich, kapiert?“

Carlisle löste sich aus der Menge der Vampire und ging langsam mit erhobenen Händen an Bellas Seite. Er räusperte sich um sein Wort zu erheben, denn Bella hatte mehr als genug gesagt. Sie war natürlich vollkommen im Recht, beide Seiten hatten Mist gebaut. „Sie hat Recht dass wir das sicherlich friedlich abwi-ckeln können. Und ich denke Leah wird auch so ihren Teil ab-bekommen, wenn wir ihr nichts tun.“

Jacob schnaubte zustimmend.

„Ich kann das nicht hinnehmen“, sagte Edward gequält.

Wieder drehte sich Bella um und schnaubte wütend in seine Richtung.

„Oh doch das wirst du. Weil ich es dir sage. Ich bin es leid dass alles nach deinem Dickschädel geht. Und wenn du jetzt nicht sofort deinen kleinen Vampirarsch aus diesem Reservat bewegst, rede ich nie wieder ein Wort mit dir – hast du mich ver-standen?!“

Er knirschte mit den Zähnen und es war das erste Mal, dass er versucht war Bella an zu knurren. „Ich wollte dich nur beschüt-zen.“

„Und es macht mich krank. Es gibt deswegen nur Probleme! Ich ertrage das nicht länger.“

„Du meinst du erträgst mich nicht länger“, seine Stimme hatte einen zögerlichen und gleichzeitig gequälten Unterton, als er es aussprach.

„Ja. Das im Moment auch.“

„Dann ist es vorbei?“, fragte er gequält.

Bella nickte. Sie sah entschlossen aus. „Ich brauche Bedenkzeit. Und jetzt verschwinde aus dem Reservat. Und wenn du willst dass ich trotzdem je wieder ein Wort an dich Richte tust du was ich dir gesagt habe und gehst.“

Jacobs Lefzen zuckten glücklich bei dieser Neuigkeit. Kaum dass Bella mit den Augen gezwinkert hatte war Edward schon in den Wald verschwunden.

„Mein Schwesterchen in spe hat ganz schön Pfeffer im Hintern“, jubelte Emmett auf, den die ganze Situation mehr zu belustigen schien – wie ein guter Streifen im Kino. Das war wieder so ty-pisch er. Keine noch so gefährliche Situation konnte ihm ernst stimmen.

„Ihr solltet auch gehen. Schaut dass Edward keine Dummheiten macht“, richtete Carlisle das Wort an seine Familie.

„Jacob. Können wir vielleicht noch ein paar Worte untereinander wechseln – du weißt dass ich friedliche Absichten habe.“

Jacob sagte seinem Rudel noch etwas bevor sie alle in die Wäl-der verschwanden und verwandelte sich dann.

Bella wendete den Blick ab. Das ganze Geschreie und die Auf-regung rächten sich jetzt. Ihr Kopf schien zu explodieren und gerade bevor sie umkippte war Alice hinter ihr und legte schüt-zend ihre Arme um sie. Erleichtert, dass das ganze Szenario vorbei war, ohne dass jemand zu Schaden gekommen war, ver-grub sie ihr Gesicht in Bellas Rücken. Wäre sie ein Mensch ge-wesen hätte sie wahrscheinlich vor Erleichterung begonnen zu weinen. Ihr Körper jedoch, der solches Verhalten nicht gewäh-ren konnte zitterte deshalb nur leicht.

„Tu so etwas, bitte... bitte, bitte nie wieder!“, jammerte sie schon fast.

Bella lehnte sich gegen den kleinen Körper, froh darüber, dass sie sich nicht selbst mühsam aufrecht halten musste. Sie zuckte nur mit den Schultern. „Also… versprechen kann ich es dir nicht“, sagte sie, auch wenn es sie rührte, dass Alice so erleich-tert war.

„Alice... kannst du mich heimfahren? Ich will gar nicht wissen was Charlie denkt, wenn er Heim kommt, wir nicht da sind, und die Tür in Trümmern liegt.

Alice nickte. „Carlisle – kommst du dann nach? Jemand sollte sich Bellas Kopf anschauen“, wandte sie sich dann noch kurz an ihren Vater.

Carlisle nickte. Dass Bella zu so einer Aktion fähig war beruhig-te ihn zumindest soweit, dass sie nicht gleich jeden Moment tot umfallen würde. Jetzt würde er erst Mal mit Jacob reden müs-sen, um die Sache zu klären. Natürlich hatte er sich erst gewun-dert, dass es Jacob war mit dem er reden würde, aber als sich der Wolf an der Spitze des Rudels – klarer Weise der Rudelführer verwandelte, wusste er dass es anscheinend einen Tausch in der Rangfolge gegeben hatte.

Vorsichtig führte Alice, ihre Arme immer noch stützend und beschützend um Bella geschlungen, ihre Freundin zum Auto und öffnete ihr die Beifahrertüre.

Carina

Anzahl der Beiträge : 250
Anmeldedatum : 25.10.12

Nach oben Nach unten

Fanfictions Empty Re: Fanfictions

Beitrag  Carina Di Okt 01, 2013 2:42 pm

Kapitel 7 …Geschwisterliebe


Zweifle an der Sonne Klarheit,
Zweifle an der Sterne Licht,
Zweifle, ob Lügen kann die Wahrheit,
Aber meiner Liebe nicht.

Hamlet, William Shakespeare









E
s war eine verhangene Nacht als Bella die Augen aufschlug und ihr Zimmer völlig im Dunkeln lag, weil nicht einmal das schwache Mondlicht durch die Wolkendecke drang. Sie spürte etwas kaltes neben sich unter der Heizdecke liegen und befürchtete schon es wäre Edward, als sie die viel kleinere Hand von Alice auf ihrer Wange spürte.

Bella hatte aufgrund der Medikamente die Carlisle ihr gegeben hatte, geschlafen wie ein Baby. Und einmal mehr wunderte sich, was Edward daran so faszinierte Bella beim Schlafen zu zu se-hen. Für sie sahen Menschen die schliefen, dabei leise schnarch-ten, und manchmal ein bisschen sabberten einfach nur dämlich aus. Und da machte leider Gottes auch ihre wunderschöne Bella keine Ausnahme. Was sie genoss, war die Nähe von ihrer Freundin, nicht deren Anblick.

„Hallo Schöne“, sagte Alice mit weicher Stimme und rückte etwas näher an Bella heran. „Tut dein Kopf noch weh?“ Die andere Hand von Alice lag wie ein Kühlpad auf ihrem Hinter-kopf und war mindestens genauso kalt wie ein solches. Das tat wirklich Wunder.

„Nein kaum noch“, sagte Bella erstaunt und richtete sich vor-sichtig auf. „Was... was ist passiert?“, fragte sie leicht benebelt. Das letzte woran sie sich erinnern konnte, war das Alice sie zum gelben Porsche gebracht hatte.

„Du bist bei mir im Auto eingeschlafen“, sagte Alice und strich ihrer Freundin eine Strähne hinters Ohr. Dann ließ sie die Hand tiefer gleiten und massierte vorsichtig Bellas Schulter. „Carlisle war hier und hat dir ein paar Schmerzstiller gegeben... hm... und...“ sie zögerte. „…wir haben deinen Wagen kaputt ge-macht.“

„Ihr habt was?“, fragte Bella irritiert und immer noch leicht schlaftrunken.

„Naja du weißt ja als Leah gestern hier drin ihre Verwandlung hatte und abgehauen ist“, begann Alice vorsichtig.

Bella stöhnte auf als die Erinnerung an den letzten Abend gänz-lich im Detail und in Farbe zurückkam. „Oh Gott Charlie!“

„Ja deswegen ja. Wir hatten tierisches Glück dass er noch nicht zurück war nun und... du bist doch so ein kleiner Tollpatsch. Deswegen dachten wir uns – hey warum nicht eine kleine Bella-war-mal-wieder-tollpatschig-Geschichte inszenieren.“

Bella konnte nicht ganz folgen. „Und was hat das mit der Tür und meinem Wagen zu tun?“

„Naja. Carlisle und ich haben deinen Wagen... in den Türrahmen gepresst. So halbwegs zumindest. Die offizielle Geschichte ist, dass ich mit dir im Auto saß, du geistig abwesend warst und mit dem Auto in die Tür gekracht bist, weil du das Bremsen verges-sen hast. Mir ist wunderlicher Weise nichts passiert, du hast eine kleine Gehirnerschütterung davon getragen, dein Auto ist ein Haufen schrottreifer Blech und voilla - wir konnten das demo-lierte Haus und deine Verletzung erklären.“

„Oh Gott. Braucht man als Vampir eine solch blühende Fantasie um das Geheimnis zu wahren?“, fragte Bella ironisch und schäl-te sich dann aus der Decke. Alice kicherte darauf hin und sah schließlich wieder verträumt zu Bellas Silhouettte. Obwohl sie kein Vampir war, so schien es Alice doch wundervoll anzusehen, wie sie das Licht dass durchs Fenster fiel, auf Bellas Körper ein Schauspiel aus Licht, Schatten und zarten Konturen zauberte

„Ich nehme mir mal kurz eine menschliche Minute...“, murmelte Bella und stand auf nur um schlaftrunken Richtung Badezimmer zu tapsen. Die Geschehnisse des Abends als sie zuletzt in La Push war schwirrten noch in ihrem Kopf. Das durfte doch nicht wahr sein! Verrückte übernatürliche Sache…

Als sie zurück kam und sich wieder zu Alice unter die Bettdecke kuschelte schien sich ihr Geist einigermaßen vom Nebel des Schlafes befreit zu haben, denn sie blickte Alice aus tiefen Au-gen heraus an. Die wusste, was jetzt kommen würde. Sie ahnte es zumindest, denn in Bellas Kopf waren noch so viel mehr Dinge herumgeschwirrt, als die reine Tatsache, dass sich die Wölfe und Vampire beinahe gegenseitig erledigt hatten. Nein sondern, dass da mehr für Alice war und sie verflucht noch mal endlich den Mund aufmachen musste.

Das Tier in ihrem Inneren jubelte und würde es in der realen Welt existieren, würde es Bella mit seiner Schnauze voran stup-sen. Es konnte kaum erwarten, endlich aus seinem Käfig gelas-sen zu werden. Ob es dort dann auf die erhoffte Zuneigung sto-ßen würde, oder ein paar saftige Schellen bekommen würde, war ihm relativ egal.

Bella würde all die Sachen aussprechen die zwischen ihnen la-gen. Oder sie aber miteinander verbanden.

Bella wollte etwas sagen, wollte ihr sagen, was sie alles bewegte. Was ihre Freundin ihr bedeutete. Alice hatte eine Vision nach der anderen, weil Bella ständig ihre Meinung darüber änderte, wie sie Anfangen wollte. Unsicher kaute Bella auf ihrer Lippe herum. Mehrere Minuten vergingen, ohne dass sie etwas sagte.

„Hast du Hunger?“, fragte Alice, die den ständigen Situations-wechsel in ihrem Kopf kaum mehr ertragen konnte, Bella jedoch auch nicht nötigen wollte irgendetwas zu sagen.

Wie auf Kommando gab Bellas Bauch ein lautes Knurren von sich um die Frage zu Bejahen. Wenn dieses kleine Ding in ihrem Körper nicht ein Eigenleben führen würde, würde Bella wahrscheinlich verhungern, dachte sich Alice.

„Ich weiß doch dass ich meinen Menschen regelmäßig füttern muss“, kicherte Alice. „Mindestens 7 Stunden Schlaf pro Tag und regelmäßige Mahlzeiten gespickt mit viel Grün damit dein körpereigener Haushalt in Schwung bleibt.“

„Hört sich an als wäre ich dein Haustier“, moserte Bella, konnte aber ein Grinsen nicht unterdrücken. Das war auch etwas was sie ihr unbedingt sagen musste – dass sie sie immer aufheitern konnte.

„Soll ich auch noch Fellpflege betreiben?“, fragte Alice weiter-kichernd und spielte mit den langen Locken von ihrer besten Freundin.

„Wenn das Liebkosen meiner Haare unter Fellpflege fällt und dir dass das Gefühl gibt, eine gute Halterin zu sein…. Ja ich will ein Haustier sein“, sagte Bella versonnen und wäre glatt wieder eingenickt, wenn ihr Magen sich nicht lautstark noch einmal zu Wort gemeldet hätte.

Gerade schon wollte sie unwillig aufstöhnen als Alice ihre Hand von ihr wegzog und sich aufdeckte, besann sich jedoch eines besseren und sagte sich selbst, dass sie Alice schließlich nicht zum Kuscheln nötigen konnte. Verfluchter Bauch. Oder besser gesagt: verfluchte menschliche Bedürfnisse. Aber dann war da auch das Wissen, das ihr Alice geschenkt hatte – sie würde ein Vampir werden.

„Rührei?“, fragte Alice und hüpfte aus dem Bett. Sie hatte einen seidenen Schlafanzug an. Das dunkle blau stand ihr hervorra-gend. Aber Bella wusste, dass ihr alles hervorragend stand. Wahrscheinlich würde sie Leute dazu bewegen alles zu kaufen, wenn sie als Model dafür herhielt.

In Bellas Kopf spielte sich ein Szenario ab. Alice wie sie mit ihrer zierlichen Gestalt in einen Kartoffelsack gekleidet über den Laufstieg lief und wie durch die Reihen ein „Oh“, und „Ah“ ging. Sie musste ob ihrer eigenen Gedanken schmunzeln.

„Bella?“, kam Alice Singsang so hell und klar wie eine kristalline Glocke direkt an ihrem Ohr. Die kleine Fee hatte sich neben ihr noch mal aufs Bett gekniet, ohne dass sie es bemerkt hatte. Bella wurde knallrot. Sie hatte irgendwas verpasst. „Hmhh?“, machte sie unschuldig.

„Ich nehme das als ein ja“, flötete Alice und war in unmenschli-cher Geschwindigkeit aus dem Zimmer verschwunden. Charlie war nicht mehr im Haus und so musste sie sich keine Sorgen machen, dass er erschrocken darüber war, plötzlich den Besuch in seiner Kücher wieder zu finden. Sie kruschte im Kühlschrank und holte zwei Eier heraus. Oben hörte sie wie die Dusche an-ging. Dann musste sie bei der Erinnerung an ihr erstes Rührei für Bella lachen. Sie hatte mit Esme telefoniert und nach einem einfachen Frühstücksrezept gefragt. „Und dann zerschlägst du die Eier“ und verklepperst sie, waren ihre Worte gewesen. Und Bella bekam Rührei mit Eierschalen. Das hatte ziemliches Ge-lächter am Frühstückstisch gegeben, und wenn es möglich ge-wesen wäre, Alice wäre vor Scham errötet. Diesmal machte sie alles richtig, gab ein paar Kräuter hinzu und gerade als sie fertig war, kam Bella herunter.

Das Gesicht von der heißen Dusche noch gerötet und die Haare noch leicht feucht blickte sie auf den gedeckten Tisch. Musste sie so was machen?, dachte sich Alice und wendete nur mühsam den Blick von ihrer Freundin ab und heftete ihn auf den gedeck-ten Tisch.

„Das ist wirklich lieb… eh..“, sagte Bella die sich immer noch nicht ganz daran gewöhnt hatte, dass Alice es liebte für sie zu kochen. Auch wenn es manchmal in kleinen Desastern endete – wie Rührei mit Schale, Fisch mit Fleisch oder Salat mit Braten-soße. Edward hatte das nie getan. Vielleicht weil er mit seinen Vorstellungen immer noch im letzten Jahrhundert hing, dass ein Frau zu kochen hatte. Sie schüttelte den Kopf. Aber dann ent-sann sie sich. Hätte sie ihn danach gefragt hätte er es getan. Hät-te sie ihn gebeten ins Feuer zu springen hätte er wahrscheinlich auch das getan. Es war doch zum Mäuse melken mit ihm.

„Setz dich, setz dich…“, sagte Alice. Sie wusste nicht wirklich wie sie mit der Situation um Bella weiter verfahren sollte. Sie hatte nichts Ausdrückliches zu Edward gesagt. Zwar schwebten die beiden in einer Art Beziehungspause und dennoch, war sie immer noch seine Verlobte. Und sie. Sie war mit Jasper verhei-ratet. Aber die Dinge hatten sich verändert. Sie liebte ihn immer noch. Nur nicht mehr so. Mehr wie einen großen Bruder. Und einen besten Freund. Beides in einem.

Sie merkte wie Bella beim Essen inne hielt und sie ansah. „Was hast du gesehen?“, fragte sie.

„Hm?“, machte Alice und schien leicht verwirrt.

„Naja immer wenn du diesen abwesenden – um nicht zu sagen dämlichen – Blick bekommst, hast du eine Vision. Also was hast du gesehen?“

„Du bist ganz schön neugierig“, sagte Alice lapidar und lächelte.

„Pfft…“, machte Bella pikiert und schaufelte dann den Rest des Rühreis hinunter. Sie vermutete bereits dass sie auf diese Frage keine Antwort bekommen würde. So sehr wollte sie Alice jetzt auch nicht bedrängen, auch wenn diese ihr dann wahrscheinlich eine Antwort gegeben hätte.

„Ich müsste mal wieder Heim“, begann Alice dann vorsichtig. Bella sah auf. Und ohne dass sie es wollte konnte man in ihrem Gesicht die Verletztheit lesen. Natürlich hatte sie nicht erwartet dass Alice auf immer bei ihr wohnen würde. Und sie auf immer auf dieser wohlig warmen Wolke schweben würden. Sie hatte sich hier mit ihrer Freundin ein kleines Nest der Behaglichkeit gebaut in dem größtenteils die Sorgen von der Welt ‚da drau-ßen‘ vergessen waren. Sie wollte nicht dass es endete und doch war sie sich bewusst das es musste. Ein nicht enden wollender Traum von ihr.

Und Alice sah genau dieses Schauspiel aus Enttäuschung auf Bellas Gesicht. Etwas in ihrem Magen krampfte sich zusammen, denn auch sie fühlte sich hier behaglich und fern der Sorgen. Sie lebte genauso in dieser Seifenblase. Aber auch sie, hatte wie Bella gestern gesehen, dass auch hier die Probleme her kamen. Und von selbst, löste sich nichts. Dazu mussten sie beide etwas tun.

„Carlisle hat mit mir geredet und … nun ja Esme vermisst mich ziemlich“, setzte sie hinzu.

„Natürlich. Verstehe ich“, sagte Bella. Obwohl sie es wirklich so meinte hörte sich ihre Stimme. Natürlich verstand sie es. Und sie fühlte sich sogar ein bisschen schlecht, dass sie Alice so für sich in Beschlag nahm. Es war ihr gerade wie eine Zukunftsangst, dass Alice jetzt ihre Sachen packen würde und dann die meisten Tage wieder im Haus der Cullens verbrachte. Doch Bella würde den Teufel tun und es ihr sagen. Ihr sagen wie sehr sie ihre Anwesenheit glücklich stimmte, und wie - immer häufiger in letzter Zeit - sie daran dachte, Alice auch auf eine andere Art und weise nahe zu sein. Und diese hatte wirklich nichts an sich was freundschaftlich oder schwesternhaft war. Sie schüttelte reflexartig den Kopf, wie sie es immer tat, wenn sich derlei Fan-tasien in ihr Bewusstsein schlichen.


„Ehm. Ich wollte sowieso noch ein paar Hausarbeiten erledigen und…“, Bella beendete den Satz nicht denn Alice war aufge-standen und zu ihr rüber gegangen. Sie beugte sich leicht nach unten, ein Lächeln auf den Lippen als sie in die beiden tiefen braunen Augen in die sie sich am liebsten hinein gelegt hätte, blickte.

„Keine Sorge, ich bin wieder da bevor es dunkel wird“, sagte sie und beugte sich ein Stück weiter zu ihr hin.

Bella atmete den süßen Duft ein, ihr Gesicht nur noch Zentime-ter von Alice entfernt. Halb hatte sie ihre Lider geschlossen als Alice sich vorbeugte und ihr einen Kuss auf die Wange gab, der zur Hälfte auf ihrem Mund landete. Bella wollte die Arme aus-strecken und ihr Gesicht ein kleines Stück weiter drehen. Nein sie wollte es nicht, sie musste es.

Es war nur ein Augenblick der zärtlichen Berührung und als Bella die Augen öffnete war die Wohnung verlassen. Draußen heulte der Motor des gelben Porsche auf und sie hörte das Scharren der Reifen, als der Wagen auf die Straße hinaus fuhr.

Das war Absicht oder? Sowas konnte einem Vampir nicht ver-sehentlich passieren – oder? Der vorsichtigen Berührung nach-fühlend, die immer noch eine unerwartete Wärme auf ihrem Gesicht hinterlassen hatte versank sie in ihren Gedanken.

*****

Die Cullens hörten das Geräusch des Motors schon von weitem. Sie hatten sich alle im Wohnzimmer zusammen gefunden und sahen zur Tür die schwungvoll geöffnet wurde. Herein kam eine Alice die noch quietschvergnügter war als sonst. Der kurze Moment in dem sie der Mut durchzuckte hatte, hing immer noch in ihren Gedanken. Die warme weiche Haut unter ihren Lippen.

„Woho… was denn die miese Laune hier drin?“, fragte Alice mit ihrer Glockenstimme und sah sich um.

Carlisle seufzte. „Alice, wann warst du das letzte mal so abwe-send mit den Gedanken, dass du keine Visionen mehr hattest?“

Alice überlegte „Ehm. Ich glaube noch nie? Doch. Schon“ Sex mit Jasper – schoss es ihr durch den Kopf und dann erst reali-sierte sie, wer dort im Wohnzimmer fehlte.

Emmett und Rosalie saßen gemeinsam auf der Couch. Der Hüh-ne hatte seinen Arm um sie gelegt. Edward mit steinernem Ge-sicht auf der Couch ein hämisches Funkeln in den Augen. Esme wienerte ihre Küche mit ungewöhnlicher Langsamkeit während Carlisle sich an den erhöhten Bartisch hinter ihm lehnte.

„Wo ist Jasper?“, fragte Alice dünn.

„Ho, du hast nicht gesehen wie er weg gegangen ist? Oder was ich ihm gesagt habe?“, fragte Edward hönisch. Allein der Ge-danke, dass er der allwissenden Alice gerade etwas zuvor hatte, gefiel ihm.

„Edward nicht in diesem Ton bitte“, tadelte Esme ihren Sohn ohne dabei mit dem Putzen der Küche aufzuhören. Sie hätte schon längst fertig sein können, wenn sie nicht in diesem lang-samen Tempo arbeitete.

„Wir wollten eigentlich dich fragen, wo er hin ist“, sagte Carlisle und blickte seiner Tochter tief in die Augen. "Uns hat er nämlich nichts gesagt."

Edward schnaubte. Anscheinend schien er sehr wohl zu wissen was los war, hatte die Familie aber unbehelligt gelassen. Es war gar nicht seine Art so zu sein. Ablehnend und Überheblich. Ali-ce konnte sich denken woher dieses Verhalten rührte.

„Ich glaube…“, presste Alice hervor, die versuchte in Jaspers Zukunft zu sehen, welche sich aber ständig wieder änderte, „…Edward und ich… müssen… reden.“ Es war schon fast ein Knurren. Irgendetwas lag hier in der Luft und sie war sich nicht sicher was es war. Auf jeden Fall geboten ihr ihre Instinkte Vor-sicht, gerade bei dem was sie vermutete.

Edward stand auf und fuhr sich durchs Haar.

„Komm wir gehen ein Stück, Schwesterherz“, Wie er das letzte Wort betonte gefiel ihr gar nicht doch sie nickte nur und die beiden verschwanden durch die Terrassentür hinaus. Esme warf den beiden einen besorgten Blick hinterher und wendete sich dann ihrem Ehemann zu.

Dieser zuckte nur ratlos mit den Schultern und verschwand dann in Richtung seines Arbeitszimmers. Anscheinend war hier etwas im Gange dass seine Kinder alleine auskarten mussten, auch wenn er sich um seine Frau sorgte, die sich natürlich all das so-fort zu Herzen genommen hatte. Esme war ein sehr harmonie-bedürftiger Vampir und stets erpicht darauf, dass alle Streitig-keiten innerhalb der Familie friedlich beigelegt werden konnten.

„ Hölle man, Ich glaub `ne Laus hat Edward in den Lullermann gebissen, so knatschig wie der drauf ist“, sagte Emmet ungläu-big und kassierte für diese harsche bildliche Darstellung von Edwards Stimmung einen Knall von Rosalie gegen den Hinter-kopf.

Esme sagte nichts. Wenn Rosalie Emmett ab und an einen … Klaps verpasste, war das ein gänzlich anderes Verhalten als je-nes, das ihre Kinder vor ein paar Wochen an den Tag gelegt hatten. Und natürlich wusste auch jeder der Familie dass Em-mett dem ein oder anderen kleinen Beckerei von Rosalie nicht abgeneigt war.

Alice und Edward waren schon so weit in den Wald hinein ge-rannt, dass auch der best-hörendste Vampir das Gespräch nicht mehr hätte mitbekommen können. Sicher vor den Ohren der restliche Familie entschied sich Edward, dass sie weit genug weg waren.

Er wurde langsamer und auch Alice tat es. Sie hielt einen Si-cherheitsabstand von ein paar guten Metern, denn sie hatte ge-sehen, auch wenn er sich noch nicht genau entschieden hatte, was er ihr sagen wollte, dass vor Wut ein paar Bäume in Mitlei-denschaft gezogen werden würden und auch, dass ihr das Ganze nicht gefallen würde.

Schon krachte es, ein Baum kippte und Vögel stoben über dem Wald auf.

Er war wütend. Endlos wütend.

„Was glaubst du tust du da?“, grollte er sie an. Er hatte sie am Kragen gepackt und gegen einen Baum geschleudert. Als dieser durchgebrochen war, drückte er sie an den nächsten und auch dieser knarrte beängstigend, als würde er gleich nachgeben.

Alice schluckte.

„Ich tue was?“, fragte sie dann ruhig.

„Deine Gedanken haben mir entgegengeschrien als du mit dem Auto hierher gefahren bist – und ich habe es mir nicht nehmen lassen es deinem Jasper zu erzählen.“

Jetzt war sie es die grollte. Woher nahm er sich dieses Recht heraus? Sie wollte nicht nur nach Hause fahren um mit Esme zu reden, sondern auch um mit Jasper ein klärendes Gespräch zu führen. Und laut seiner Aussage, dass er sehr wohl zugehört hatte, musste er das auch mitbekommen haben. Er hatte es ihm trotzdem erzähl."

„Du hast was getan? Los, was hast du ihm erzählt?“ Presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus.

„Hm, lass mich überlegen“, spielte er den Nachdenklichen. „Von deinen perversen Fantasien." Bei diesem Gedanken verzog er angwieder das Gesicht, "Von deinen Zukunftsvisionen wie Bella sich entscheidet dich zu Küssen, oder dich berühren zu wollen. Und beinahe hätte ich es vergessen der kleine Knutscher der BEABSICHTIGT so nah an ihrem Mund gelandet ist!“ Edward hatte sich in Rage geredet. Seine Augen waren schwarz wie Kohle als er Alice anfunkelte.

„Meine Gedanken gehören mir“, sagte Alice stoisch.

„Und Bella gehört mir“, bellte er zurück. Er verzog das Gesicht. „Zu mir.“ Verbesserte sich, als er merkte was er gerade gesagt hatte. Und vor allem wie es klang.

„Gerade noch gerettet“, fauchte Alice, „aber dennoch – genau so fühlt sie sich. Wie Eigentum. Du entscheidest Dinge über ihren Kopf hinweg, lässt sie im Dunkeln über unsere Welt und was alles passiert. Sie hat Bedürfnisse die du nicht erfüllen willst.“

„Weil ich sie nicht verletzen will.“

„Wir wissen beide dass das nicht passieren würde. Es ist kein Ding der Unmöglichkeit. Edward ich weiß was an ihr du so inte-ressant findest“, sagte sie dann. Sie war verärgert darüber, dass er schon wieder so ihre Privatsphäre missachtet hatte. Und nicht nur das alleine – sondern in einigen denkbar schlechten Augen-blicken.

„Sie ist meine Partnerin für die Ewigkeit“, blaffte er.

„Ist sie das? Wenn sie das wäre, und du sie so lieben würdest wie du es sagst – warum hast du uns dann damals genötigt Forks zu verlassen? Ihr Blut singt für dich, natürlich willst du ihr Nahe sein – aber was wenn sie dann erst mal ein Vampir ist? Wenn sie nicht mehr so riecht? Wie stark wirst du dich dann noch zu Bella hingezogen fühlen? Du nötigst sie in eine Ehe die sie nicht eingehen will! Du quetscht sie in jeder ihrer freien Minuten aus. Stellst ihr Fragen ohne Ende. Weil sie das einzige Wesen ist, in dessen Kopf du nicht schauen kannst! Und Edward ich weiß, das stört dich! Und sie fand dich faszinierend – welcher Mensch findet Vampire nicht faszinierend? Es war Faszination nach dem Unbekannten, keine Liebe…“

„Ach und liebst sie?“, fragte er geradezu verhöhnend. Alice wurde stumm als er sie unterbrach. Tat sie das? Fast eine ganze Minute verging während sie tief in sich hinein sah. Doch die Antwort war ihr schon seit langem glas klar.

„Ja tue ich. Und ich werde es ihr auch körperlich zeigen können. Und ich habe gesehen dass sie es auch möchte UND dass es ihr gefallen wird“, sagte sie dann entschlossen. Merkwürdig dass er der Erste war, der es zu hören bekam.

Der Baum krachte durch und sie landeten auf dem Erdboden. Ein scharfer Schmerz durchfuhr ihren Körper als er wütend grol-lend in ihre Augen sah.

„Das wirst du nicht! Du wirst dich von ihr fern halten! Sie ist meine Verlobte! Und sie wird es auch bleiben!“ Ein allzu menschlicher Schauder lief der kleinen Vampirin den Rücken hinunter. Blanker Hass blickte ihr entgegen. Er war geradezu mordlustig.

Dennoch konnte er sich irgendwie beherrschen. Seine Familie, allen voran aber Bella, würden es ihm niemals verzeihen wenn er seinen Gefühlen nachging die er jetzt hatte. Diese Wut in ihm, die kleine Alice einfach zu zerreißen.

„Hast du mich verstanden?“

Alice schloss die Augen.

„Du sollst dich von ihr fern halten – und wehe wenn nicht!“, brüllte er, den Griff verstärkend. Ein knackendes Geräusch in ihren Oberarmen ließ sie zusammen zucken. Dann war er ver-schwunden.

Sie schluckte trocken. Jasper war fort. Edward wollte sie um-bringen. Und sie hatte gerade gestanden, dass sie Bella liebte. Eine Situation die ihr über den Kopf zu wachsen drohte und sich dennoch so richtig anfühlte, wie es schon lange nichts mehr getan hatte.

Carina

Anzahl der Beiträge : 250
Anmeldedatum : 25.10.12

Nach oben Nach unten

Fanfictions Empty Re: Fanfictions

Beitrag  Carina Di Okt 01, 2013 2:42 pm

Kapitel 8 …Letzten Endes


Freudvoll und leidvoll,
Gedankenvoll sein,
Hangen und Bangen
In schwebender Pein.
Himmelhoch jauchzend,
Zum Tode betrübt.
Glücklich allein –
Ist die Seele die liebt.
Egmont, Johann Wolfgang von Goethe






E
s war anders mit ihr. Anders als es damals für ihn mit Jacob war. Damals hätte er es toleriert. Warum jetzt also nicht?, fragte sich Edward selbst, als er auf Bellas Bett wartete. War es der Fakt dass sie eine Frau war? Natürlich fand er es unnatürlich. In der Zeit in der er geboren wurde, war so etwas verpönt. Er biss die Zähne zusammen. Vielleicht hatte er Jacob auch nicht als eine wirkliche Konkurrenz angesehen wie er es jetzt mit ihr tat? Und langsam kam er darauf. Er hatte sich darauf verlassen, dass Bella bei ihm bleiben würde, weil er ihr die Unsterblichkeit schenken konnte. Er konnte ihr die Möglichkeit geben für immer bei den Cullens zu bleiben. Und Alice… Alice konnte das auch. Beinahe wäre ihm ein Grollen entfahren als er daran dachte, wie sie behauptete sie könne auch andere Dinge.

Er würde das klären. Alles würde wieder in Ordnung kommen. Dann hörte er Bellas Schritte auf den Stufen und versuchte sein Gesicht nicht allzu verkrampft aussehen zu lassen. Es ging hier schließlich nicht darum sie zu irgendetwas zu überzeugen, son-dern ihr zurück auf den richtigen Weg zu helfen. Seinen Weg. Die Tür schwang auf.

In weniger als einem Augenblick war er bei ihr und nahm sie in die Arme. Vorsichtig, um ihr auch ja nicht weh zu tun.

„Hallo Liebes“, sagte er und beugte sich hinunter um sie zu küs-sen.

Sie drehte den Kopf zur Seite und versuchte in von sich weg zu schieben was ein hilfloses Unterfangen war, denn mit seiner Stärke konnte er sie problemlos fest halten. Bella hatte über-haupt nicht damit gerechnet ihn hier vor zu finden, aber es war ja nicht das erste Mal, dass er ging und kam wie es ihm beliebte. Sie dachte an den Tag als er sie im Wald zurück ließ. Diesmal durchfuhr aber keine Trauer sondern Wut ihr Inneres.

„Was machst du hier?“, fragte sie und sah deutlich die Krän-kung in Edwards Gesicht. Warum redete sie ihn so harsch an? Sie hatten gestritten und eigentlich sollte er sie in Ruhe lassen bis sie sich meldete. Sie fühlte sich übergangen. Wieder mal.

Als Bella nicht damit aufhörte sich von ihm weg zu drücken entließ er sie schließlich und fuhr sich resignierend durchs Haar. Schnaubend ging Bella in Richtung ihres Bettes und setzte sich, trotzig die Arme vor der Brust verschränkend. Edward stand immer noch unentschlossen an der Türe. Das hatte er sich anders vorgestellt. Könnte er doch jetzt nur in ihren Kopf sehen.

„Ist es verboten seine Verlobte zu besuchen?“, fragte er mit ho-nigsüßer und versöhnlicher Stimme als er sich umdrehte. Er machte ein paar Schritte und ließ sich neben Bella nieder. Dann nahm er ihre Hand in die Seine. Sonst konnte seine Stimme sie immer wundervoll einlullen doch dieses Mal schien die ange-nehme Melodie dies nicht zu tun. Natürlich hörte sie sich schön an, aber sie fesselte sie nicht mehr.

„Weißt du…“ er Begann mit ihren Fingern zu spielen und Bella unterdrückte den Impuls sie ihm zu entziehen. Edward war im-mer noch ihr Verlobter.

Unsicher wie er jetzt am Besten anfangen sollte, dachte er dar-über nach was Alice ihm auf der Lichtung gesagt hatte. Eigent-lich wollte er sich ihre Worte nicht zu Herzen nehmen, aber ein Teil in ihm schien zu wissen, dass sie völlig im Recht war. Also warum das nicht zu seinen Gunsten nutzen?

„Nun ja…“ setzte er erneut an. „Ich habe mir das überlegt mit unserer Heirat. Wir müssen nicht heiraten“, sagte er dann. Er sah ihr tief in die Augen und lächelte sie an. Bellas Augen wurden groß. Was hatte er da gerade gesagt? Ehe war ihm doch so wich-tig! Sie konnte es kaum fassen. Er hatte doch nicht wirklich nachgegeben, wo ihm das doch so wichtig war?

„Ich möchte dich in nichts hinein nötigen, was du nicht möch-test“, sagte er mit der verständnisvollsten Tonlage die man sich vorstellen konnte und nahm dann ihr Gesicht zwischen seine Hände. „Wir können uns auch die Ewigkeit teilen ohne dass wir mit einander verheiratet sind. Schließlich ist das ja nur ein Stück Papier.“

Bella war zunächst stumm. „O… okay?“ Ihre Stimme war etwas höher als sonst und sehr unsicher.

„Und da ist noch etwas. Ich stimme zu.“ Wie froh er darum war, dass Bella leicht zitternden Unterton in seiner Stimme nicht hör-te. Es war viel zu leise für ihre schwachen menschlichen Ohren.

„Du stimmst was zu?“, fragte sie.

„Der menschlichen Erfahrung die du machen möchtest. Und danach werde ich dich verwandeln.“ In Gedanken hatte er die Worte seiner Schwester und wenn es ihm das möglich machte, Bella als die Seine zu behalten, würde er jede Karte ausspielen, sagte er sich erneut. Sie war als seine Gefährtin bestimmt und für niemanden sonst. Dann beugte er sich vor und drückte ihr seine eiskalten Lippen auf den Mund.

Bella sog seinen Duft ein. Warm. Herb. Und dennoch störte sie etwas an diesem Geruch. Sie wollte dass er süß und leicht war, nicht so schwer wie seiner. Mehr wie der einer kleinen Fee. Das Gesicht eben jener kleinen Fee tauchte direkt vor ihrem inneren Auge wieder auf und dann sah sie sprechen. Sie erinnerte sich an diese Situation.

„Wohoooh! Moment“, sagte Bella und stand auf, die Augen-brauen wütend zusammen gezogen. Ihre Körperhaltung war vorsichtig und abwehrend, denn sie wusste auf einmal wo sie die Worte die Edward gerade ausgesprochen hatte schone ein-mal gehört hatte. „Was ist hier los?“ Die Sache war von vorne bis hinten faul. Edward mit seiner prüden Verklemmtheit. Sei-nem alteingesessenen Denken. Und jetzt auf einmal hatte er sich um entschieden?

„Meine Unschuld und mein Seelenwohl waren dir immer heilig. Wie kommt es dass du mir das jetzt plötzlich alles offen anbie-test?“ Er lächelte und normalerweise konnte er sie damit immer fesseln. Jetzt jedoch irritierte es sie.

„Bella, Liebling“, begann er.

„Nenn mich nicht Liebling!“, fauchte sie. Er sollte gefälligst genau das ausspucken was sie vermutete.

„Bella“, setzte Edward erneut an, „ich will dir nur geben was du willst. Ich möchte dir jeden Wunsch erfüllen. Und kein prüder Kerl in der falschen Zeit sein.“ Er griff sich an den Kopf. Konn-te sie das denn nicht verstehen?

Prüder Kerl in der falschen Zeit? So drückte er sich nicht aus. Jetzt war sie sich ganz sicher, wo sie all die Worte schon einmal gehört hatte. Und anscheinend hatte er auch eine ähnliche Un-terhaltung gesehen und selbst erlebt.

„Wo ist Alice?“, fragte sie langsam. In ihrer Stimme lag ein drohender Unterton.

„Was spielt das für eine Rolle?“, fragte Edward, der über diesen Ton in ihrer Stimme nur Lächeln konnte. Süß wie sie versuchte ihn zu beeindrucken. Dennoch gefiel es ihm gar nicht dass sie nach seiner Schwester fragte. Schließlich war er doch jetzt hier und sie hatte ihm schon so oft versichert, dass er alles war was er brauchte. Und jetzt war es an ihm, in seinem Erinnern ein Gesicht zu sehen. Er hatte Charlies Worte wieder im Kopf, dass er seine Tochter nicht glücklich machen konnte. Im Gegensatz zu….

„Und jetzt Edward bist du ins Fettnäpfchen getreten! So redest du nie von deiner Schwester!“, sagte sie, „sie wollte gegen Abend zurück sein. Also. Wo ist sie?“

„Nun. Ich hatte ein klärendes Gespräch mit ihr. Keine Sorge, Liebes sie wird dich nicht weiter belästigen.“ Diese Worte und der fürsorgliche Ton der in seiner Stimme mitschwang, brachte sie zur Weißglut.

Edward hörte wie unten die Türe ging. Charlie. Welch ungele-gener Zeitpunkt, dachte er sich.

„Belästigen?“ Bella schrie ihn an. „Belästigen?!! Und was ist wenn ich möchte, dass sie mich belästigt?“ Vielleicht hätte er sich doch anders ausdrücken sollen.

Er hob abwehrend beide Hände „Ich weiß wir haben uns in letz-ter Zeit nicht viel gesehen. Und dass sie ständig hier war muss dich sehr irritiert haben. Aber keine Sorge ich habe mich darum gekümmert, dass sie dich mit ihrer Anwesenheit auf irgendwel-che absonderlichen Gedanken bringt.“

„EDWARD! Alice ist kein Problem! Schon gar nicht für mich! Und sie bringt mich nicht auf absonderliche Gedanken! Wenn dann bringe ich eher sie auf absonderliche Gedanken! Wer hat gesagt du sollst einfach wieder etwas über meinen Kopf hinweg entscheiden? Ich WILL sie in meiner Nähe. Und jetzt wo du anscheinend öfter in ihren Kopf gepiekt hast und ihre Visionen gesehen hast die MEINE Vorstellungen betreffen, lässt du auf einmal deine Edelmütigkeit und eiserne Jungfräulichkeit fallen und bietest dich mir an?“

Schwere Schritte waren auf den Stufen zu hören die nach oben eilten. Die Zimmertür schwang erneut auf, Charlie ins Zimmer eintretend. Bella ließ sich davon nicht irritieren. Natürlich hatte er Edward sofort mit den Augen fixiert.

„Du hast Angst dass ich jemand anderen als dich wollen könnte! Und jetzt versuchst du mich mit sowas zu ködern? Von wegen du lässt mir meinen Willen und mich gehen wenn ich will! Ge-rade jetzt versuchst du mich wieder zu manipulieren! Oder die, die mir lieb sind. Ich falle nicht noch einmal auf deine scheinbar aufrichtige und selbstlose Beteuerung herein, dass du mich oder einen Teil von mir um meinet Willen aufgeben würdest. Das tust du nämlich nicht!“

Bella hatte feuerrote Ohren und ein zorniges Funkeln in den Augen. Ihr Hals schmerzte und ihre Stimme begann bereits hei-ser zu werden, so laut schrie sie Edward an. Dieser hatte aber-mals das Gesicht verzogen. Eine Mischung aus Unglauben, Ent-täuschung und Schmerz.

Charlie räusperte sich als ein paar Momente der Stille eingetreten waren. „Bella Liebling, gibt es ein Problem?“, fragte er harsch, die Augen dabei starr auf Edward gerichtet und seine Hand am Griff seiner Pistole.

Edward rümpfte ob dieser Geste die ihn nicht beeindruckte nur die Nase, ganz zum Missfallen des Cops. Bella drehte sich in Richtung ihres Vaters der seine Augen immer noch auf Edward geheftet hatte.

„Dad, ich muss dir was sagen. Und es wird dich ungemein freu-en. Ich sage hiermit offiziell die Hochzeit mit Edward ab. Samt der Beziehung.“

Ein Grinsen breitete sich auf Charlies Gesicht aus. Das freute ihn wirklich. Darauf hatte er so lange gehofft. Ein Laut der zur Hälfte Grollen und zur Hälfte Schnaufen war entfuhr Edward. „Das kannst du nicht machen!“, knurrte er.

„Das kann ich sehr wohl Edward.“ Er schüttelte energisch den Kopf und versuchte das Grollen in seiner Brust zu unterdrücken. Er war hier her gekommen um alles wieder in Ordnung zu brin-gen. Seine Bella wieder zurück zu ihm zu bringen. Er hatte ihr gerade all das geben wollen, worum sie seit Monaten gebeten hatte: Keine Hochzeit, Sex und ein Vampir zu werden. Und jetzt lehnte sie ab? Er schnaufte einmal säuerlich und stapfte dann in für ihn untypischer Manier zur Türe.

„Ach und Herr Swan.“ Richtete dann Edward seine Augen an Charlie nachdem er Bella noch einmal einen Moment angestarrt hatte, „Ich kann ihnen gerne ein paar Adressen für gute Thera-peuten aufschreiben. Homosexualität ist kurrierbar.“

Dann stürmte er aus dem Zimmer hinaus und unten krachte die neue Türe scheppernd ins Schloss. Bella schoss das Blut ins Gesicht. Wie konnte er sowas wagen? Wie konnte er?! Damit hatte er sich das letzte Fünkchen Respekt verspielt dass Bella nach diesem Gespräch noch für ihn gehabt hatte. Wie tief konnte ein Mensch sinken, sich so von verletztem Stolz leiten zu lassen?

Schweigen.

Charlie räusperte sich erneut, nicht sicher was er sagen sollte. „Wie hat er das gemeint? Oder war das nur eine seiner Allüren um mich zu ärgern?“, fragte Charlie irritiert und sah seine Toch-ter musternd an.

Sollte sie es ihm sagen? Bella schluckte. Würde er sie für ver-rückt erklären?

„Dad? Ich liebe Alice“ Er bekam einen hochroten Kopf, genauso wie seine Tochter und dennoch konnte er ein glückliches Lä-cheln nicht unterdrücken. Bella hatte viele Reaktionen erwartet. Aber nicht diese.

„Tja dann...“, er wusste nicht wirklich was er sagen sollte und verknotete die Hände ineinander. Natürlich war er überglücklich über den Fakt. Alice sozusagen als Schwiegertochter. Jemand liebenswürdigeren für seine Tochter konnte er sich kaum vor-stellen. Und der Gedanke, dass sie nicht unter den Einflüssen eines Mannes sein würde.

„Ehm…“

Wieder schweigen auf beiden Seiten. Die beiden Cullens waren außerhalb von sehr sentimentalen oder geladenen Momenten nicht wirklich gut darin zu reden.

„Weiß sie es?“, fragte er dann betreten.

Bella schüttelte den Kopf. Dann war sie versucht zu nicken. Letztlich zuckte sie mit den Schultern und sah etwas ratlos in Richtung ihres Vaters, als sie merkte, was sie da veranstaltete. Alice wusste vieles. Schließlich hatte sie oft genug in ihrer Ge-genwart sehr spezifische und sehr bildliche Vorstellungen ge-habt.

„Lad sie doch ein… ich muss sowieso noch mal los. Ich…“ er überlegte „… habe etwas auf dem Revier vergessen und wollte dann noch auswärts essen gehen. Ursprünglich.“

Bella war wirklich dankbar über diese glatte Lüge. „Ja ich sag ihr Bescheid – und Dad?... Danke.“

Sie sprach den Dank aus, für das Gespräch dass sie aufgerüttelt hatte. Und für jetzt, als er nicht nur tolerierte, was sie ihm gera-de unterbreitet hatte, sondern dass er aufrichtig darüber erfreut schien.

„Klar doch.“ Er lächelte. Mehr wusste er auch nicht zu sagen und hob dann verabschiedend die Hand bevor er wieder nach unten ging.

Sie sollte Alice anrufen. Das sollte sie wirklich.

****

Ein freudiger Schauer lief durch Alice als sie durch den Wald stürmte. Sie hatte gesehen was da passierte. Bella hatte die Hochzeit annulliert. Sie wollte Alice bei sich haben. Und jetzt. Jetzt wollte sie sich bei ihr melden. Charlie war gerade aus dem Haus verschwunden damit er den beiden ein wenig Zeit für sich lassen konnte wenn sie da war. Mit einem Satz war sie über die Straße gesprungen und kletterte den Baum zu Bellas Fenster hinauf. Sie konnte es gar nicht erwarten.

Bella drinnen war gerade dabei Alice Nummer zu wählen, als hinter ihr eine Melodie ertönte. Erschrocken fuhr sie herum. Und da… da stand Alice ihr Telefon in der Hand, das Display zu Bella gerichtet auf dem deren Name stand. Bella legte auf.

Es kam Alice vor als wäre Bella so schnell wie ein Vampir, als diese die Arme um die kleinere von beiden geworfen hatte und sie in eine feste Umarmung zog. Eine von Bellas Locken kitzelte sie an der Nase und glücklich darüber, Bella wieder bei sich zu haben, sog sie deren Duft ein.

Bella lehnte sich zurück. Entschlossenheit in ihren Augen.

„Alice ich muss dir sagen dass…“

Sie verstummte als ein samtiges Paar Lippen auf ihren landete und schloss die Augen. Alice selbst hatte es weniger geplant mehr war es einfach passiert und sie wollte in keinem Fall dass dieser Kuss aufhörte.

Ein Schauer zog sich über Bellas Körper als die eiskalte Zunge von Alice langsam über ihre Unterlippe glitt und schließlich öffnete sie den Mund übermannt von der Süße die auf Alice Zunge lag. Völlig benebelt von dem Geschmack und dem Duft der sie umwaberte ließ sie sich langsam von Alice in Richtung des Bettes schieben.

Ohne den Kuss zu unterbrechen spürte sie die Bettkannte in ihren Kniekehlen und ließ sich nach hinten Fallen, Alice mit sich ziehend. Diese griff mit beiden Händen in Bellas Haare und fühlte sich als würde sie unter der Wärme ihrer Freundin schmelzen. Ein leises Stöhnen entfuhr Alice als Bella ihre Hände über Alice Rücken tanzen ließ und ihre Hände dann auf ihren Hüften zum liegen kamen.

Sie löste den Kuss und sah nach unten mit Augen, von denen sie selbst wusste dass sie schwarz und lüstern waren und als sie das Verlangen in Bellas Augen sah, schien es ihr als würde ihr nicht mehr schlagendes Herz wieder das Pumpen anfangen.

„Weißt du dass du mir des Öfteren in letzter Zeit ziemliche Kopfschmerzen bereitet hast?“, fragte Alice und dennoch klang sie nicht vorwurfsvoll. Natürlich konnte ein Vampir nicht die normale Art Kopfschmerzen bekommen die ein Mensch bekam. „Du hast so oft deine Meinung geändert… oder sollte ich sagen deine Fantasien?“ sie lächelte kokett und Bella schmolz gerade-zu das Herz bei diesem Anblick „… dass ich völlig verwirrt von den ständig wechselnden Bildern war. Wieso tust du nicht ein-fach was du möchtest?“

Das ließ sich Bella nicht zweimal sagen und zog sofort die kleine Fee wieder nah an ihr Gesicht heran nur um noch einmal in einem Kuss zu versinken der sich wie eine Ewigkeit anfühlte. Vorsichtig löste sie sich dann und spielte mit Alice kurzen Haa-ren.

„Alice… würdest du…?“, fragte Bella mit rauchiger, drängender Stimme die nach mehr verlangte und Alice wusste genau was sie wollte.

„Ja“, antwortete sie, senkte dann ihren Kopf und bedeckte Bel-las Hals mit Küssen, von welchen jeder einzelne einen Schauer durch Bellas Körper jagte.

Carina

Anzahl der Beiträge : 250
Anmeldedatum : 25.10.12

Nach oben Nach unten

Fanfictions Empty Re: Fanfictions

Beitrag  Carina Di Okt 01, 2013 2:43 pm

Epilog

Noch nie hatte Carlisle seinen Sohn so gequält und aufgewühlt gesehen. Die beiden hatten im Wohnzimmer Platz genommen.

„Ich weiß nicht was ich tun soll“, sagte er mit brüchiger Stimme, „… wenn Alice…“

Carlisle viel ihm sanft ins Wort.

„Edward. Du kannst keinem von beiden etwas verbieten.“ Na-türlich hatte er seinem Sohn alles Glück der Welt gewünscht aber er würde es weder Alice noch Bella verwehren, wenn sie es ihm nicht geben konnten.

„Oh Gott ich weiß.“ Er hatte seinen Kopf in die Hände gelegt als die beiden auf der Couch saßen. Seine Stimme war nun mehr nur noch ein flüstern. „Carlisle. Sie… sie schlafen… miteinan-der.“ Er hatte gerade einen Blick in Alice Gedanken geworfen, nur um es gleich wieder zu bereuen. Er zwang sich dazu seine Gedanken von den Bildern der schon entblößten Oberkörper abzuwenden. Ganz zu schweigen von den Gedanken seiner Schwester.

„Nene – echt jetz?!“ Kam es laut von oben. Emmet. Anschei-nend hatte er das Gespräch belauscht. Wie auch nicht in diesem Haus, aber Edward hatte sich auch überhaupt keine Mühe geben wollen diesen Fakt zu verheimlichen. Es würde sowieso bald jeder wissen.

Die Tür zum Wohnzimmer schwang auf.

Emmet stand im Raum. „Is ja superheiß!“

Edward sprang fauchend auf. Das war zu viel für ihn „WAG ES NICHT!“

Emmet hob beschwichtigend beide Hände. „Wow. Alice zieht ne ziemlich heiße Nummer ab.“

„Sie gehört verflucht noch mal zu mir! Ich bin ihr Verlobter!“

Emmett den die Situation mehr zu amüsieren als nachdenklich zu stimmen schien lachte auf. „Na also entweder hat sie jetzt Sex vor der Ehe oder du bist es eben nicht mehr.“

Edward von Sinnen vor Wut wollte auf ihn losstürzen doch Emmett wich aus.

„Hey Mann selber Schuld. Wenn du nicht so prüde gewesen, wäre dir Alice nicht zuvor gekommen. Und jetzt hat sie wahr-scheinlich gerade das hübscheste paar Titten in den Händen, das du noch nicht einmal gesehen hast. Sex is ne geile Sache“

Das „hübscheste Paar Titten“ brachte ihm einen satten Klatscher von Rosalie gegen den Hinterkopf ein.

„Emmett das ist wirklich keine Art mit seinem Bruder zu reden“, sagte Carlisle.

Dieser zuckte nur die Schultern. „Also ich finds heiß.“

„Unsere Beziehung war anderer Art“, knurrte Edward, „es war viel tiefgründiger als das.“

„Na ich weiß nicht. Alice Finger gründen gerade bestimmt auch tief in Bella.“

Ein Aufschrei und Emmett war durch die Wand geflogen. Gera-de schon wollte er zurückschlagen – wer hatte schließlich schon etwas gegen eine kleine Girl-On-Girl-Geschichte?

„Das reicht! Beide!“, sagte Carlisle um Fassung ringend.

„Rosalie, sei so frei und bring Emmett nach oben.“ Er drehte sich zu Edward um der rasend vor Wut war und gegen eine zweite Mauer schlug die zerbröselte. Feiner Staub regnete auf den Boden des Hauses hinunter.

„Edward – bitte zerstöre nicht die Inneneinrichtung“, sagte er dann wieder mit viel Ruhe in der Stimme. „Das wird es nicht besser machen.“ Außerdem würde Esme gar nicht erfreut dar-über sein.

„Und was wird es besser machen?“, fragte Edward.

„Vielleicht ein bisschen Abstand? Geh doch zu Jasper. Er hat gerade angerufen. Wir sollten ausrichten dass er nicht von Al… dass er nicht gestört werden möchte“, besann er sich eines Bes-seren. Jetzt Alice Namen zu erwähnen war vielleicht nicht klug.

„Er ist bei den Denalis in Alaska. Dort kannst du deine Gedan-ken sammeln. Das wäre vielleicht das Beste“, schlug er seinem Sohn vor. Schließlich lebte dort auch immer noch Irina die völlig vernarrt in Edward war, auch wenn er kein wirkliches Interesse an ihr hegte. Dennoch, die Möglichkeit bestand dass er dort etwas Ablenkung finden würde.

Edward schluckte und nickte dann. „Ja vielleicht. Ich… mache mich jetzt auf den Weg.“

Und als er das Haus verließ und in den Wald verschwand, plagte Carlisle dennoch eine Sorge die er nicht begründen konnte, als sein Sohn ging.

Hoffentlich machte er keine Dummheiten.

Carina

Anzahl der Beiträge : 250
Anmeldedatum : 25.10.12

Nach oben Nach unten

Fanfictions Empty Re: Fanfictions

Beitrag  Gesponserte Inhalte


Gesponserte Inhalte


Nach oben Nach unten

Nach oben


 
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten